Freiluftausstellung zeigt Werke aus Region im Weinberg
Zwischen Reben Kunst erleben: Neue Schau zeigt Werke aus der Region im Weinberg
Ungewohnte Anblicke in den Gülser Weinbergen: Bis Dezember sind dort in einer Schau zwölf Werke regionaler Künstler zu sehen. Foto: Thieme-Garmann
Thieme-Garmann

Koblenz. Hoch über den Dächern von Güls bietet sich dem Weinbergwanderer seit Freitag ein außergewöhnlicher Anblick. Am anspruchsvollen Aufstieg zum Heyerberg erwartet ihn entlang der Weinbergmauer ein buntes Band von zwölf Kunstdrucken. Bis Dezember sollen die wetterfesten Werke von Künstlern aus der Region die Landschaft bereichern. Initiator des Projekts Kunst im Weinberg ist das Koblenzer Kulturamt in Kooperation mit den Gülser Winzern und Heimatfreunden.

Alle mitwirkenden Kreativen sind Mitglied in der Arbeitsgruppe rheinland-pfälzischer Künstler (ark), der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM) oder dem Verein Mehrkunst. Ziel des Projekts ist, Wanderern und Weingenießern die regionale Kunst näherzubringen. Dabei können die Exponate sowohl beim selbstständigen Spaziergang als auch im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Die ansässigen Winzer bieten parallel dazu auch Weinproben an.

In Gegenwart vieler vertretener Künstler betonte die Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz das Bestreben der Initiatoren, das Projekt auch in den kommenden Jahren fortzuführen. Zum Auftakt hatten sich die zwölf beauftragten Kreativen mit dem Thema Landschaft auseinandergesetzt. Für ihre Arbeiten verwendeten sie dabei unterschiedlichste Materialien und Techniken vom klassischen Ölgemälde auf Leinwand bis hin zur Fotomontage. Angesichts der unmittelbaren Nähe zur Natur kamen die empfindlichen Originalwerke für diese Art der Ausstellung allerdings nicht infrage, sodass sie im Weinberg nun als Kunstdruck in Einheitsgröße präsentiert werden. Dadurch variieren zwangsläufig die ursprünglichen Maße: Manches Bild zeigt nur ein Detail vom Original, andere können durch die Vergrößerung quasi mit der Lupe betrachtet werden.

Am Beginn der Bilderparade steht eine Arbeit der Ehrenbreitsteiner Künstlerin Sabine Gabor. Das Werk mit dem Titel „Kuh # 11“ entstammt einer Serie von 24 Kuhporträts. Auch das Acrylgemälde auf Holz zeigt nur einen Bildausschnitt des hochformatigen Originals, darauf der Kopf einer Kuh, deren Antlitz auch menschliche Züge zu tragen scheint.

Eine gänzlich andere Arbeit hat die Kölner Künstlerin Julia Schneider mit der Fotomontage „Querdenken“ geschaffen. Zu sehen ist darauf ein Mann, der horizontal zwischen zwei Felsen eingeklemmt ist. Tatsächlich spielt die Szene mit der wechselnden Wahrnehmung, Schneiders Werke basieren auf ihren eigenen lyrischen Texten. Die Arbeit entstand in Kooperation mit dem Freiburger Fotografen Harald Neumann.

Eine Aufnahme vom Bopparder Hamm aus rheinabwärts bildet den Beitrag der Koblenzer Fotografin Isa Steinhäuser. Das in Blau und Weiß gehaltene Bild, so die Künstlerin, sei ein Beispiel für die Faszination, die der Mittelrhein auf sie ausübe. Mit „Horizonte III“ ist indes auch der Bopparder Künstler Aloys Rump in der Schau vertreten. Sein Werk knüpft an eine zwei Jahrzehnte ältere Werkgruppe an, das Motiv der Mischtechnik auf Leinwand schwankt dabei zwischen Abstraktion und Wirklichkeit.

Ihren Beitrag lieferte derweil auch die Koblenzer Künstlerin Elisabeth Hansen – mit einer Mischtechnik auf Karton. Im „Landschaftsfragment 2021-5-2“ wird der Blick in die Tiefe und auf das Detail gelenkt. Bewusst Geplantes und zufällig Entstandenes liegen hier dicht beieinander und beeinflussen sich gegenseitig.

Ihren Abschluss findet die Bildergalerie dann schließlich mit „Nachtlandschaft 2021-6“ des in Neuwied wohnhaften Fotografen Markus Redert. Dank einer speziellen Lichtführung wird Selbstverständliches bei dieser Arbeit ungewohnt deutlich wahrgenommen, Nebensächliches hingegen versinkt im Dunkeln. Das Ergebnis: Ein intensiveres Sehen verbindet sich mit einer stärkeren Reflexion über die Natur.

Weitere Infos zum Projekt unter www.koblenzkultur.de

Von unserem Mitarbeiter Alexander Thieme-Garmann