Neuer Standort war Thema im Koblenzer Kulturausschuss - Was in der Sitzung sonst noch wichtig war
Zieht das Stadtarchiv ins Forum Confluentes? Diese und weitere Fragen waren Thema im Koblenzer Kulturausschuss
Die Stadtbibliothek ist bereits untergebracht im Kulturbau des Forum Confluentes, das Stadtarchiv könnte nach Plänen der Verwaltung im Sommer 2024 folgen. Geschlossen werden soll dafür das Romanticum.
picture alliance / Thomas Frey/d

In der Rhein-Mosel-Halle ist der Koblenzer Kulturausschuss Ende vergangener Woche zu seiner ersten Sitzung im laufenden Kalenderjahr zusammengetreten. Neben dem beantragten Denkmal für Manfred Gniffke und neuen Veranstaltungsformaten stand dabei auch die – kontrovers diskutierte – Standortsuche für das Stadtarchiv auf der Tagesordnung. Die wichtigsten Ergebnisse der Ausschusssitzung im Überblick:

Die Stadtbibliothek ist bereits untergebracht im Kulturbau des Forum Confluentes, das Stadtarchiv könnte nach Plänen der Verwaltung im Sommer 2024 folgen. Geschlossen werden soll dafür das Romanticum.
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1) Als langjähriger Brunnenmeister, Stadtführer und Büttenredner gehört Manfred Gniffke zweifellos zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Koblenz – weshalb die Wählergruppe Schängel (WGS) Anfang Februar im Stadtrat ein Denkmal für den 84-Jährigen anregte. Der entsprechende Antrag war nun auch Thema im Kulturausschuss, wo er vom WGS-Fraktionsvorsitzenden Torsten Schupp noch einmal mit Nachdruck beworben wurde.

Es gebe keine andere lebende Person, die sich um die Altstadt in vergleichbarem Maß verdient gemacht habe, begründete Schupp den Vorschlag für das Denkmal, der bei den anderen Fraktionen allerdings auf ein geteiltes Echo stieß. Vor allem auch, weil dessen Umsetzung eine Premiere in der Stadtgeschichte darstellen würde; nie zuvor hat Koblenz eine lebende Person mit einem Denkmal geehrt.

Aus SPD und CDU hieß es in der Folge, man benötige mehr Zeit, um sich fraktionsintern über dieses sehr komplexe Thema zu beraten. Eine vom Kulturamt erstellte „Kriteriengeleitete Entscheidungsfindung zur Ehrung einer lebenden Person“, die in Gniffkes Fall, aber auch künftig als Leitfaden dienen soll, ging den Ausschussmitgliedern offenbar erst wenige Tage vor der Sitzung zu. Ulrike Bourry von den Grünen merkte außerdem an: „Da es noch nie eine solche Ehrung gab, wird es in Zukunft schwierig sein zu begründen, warum die eine Person ein Denkmal bekommt und die andere nicht, weil hierfür einfach der Maßstab fehlt.“ Die Entscheidung wurde schließlich auf die nächste Sitzung vertagt.

Musikfest trifft Stadtklavier

2) Um das gewohnt breite Veranstaltungsangebot der Stadt trotz knapper Kassen aufrechtzuerhalten, hat das Kulturamt einen Antrag auf Gelder aus dem Landesförderprogramm „Innenstadtimpulse“ gestellt. Zu dessen möglichen Profiteuren zählen neben etablierten Formaten wie den – kunstvoll gestalteten – Blumentaschen auch reaktivierte wie die Mitmachaktion „Koblenz singt“ und neue wie die „Fête de la musique“, bei der Bürger, Musiker und Besucher die Stadt am 21. Juni zeitgleich an verschiedenen Orten in Klang versetzen.

Geplant ist außerdem das Format „Urban Piano“, bei dem in der Stadt zwischen April und September Klaviere aufgestellt werden sollen, die für Passanten dann frei nutzbar wären. Eine Antwort, ob und – wenn ja – in welcher Höhe die Förderung bewilligt wird, steht laut Kulturamt allerdings noch aus.

Zwischenbilanz zur Artothek

3) Im September 2021 startete die Artothek Koblenz als gemeinsame Einrichtung des Mittelrhein-Museums und der Stadtbibliothek. Ziel des Projekts ist es, der regionalen Kunstszene eine Gelegenheit zu bieten, sich einem breiteren Publikum vorzustellen. Rund 50 Künstler hatten seinerzeit rund 130 Werke zur Verfügung gestellt, die seitdem gegen eine geringe Nutzungsgebühr für einen begrenzten Zeitraum ausgeliehen werden können.

