Koblenz
Wohlfühlkonzert auf Papierwolken: Warum Wincent Weiss' Auftritt beim Kaiserfestival ein besonderer war
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Präsentierte auf dem Koblenzer Kaiserfestival seine Hits wie „Unter meiner Haut“ oder „An Wunder“, sorgte bei den Fans aber vor allem auch mit Aktionen fernab der Bühne für große Freude: Wincent Weiss.
Jörg Niebergall

Abklatschen, Selfies machen, Fans umarmen: Wincent Weiss ist ein Star zum Anfassen - das hat er auch bei seinem Auftritt auf dem Koblenzer Kaiserfestival wieder unter Beweis gestellt. Gleich den zweiten Song performt er mitten in der Menge, gratuliert nebenbei noch einer Konzertbesucherin zum Geburtstag, schenkt auch den anderen ausreichend Wohlfühlmomente - und begeistert sogar den "Tiger".

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Laura Lorenz aus Gießen ist eingefleischter Wincent-Weiss-Fan. Da muss dann auch Freund Vural Uguztemur schon mal Opfer bringen. Bereits am frühen Donnerstagmorgen haben die beiden sich vor dem Eingang des Koblenzer Kaiserfestivals postiert, um dann beim Auftritt selbst auch wirklich in der ersten Reihe zu stehen. Für Laura ist es bereits der fünfte Besuch bei einem Konzert des Popstars, für Freund Vural das erste Mal.

Knapp 6000 Musikfans waren zum Auftakt des Kaiserfestivals ans Deutsche Eck gepilgert, um den deutschen Singer-Songwriter aus dem schleswig-holsteinischen Bad Oldesloe live zu erleben. Bereits im Vorjahr hatte Weiss die Massen nach Koblenz gelockt, beim Auftritt jetzt waren es sogar noch einmal rund 1000 Besucher mehr. Viola Harder (16) aus Speyer war auch 2023 schon dabei, hatte es dank guter Planung auch direkt in die erste Reihe geschafft und freute sich einfach auf das musikalische Gesamtpaket, das Weiss und seine Band dann auch ablieferten.

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Gleich beim zweiten Song geht Wincent Weiss auf Tuchfühlung mit dem Publikum.
Jörg Niebergall

Zum Start solo und unplugged mit der Gitarre, wirft sich Weiss den Fans schon beim zweiten Song direkt in die Arme, klatscht ab, macht Selfies – und präsentiert sich als „Everybody's Darling“ zum Anfassen. Der 31-Jährige scheint den Wunschkalender seiner Fans vorab aufmerksam gelesen zu haben. Und die singen dann auch begeistert mit, jubeln ihrem Idol zu und präsentieren stolz ihre selbst verfassten Liebeserklärungen auf Pappkarton. Bei einer von einem Fanclub organisierten Aktion schwenken zudem 2200 Gäste unterschiedlich beschriftete Papierwölkchen und geben dabei eindrucksvolles Bild ab.

Musik gibt es daneben aber natürlich auch noch: Die Hits des ehemaligen DSDS-Teilnehmers wie „Unter meiner Haut“, „An Wunder“ oder „Musik sein“ haben in der deutschen Pop- und Schlagerszene längst Kultstatus erreicht. Und anders als mit „Feuerwerk“ – inklusive einer Rhein-in-Flammen-Show im Miniaturformat – lässt sich solch eine Veranstaltung natürlich nicht beenden.

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Bei einer von einem Fanclub organisierten Aktion schwenken rund 2200 Gäste beschriftete Papierwölkchen, auf denen sie ihre Wertschätzung für Ton-, Lichttechniker und andere Vertreter der Veranstaltungsbranche ausdrücken.
Jörg Niebergall

Zwischendurch nimmt Weiss sich den Nöten und Problemen seiner Fans an, erklärt die Hintergründe seiner Songs, gibt Ratschläge für wissenshungrige Teenager, erzählt von den Anfängen seiner Karriere und gibt einen Einblick in die auch nicht ganz heile Welt seiner Kindheit. Das alles hat er in den Texten seiner Lieder verarbeitet, mal melancholisch, mal nachdenklich, mal etwas rockiger.

Bei einem zehnminütigen Hitmedley zeigt er sich dann allerdings von einer ganz anderen Seite: „Komet“ von Udo Lindenberg, „Ab in den Süden“ von „Buddy, „1000 mal berührt“ von Klaus Lage und zum Finale den Abräumer von Thomas Schilling „Völlig losgelöst“ – da kommt bei den 6000 Konzertbesuchern fast schon Ballermann-Stimmung auf.

Fans aus allen Altersklassen

Doch Weiss holt die Massen im Anschluss schnell wieder runter, stimmt das eher ruhigere Stück „Weck mich nicht auf aus diesem Traum“an, gratuliert „Geburtstagskind“ Carmen nebenbei noch persönlich mit Umarmung zum 60., während die Band „Happy Birthday“ spielt. Alle singen mit: das Pärchen aus Gießen, daneben auch Annika Wieck (22), die extra am frühen Morgen aus Mönchengladbach angereist ist, um Weiss mal ganz aus der Nähe zu sehen – und zu hören.

Die jüngsten Fans in Koblenz dürften dabei gerade mal im Grundschulalter sein. Doch auch der 70-jährige „Tiger“ Herrmann Gerland, ehemaliger Fußballprofi (unter anderem VfL Bochum) und erfolgreicher Trainer (unter anderem FC Bayern München) ist mit Ehefrau Gudrun auf Einladung eines Bekannten nach Koblenz gekommen – und zieht den Altersdurchschnitt ein bisschen nach oben.

Auch dem “Tiger" gefällt's

„Hat uns gut gefallen“, sind sich Gudrun Gerland und ihr Mann nach dem Konzert einig und freuen sich bereits auf den Auftritt von Nena am Freitagabend. „Auch wenn wir dann lieber am Sonntag noch Santiano gesehen und gehört hätten.“ Aber da ist DFB-Trainer Gerland ja bereits wieder mit der U-21-Nationalmannschaft auf dem Weg nach Ungarn. Wincent Weiss muss erst am 6. September wieder ran, und gastiert dann im westfälischen Halle.

Beim Kaiserfestival steht am Freitag, 30. August, um 20 Uhr noch der Auftritt von Nena auf dem Programm. Am Samstag, 31. August, steigt dann ab 16 Uhr die „90er am Eck live“-Party an, am Sonntag, 1. September, treten um 19 Uhr Santiano am Deutschen Eck auf. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Restkarten an der Abendkasse. Weitere Infos gibt's hier.