Koblenz
Von Sgraffito bis Konzertmuschel: Das waren die Themen im Koblenzer Kulturausschuss
Auf einer Wiese am neu benannten Philipp-Dott-Weg in Koblenz-Güls soll dieses Sgraffito des gleichnamigen Künstlers aufgestellt werden.
Philipp-Dott-Sammlung Marita und

Der Koblenzer Kulturausschuss kam am vergangenen Donnerstag zu seiner vorletzten Sitzung im laufenden Jahr zusammen. Von Kunst am Bau über Nachwuchsförderung bis hin zur Bundesgartenschau stand dabei thematisch einiges auf der Tagesordnung. Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

Auf einer Wiese am neu benannten Philipp-Dott-Weg in Koblenz-Güls soll dieses Sgraffito des gleichnamigen Künstlers aufgestellt werden.
Philipp-Dott-Sammlung Marita und

Das neue Nutzungskonzept für die Konzertmuschel ist beschlossene Sache – wenn auch mit einiger Verzögerung: Die ursprünglich für Juli geplante Abstimmung hatte seinerzeit vertagt werden müssen, nachdem kurz zuvor ein Bebauungsplan aus dem Jahr 2011 – inklusive Lärmschutzgutachten – aufgetaucht war. Bei mehreren Veranstaltungen in der Konzertmuschel nahm das Ordnungsamt daraufhin Messungen vor; die in dem Papier festgelegten Dezibelgrenzen, teilte die Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz nun mit, seien dabei zu keiner Zeit überschritten worden.

Das neue Nutzungskonzept sieht im Wesentlichen vor, die Verwaltung der Konzertmuschel, die sich im Eigentum der Stadt befindet, von der Koblenz-Touristik auf das Kulturamt zu übertragen. Dort soll künftig auch das Veranstaltungsprogramm koordiniert werden, das sich fortan ausschließlich auf kulturelle Angebote beschränkt. Die Linke hatte zuvor dafür geworben, die Konzertmuschel auch für „politische Gruppierungen“ wie etwa Greenpeace zu öffnen. Ein entsprechender Änderungsantrag wurde allerdings abgelehnt.

Die Initiative Music Live, die die Konzertmuschel bereits seit einigen Jahren bespielt, soll ebendas auch weiterhin tun. Geplant ist ein Vertrag zur Dauernutzung; die Unterhaltungskosten trägt die Stadt. Ein weiterer Antrag der FDP, der unter anderem vorsieht, einen behindertengerechten Zugang zur Konzertmuschel zu schaffen, wurde derweil in den dafür zuständigen Werkausschuss verwiesen.

Ausschuss unterstützt Musiktalente

Mit Santana Reinhardt (19) und Emilio Lutz (18) hat die Musikschule Koblenz derzeit zwei äußerst begabte Talente in ihren Reihen. Beide nehmen seit dem Schuljahr 2019/2020 am Programm der studienvorbereitenden Ausbildung (SVA) der Einrichtung teil. Reinhardt wird im Fach Klavier von Wolfram Schmitz sowie im Bereich Musiktheorie von Georg Schmitz unterrichtet.

Lutz erhält seit dem Schuljahr 2015/2016 ebenfalls von Georg Schmitz Unterricht im Fach Gitarre. In diesem Jahr wurde er nach bestandener Prüfung zudem in die Vorklasse der Hochschule für Musik in Mainz aufgenommen. Die Leitung der Musikschule beantragte vor diesem Hintergrund für die beiden Ausnahmetalente eine Befreiung von den Unterrichtsgebühren für das laufende Schuljahr. Der Kulturausschuss votierte einstimmig mit Ja.

Mehr Mitsprache bei Kunst am Bau

Bei öffentlichen Bauprojekten, die vom Bund oder Land gefördert werden, muss ein klar definierter Prozentsatz der Kosten für eine künstlerische Gestaltung verwendet werden. Die Kunst am Bau soll sich dabei auf das jeweilige Gebäude und seine Nutzung beziehen und mit den vorhandenen Strukturen in einen ästhetischen Dialog treten. In Koblenz wird der Kulturausschuss bei der „organisatorischen und administrativen Betreuung des Verwaltungsprozesses“ künftig eine federführende Rolle einnehmen.

Konkret sollen die Abgeordneten über Ergebnisse des Ausschreibungsverfahrens und die Entscheidung des Preisgremiums unterrichtet werden. Weiterhin soll auch der Auslobungstext im Ausschuss bearbeitet werden – unter Zuarbeit des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM). Die Ausschreibung und die Auftragsvergabe an einen Künstler obliegen fortan ebenfalls dem Ausschuss. Bei Ortsbesichtigungen können die kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen zudem beratend an dem Entwicklungsprozess teilnehmen. Die bau- und fachtechnischen Aufgaben wiederum werden auch weiterhin durch das ZGM ausgeführt.

Sgrafitto erinnert an Philipp Dott

Im Bereich des neu benannten Philipp-Dott-Wegs in Güls plant die Stadt, in Erinnerung an den gleichnamigen Künstler eines seiner Wandsgraffiti aufzustellen. Das ausgewählte Werk wird der Stadt von Marita und Hermann Warnke überlassen. Das Ehepaar hat über viele Jahre hinweg eine umfangreiche Sammlung zum Œuvre Philipp Dotts aufgebaut. Der vorgesehene Standort befindet sich auf einer Wiese gleich neben einer Sitzbank. Das Sgraffito soll in einem Stein eingefasst und mit einer Glasplatte wasserdicht verschlossen werden. Auf dem Stein ist zudem eine Infotafel samt QR-Code vorgesehen. Die Materialkosten übernimmt das Tiefbauamt, der Einbau des Kunstwerks erfolgt durch den Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen.

Kritik an Stele neben Michel-Denkmal

Lange Zeit erinnerte eine Skulptur vor dem Evangelischen Stift – weitestgehend unbehelligt – an Dr. Fritz Michel, in den vergangenen Jahren allerdings kam zu Werk und Person eine Debatte in Gang. Der Hintergrund: Michel hatte als ehemaliger Chefarzt des Stifts zwischen 1933 und 1945 fast 400 Menschen gegen ihren Willen sterilisiert. 2020 wurde dem Mediziner, der sich nach dem Krieg stets auf das von den Nationalsozialisten erlassene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ berufen hatte, die Ehrenbürgerwürde der Städte Koblenz und Lahnstein aberkannt.

Die Skulptur soll derweil nicht entfernt werden, seit Anfang September jedoch findet sich neben dem Kunstwerk eine Stele mit einem einordnenden Text, den das Ethikkomitee der Klinik entworfen und ein Arbeitskreis finalisiert hatte. Im Kulturausschuss wurde nun gefordert, den Text dahin gehend zu ergänzen, dass Michel neben den erwähnten Zwangssterilisierungen auch Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen und zudem Todesfälle zu verantworten hatte. Die Kulturdezernentin will diese Punkte in der nächsten Sitzung des von ihr geleiteten Arbeitskreises ansprechen.

Eine Kulturideenbörse für die Buga

Die SPD-Fraktion hat mit Blick auf die Bundesgartenschau (Buga) 2029 angeregt, eine Kulturideenbörse ins Leben zu rufen, auf der Bürger Vorschläge rund um das kulturelle Angebot der Buga einbringen können. Das Kulturamt will diesen Vorschlag aufgreifen und die Ideenbörse zeitnah auf der Onlineplattform „Kulturhaus Koblenz+“ integrieren.