In der jüngsten Ausschusssitzung zog das Kulturamt nun eine vorläufige Bilanz: Bis Ende des Jahres 2022 konnte die Artothek demnach mehr als 60 ausgeliehene Werke verzeichnen, einige Exponate seien zudem auch verkauft worden. Das System der Ausleihe und Rückgabe funktioniere dabei „grundsätzlich reibungslos, auch wenn der Aufwand für die beteiligten Institutionen nicht zu unterschätzen“ sei, resümierte das Kulturamt und betonte: Das Angebot soll „in dem bisherigen Umfang weitergeführt werden“

Neues Format für die Nachtkultur

4) Um die von Corona in arge Mitleidenschaft gezogene Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region krisenfester aufzustellen, haben sich Vertreter der Branche eine stärkere Vernetzung ins Aufgabenheft geschrieben. Beim jüngsten von bislang drei Treffen hatte die Interessengemeinschaft Anfang Februar angekündigt, ab März eine Testphase zu starten, in der neue Ideen und Konzepte erprobt werden sollen. Das Kulturamt steuert nun seinen Teil zu diesem Vorhaben bei – mit dem geplanten Format „Koblenz kreativ“. Man wolle, heißt es in einer Unterrichtungsvorlage, der Perspektive von Kultur- und Kreativwirtschaft auf diese Weise Raum geben, um sich Gehör zu verschaffen und enger zusammenzuwachsen.

Angedacht ist unter dem Formattitel ein regelmäßiges Programm an wechselnden Orten der Nachtkultur, sprich Clubs oder Bars. Vorstellbar seien dort etwa Interviews mit dem jeweiligen Betreiber und Gästen zu Themen wie Diversität, Nachhaltigkeit, Nachwuchsgewinnung oder Digitalisierung, im Anschluss dann ein lockeres Beisammensein. Unterstützt wird das Projekt von der Digitalen Kooperative Koblenz, einem Zusammenschluss mehrerer Unternehmen der Kreativwirtschaft, die auch die Testphase der Interessengemeinschaft finanzieren. Ein möglicher Starttermin für „Koblenz kreativ“ steht derweil noch nicht fest.

Kontroverse Standortsuche

5) Die Suche nach einem neuen Standort für das Stadtarchiv ist in der Koblenzer Kommunalpolitik gleichermaßen Dauerbrenner und Aufregerthema. Was die jüngste Sitzung des Kulturausschusses noch einmal nachdrücklich unter Beweis stellte. Stein des Anstoßes für die aktuelle Debatte waren dabei neue Pläne der Verwaltung: Wurde zuletzt noch ein Umzug des Stadtarchivs aus der Alten Burg – dort gibt es einen massiven Feuchtigkeits- und Schimmelbefall – ins Schängel-Center in Erwägung gezogen, ist diese Idee nun offenbar vom Tisch.

Das neue Konzept sieht unterdessen vor, das Archiv im Kulturbau des Forum Confluentes unterzubringen, das sich im Besitz der Stadt befindet. Eine Prüfung des Zentralen Gebäudemanagements habe ergeben, dass diese Lösung im Vergleich zur Anmietung von Flächen im Schängel-Center die „deutlich wirtschaftlichere Variante“ darstelle, teilte das Kulturamt mit.

Romanticum soll schließen

Um den notwendigen Platz im Kulturbau zu schaffen, soll das Romanticum nach Rücksprache mit dem Betreiber, der Koblenz-Touristik, noch in diesem Jahr geschlossen werden. In den frei werdenden Räumlichkeiten im Erdgeschoss sollen dann – im Idealfall bereits im Sommer 2024 – Büroräume und Besucherarbeitsplätze entstehen. Das Archiv und ein Besprechungsraum würden derweil in den Keller des Kulturbaus ziehen. Die Kosten für die im Rahmen des Umzugs erforderlichen baulichen Maßnahmen belaufen sich laut Zentralem Gebäudemanagement auf gut 1 Million Euro.

Während Fabian Freisberg (CDU) konstatierte, dass es ihm schwerfalle, „einem solch massiven Eingriff in den Kulturbau zuzustimmen“, äußerte auch Christian Altmaier von den Freien Wählern scharfe Kritik an den Plänen: „In den Kulturbau jetzt noch das Stadtarchiv zu quetschen und anderen Einrichtungen dort Platz wegzunehmen, ist einfach der falsche Weg“, sagte Altmaier. Er brachte stattdessen die Idee eines neuen „Zweckbaus auf der grünen Wiese“ ins Spiel. Fritz Naumann von der SPD wiederum mahnte, es brauche mit Blick auf die untragbaren Mängel in der Alten Burg schnelle Lösungen – und mit der Option Forum Confluentes sei man nun „einen guten Schritt weiter“.

Ähnlich argumentierten in der Folge auch die Grünen und der Leiter des Stadtarchivs, Michael Koelges, der betonte: „Ich habe letztlich zwei Dinge sicherzustellen: das Wohl meiner Mitarbeiter und die sachgerechte Unterbringung des Archivs.“ Für beides sei der Kulturbau geeignet. Das Thema wurde schließlich ohne Beschlussfassung in den Haupt- und Finanzausschuss verwiesen.

David Gieselmann wird Poetikdozent

6) Die Joseph-Breitbach-Poetikdozentur, die seit 2021 gemeinsam von Stadt und Universität verliehen wird, geht in diesem Jahr an den in Köln lebenden Dramatiker David Gieselmann. Neben der Veröffentlichung eigener Theaterstücke und Hörspiele betreibt der 51-Jährige auch einen Blog zum Thema Popmusik. Im Rahmen der Poetikdozentur wird Gieselmann voraussichtlich im Mai und Juni an verschiedenen Orten wie dem Theater Koblenz und der Universität zu Gast sein.