Mathias Breitschaft kehrt noch einmal zum Musik-Institut Koblenz zurück und zelebriert mit seinem Chor ein beeindruckendes Konzert
Wiedersehen macht Freude: Ein großer Bruckner-Abend als grandiose „Zugabe“ beim Anrechtskonzert in Koblenz
In Bruckners "Te Deum" lief das Solistenquartett - Meike Leluschko (von links, Sopran), Regina Pätzer (Mezzosopran), Thorsten Büttner (Tenor) und Florian Rosskopp (Bariton) - unter der Leitung von Mathias Breitschaft zu großer Form auf.
Arek Glebocki

Koblenz. Das "Auf Wiedersehen!" Ende vergangener Saison wurde schnell eingelöst: Der nach zehn Jahren als Chorleiter des Musik-Instituts Koblenz jüngst verabschiedete Mathias Breitschaft leitete in Vertretung seines erkrankten Nachfolgers das erste Chorkonzert der neuen Saison - und das mit Bravour.

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Der Übergang war perfekt geplant: Ende vergangener Saison verabschiedete sich Mathias Breitschaft nach zehn erfolgreichen Jahren als Leiter des Chores des Musik-Instituts Koblenz in den Ruhestand – und die Nachfolge war überaus organisch gesichert. Als neuer Chorleiter übernahm Lutz Brenner, Diözesankirchenmusikdirektor des Bistums Mainz, der Chorleitung einst bei Breitschaft studiert hat. Brenners Visitenkarte in Koblenz sollte beim zweiten Anrechtskonzert der neuen Saison die Messe Nr. 1 d-Moll und das „Te Deum“ von Anton Bruckner werden, zwei herausfordernde Werke, die für jeden Chor einen Prüfstein darstellen.

Doch dann hagelte es drei Absagen: Nicht nur zwei Gesangssolisten mussten ausgetauscht werden, sondern auch – weit zentraler – der Dirigent. Und so übernahm Mathias Breitschaft für seinen erkrankten Nachfolger die Einstudierung und das Dirigat für das Programm anlässlich Bruckners Geburtstag vor 200 Jahren. Einerseits in Hinsicht auf das Programm ein heikles Unterfangen – andererseits aber auch die unerwartete erneute Beschäftigung Breitschafts mit dem „Te Deum“, das erklärtermaßen zu den Lieblingsstücken des einstigen Mainzer Domkapellmeisters zählt.

Ende vergangener Spielzeit hatte sich einstige Mainzer Domkapellmeister Mathias Breitschaft nach zehn Jahren als Leiter des Chores des Musik-Instituts Koblenz verabschiedet - nun sprang er für seinen erkrankten Nachfolger im ambitionhierten Bruckner-Programm des ersten Chorkonzert der neuen Saison ein.
Arek Glebocki

So gesehen war das zweite Anrechtskonzert des Musik-Instituts mit besonderer Spannung aufgeladen – und diese sollte in einer bemerkenswerten Leistung aller Beteiligten münden. Schon in Bruckners d-Moll-Messe, die mit ihrer Uraufführung 1864 den Wendepunkt in der Karriere des bereits 40 Jahre alten Komponisten markierte, punktet der Chor des Musik-Instituts mit der Disziplin in der Klangbildung, die ganz wesentlich auf Breitschafts Arbeit fußt. Dazu kommt das Erfassen und Umsetzen der sehr intensiven Textausdeutung, die Bruckners große Messen und schließlich auch sein „Te Deum“ in guten Aufführungen so beeindruckend machen: Jedes Wort ist aus tiefstem Glauben heraus umgesetzt, der Vortrag muss das unbedingt beachten, um nicht nur eine prächtige Fassade zu errichten. Und genau das gelingt in diesem Konzert.

So gerät die d-Moll-Messe – viele Aufführungen des „Te Deum“ wählen als „Rahmenprogramm“ und Vorbereitung deutlich leichtgewichtigere Werke – zur vielversprechenden Einstimmung auf das finale „Te Deum“, bei dem das Solistenquartett, bestehend aus Meike Leluschko (Sopran), Regina Pätzer (Mezzosopran), Thorsten Büttner (Tenor) und Florian Rosskopp (Bariton), sich dann auch deutlich stärker profilieren kann. Besonders Thorsten Büttner gefällt dabei mit der Eleganz, die er den stellenweise an die italienische Oper erinnernden Aufschwüngen der Tenorpartie mitgibt.

Getragen von der intensiven Durchdringung des Programms durch den Dirigenten Mathis Breitschaft wurde das zweite Anrechtskonzert der neuen Saison des Musik-Instituts Koblenz zu einem großen Abend.
Arek Glebocki

Das „Te Deum“ wie auch der gesamte Abend profitieren davon, dass das Staatsorchester Rheinische Philharmonie dem Dirigat Breitschafts mit greifbarer Aufmerksamkeit folgt und so eine dramatisch feingewirkte Grundlage bietet, auf der der Chor die immensen stimmlichen Anforderungen klug disponieren und erfüllen kann. Das „Te Deum“ ist zwar nur wenig länger als 20 Minuten – doch die haben es für die Sängerinnen und Sänger in sich. Besonders, wenn in den letzten Minuten die hohen Stimmen immer weiter in Extreme geführt werden, zeigt sich die gute Vorbereitung: Es geht nicht um Lautstärke und (solistisch heraushörbare) Durchschlagskraft Einzelner, sondern um einen homogenen, von in allen Lagen gleichmäßig vorgehaltener Energie getragenen Gesamtklang.

Das ist schon einmal mehr, als man von vielen Aufführungen dieses Stückes, auch von namhaften Ensembles, sagen kann – und es wird noch verstärkt von der intensiven Durchdringung des Stückes von Mathias Breitschaft. Wie er Hell-dunkel-Kontraste aufbaut, Glanzpunkte setzt und wieder zurücknimmt, schließlich im Finale (im Gegensatz zu den meisten seiner Pultkollegen) eine letzte Beschleunigung (nach einem kleinen Verstolperer des Chores) brillant umsetzt: All das macht diese „Zugabe“ dieses Dirigenten zu einem seiner besten Konzerte in Koblenz. Dass die Chorkonzerte im Rahmen der Anrechtsreihe nach wie etwas weniger Anklang finden als die reinen Orchesterabende, lässt diesmal nur einen Kommentar zu: Wer bei diesem Konzert ausgesetzt hat, hat tatsächlich etwas verpasst.

Infos zur Reihe der Anrechtskonzerte online unter www.musik-institut-koblenz.de