Max von Schenkendorf gilt als bedeutendster Dichter der Befreiungskriege - 1817 starb er in Koblenz
Zwischen „Freiheitsgesängen“ und „Frommen Jungfraun“: Aus dem Leben des Dichters Max von Schenkendorf
Max von Schenkendorf verbrachte seine letzten Lebensjahre in Koblenz. In den dortigen Rheinanlagen erinnert heute noch eine Büste an den Dichter.
Holger Weinandt

Die Haare kurz und lockig, ein kleines, sorgfältig beschnittenes Bärtchen, der Kopf leicht gesenkt, nachdenklich der Blick. Seit 160 Jahren steht er so amKoblenzer Rheinufer in den Kaiserin-Augusta-Anlagen, nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort am Rheinkavalier, sondern seit der Buga 2011 in der Nähe des Weindorfs: Die Rede ist von Max von Schenkendorf, dem bedeutendsten Dichter der Befreiungskriege, der am 11. Dezember 1817 in Koblenz verstarb.

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Max von Schenkendorf verbrachte seine letzten Lebensjahre in Koblenz. In den dortigen Rheinanlagen erinnert heute noch eine Büste an den Dichter.
Holger Weinandt

Mit dem Denkmal ehrte die Stadt einen der bedeutendsten Dichter der Befreiungskriege gegen Napoleon (1813–1815). Die Anregung dazu hatten am 17. Februar 1861 die „Coblenzer Zeitung“ und Kaiserin Augusta gegeben. Letztgenannte trug auch zu der Spende von 500 Talern bei, die das eigens eingerichtete Denkmalskomitee für die Errichtung des Monuments, mit dem der Koblenzer Bildhauer Johann Hartung beauftragt wurde, gesammelt hatte.

Auf dem die Büste tragenden hellen Steinsockel, unter dem symbolträchtigen Bronzerelief mit Lorbeerkranz, Schwert und Leier, sind die Verse eingraviert, die Ernst Moritz Arndt von Schenkendorf widmete: „Er hat vom Rhein / Er hat vom Deutschen Land / Mächtig gesungen / Dass Ehre auferstand / Wo es erklungen.“ Der politische, der patriotische Dichter – das ist die Rolle, in der man Max von Schenkendorf kennt, den am 11. Dezember 1783 als Spross eines alten Adelsgeschlechts im ostpreußischen Tilsit geborenen Schöpfer der „Freiheitsgesänge“, die nach der preußischen Niederlage gegen Frankreich 1806 entstanden waren.

1813 zog von Schenkendorf seiner schon früh labilen Gesundheit zum Trotz selbst in den Krieg und erlebte als Beobachter des Generalstabs die Völkerschlacht bei Leipzig. Unter ihrem Eindruck verfasste er Gedichte wie der „Frühlingsgruß ans Vaterland“ und das von Karl August Groos vertonte „Freiheit, die ich meine“. Es waren nicht zuletzt diese Gedichte, die ihm 1815 die Berufung als Preußischer Regierungsrat nach Koblenz eintrugen.

Der patriotische, leider auch von nationalsozialistischer Seite vereinnahmte Dichter, der mutige Kämpfer für die Freiheit des Vaterlands – das ist allerdings nur die eine Seite des Max von Schenkendorf. Die andere, die des Verfassers der 1814 veröffentlichen „Christlichen Gedichte. Frommen Jungfraun und Mägdlein zur Weihnachtsgabe“, scheint damit kaum vereinbar. Hier manifestiert sich unverkennbar der Einfluss der neun Jahre älteren Henriette Elisabeth Dittrich, verwitwete Barclay, die von Schenkendorf am 15. Dezember 1812 in Karlsruhe geheiratet hatte.

Max von Schenkendorf auf einem undatierten Stahlstich
Verlag Schnell und Steiner

Gemeinsam mit der in Riga geborenen Schriftstellerin Juliane von Krüdener und dem Augenarzt und mystisch-empfindsamen Schriftsteller Heinrich Jung-Stilling brachte sie von Schenkendorf mit den pietistischen Texten, etwa eines Jakob Böhme, in Berührung. „Den eigentlichen Kern der Unterhaltungen im eigenen Hause wie im Verkehr mit den Freunden bildeten religiöse Betrachtungen, und das gemeinsame Streben aller Freunde war darauf gerichtet, das Erdenleben an den Himmel zu knüpfen“, schreibt Fritz Jonas hierzu im 31. Band der „Allgemeinen Deutschen Biographie“.

Der Geist dieser Unterhaltungen ist auch in den „Christlichen Gedichten“ zu spüren, eine unerwartete Frömmigkeit, hinter der dann und wann doch noch patriotische Gedanken aufblitzen. Wobei zu den „Frommen Jungfraun und Mädchen“ sicher auch von Schenkendorfs 1794 geborene, von ihm geliebte Stieftochter Henriette Elisabeth Barclay zählt, die am 8. Februar 1822 in Bendorf den preußischen Offizier Carl Ernst von Heineken heiratete.

Ein Licht in dunkler Winternacht

Nach der „Zueignung“ eröffnet das Gedicht „Im Winter“ die kleine Sammlung, sechs vierzeilige Strophen mit Kreuzreim, in denen – passend zum Advent – trotz winterlicher Kälte und Dunkelheit doch Liebe und Licht aufleuchten in der freudigen Erwartung von Christi Geburt: „Die Tage sind so dunkel / Die Nächte lang und kalt / Doch übet Sternenfunkel / Noch über uns Gewalt / Und sehen wir es scheinen / Aus weiter, weiter Fern' / So denken wir, die Seinen / Der Zukunft unsres Herrn / Er war einmal erschienen / In ferner sel'ger Zeit / Da waren, ihm zu dienen / Die Weisen gleich bereit / Der Lenz ist fortgezogen / Der Sommer ist entflohn / Doch fließen warme Wogen / Doch klingt ein Liebeston / Es rinnt aus Jesu Herzen / Es spricht aus Jesu Mund / Ein Quell der Lust und Schmerzen / Wie damals noch zur Stund' / Wir wollen nach dir blicken / O Licht, das ewig brennt / Wir wollen uns beschicken / Zum seligen Advent.“