Als vor elf Jahren das erste Koblenzer Kultursymposium stattfand, diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Medien und Kulturszene aus ganz Rheinland-Pfalz über klassische Themen wie etwa wirtschaftliche Dynamiken des Kultursektors, räumliche Strukturen mit besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raumes und die regionale Vernetzung. Schon damals zog sich wie ein roter Faden durch alle Themen die Erwartung, dass die sich beschleunigende Digitalisierung alles verändern würde – sie wurde als Chance wie auch als Herausforderung verstanden.
Aus der Prognose ist eine Sicherheit geworden: Am Donnerstag widmete sich das Koblenzer Kultursymposium, das zu Gast war im Medienzentrum des Mittelrhein-Verlags, in dem diese Zeitung erscheint, dem hochaktuellen Thema „Die Rolle der Medien in Zeiten von Fake News und künstlicher Intelligenz“. Die wachsende Brisanz digitaler Mediennutzung stand im Zentrum – und trotz unterschiedlicher Bewertungen der Lage waren sich alle Teilnehmenden einig: Medienkompetenz ist essenziell für unsere Gesellschaft.
Mediale Teilnahme an konkreten Orten fördern
Moderatorin Katrin Wolf erinnerte an die Entwicklung des Symposiums zum etablierten Forum für Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft. Anknüpfend daran unterstrich Lars Hennemann, Chefredakteur dieser Zeitung, dass es für ein solches Forum auch konkrete physische Orte brauche – und wünschte sich, dass in den kommenden Monaten über einen solchen Ort in Koblenz nachgedacht werden soll. Vorbilder könnten etwa das jüngst eröffnete neue Media:Forum Trier, das Media:Tor Speyer oder der Media:Turm Ludwigshafen sein, allesamt Projekte der Medienanstalt Rheinland-Pfalz zur Förderung medialer Teilhabe.
Dieser Wunsch wurde von der Politik zumindest vernommen – und das in Person von Heike Raab (SPD), Staatssekretärin und Bevollmächtigte des Landes für Medien und Digitales. Sie unterstrich in ihrem Vortrag die Bedeutung lokaler, verlässlicher Medien gerade in Krisenzeiten und betonte, wie stark sich die Mediennutzung insbesondere junger Menschen in digitale Räume verlagert habe. Die Herausforderung: die Informationsvielfalt zu sichern – und zugleich Plattformen stärker zu regulieren, um Nutzer vor Desinformation und Manipulation zu schützen.
KI-Entwicklungen fordern Rechtsnormen heraus
Aus seiner Erfahrung als Juraprofessor mit Schwerpunkt Urheberrecht heraus beschrieb Theo Enders, wie stark die aktuellen KI-Entwicklungen bestehende Rechtsnormen herausfordern. Um kreative Arbeit auch künftig zu schützen, müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden – ohne dabei die Innovationskraft zu behindern.
Stefan Meier, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Koblenz, spannte den Bogen zur gesellschaftlichen Debatte über Künstliche Intelligenz. Zwischen Euphorie und Skepsis zeige sich, wie KI und algorithmische Plattformen unsere Kommunikationskultur verändern. Lern- und Medienverhalten entwickelten sich grundlegend weiter – aber auch mit dem unerwünschten Effekt, dass populistische Botschaften durch einfache, emotionale Inhalte im Netz verstärkt würden. Die Konsequenz: Öffentliche Debatten polarisieren sich stärker, während differenzierte Argumente zunehmend untergehen.
„Medienkompetenz ist unerlässlich“
Der Konsens des Symposiums, dass der digitale Wandel mit Bildung, Regulierung und einem Bekenntnis zu einer offenen, reflektierten Medienkultur gestaltet werden muss, hatte schon zuvor die ehemalige Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz (SPD) auf den Punkt gebracht. Sie stellte die Möglichkeiten digitaler Medien in der Bildung heraus und sieht in ihnen großes Potenzial – allerdings nur bei konsequenter pädagogischer Begleitung: „Medienkompetenz ist unerlässlich, um Inhalte zu hinterfragen, Fake News zu erkennen und verantwortungsvoll mit Daten umzugehen.“