Mit einem Appetithappen schließt das siebte Anrechtskonzert des Musik-Instituts an den Beginn der Saison an: Beim dritten Konzert erklang die „Schauspielouvertüre“ Erich Wolfgang Korngolds, nun gewährt die Ouvertüre zum Hollywoodfilm „The Sea Hawk“ von 1940 einen kleinen Einblick in das Genre, mit dem der schon 1934 aus Wien nach Los Angeles gerufene Komponist den Zweiten Weltkrieg überdauern sollte. Sein Beitrag zu dem Piratendrama mit Errol Flynn in der Hauptrolle gilt als einer seiner besten Schöpfungen für das Kino, er steuerte zu dem über zwei Stunden langen Film mehr als 100 Minuten packend-spätromantischer Musik bei, die dem Zelluloiddrama durchgehenden Sog verleiht.
Nach diesem perfekten Aufwärmen widmet sich die Rheinische Philharmonie dem russischen Programm des Abends unter der Leitung ihres einstigen Chefdirigenten Garry Walker, der für dieses Konzert an die alte Wirkungsstätte zurückkehrt. Und siehe da: In Sachen Spätromantik hat Erich Wolfgang Korngold schon die Schneise geschlagen für Prokofiew und Rachmaninow. Diesen beiden Komponisten hatte sich Walker schon in seiner Koblenzer Zeit zwischen 2017 und 2022 erfolgreich gewidmet, auch in der Zweierkonstellation.

Prokofiew hatte die Arbeiten an seinem ersten Violinkonzert ab 1915 im Umfeld zu seiner „Symphonie Classique“ begonnen, beide Werke sind noch ganz dem Geist der Wiener Klassik verpflichtet. Bis zur Fertigstellung 1917 hatte sich das ursprünglich geplante „Concertino“ für Geige und Orchester zu einem vollständigen Konzert ausgewachsen - und dieses musste aufgrund der Wirren der Russischen Revolution noch bis 1923 auf seine Uraufführung in Paris warten.
Sie stieß auf nicht allzu viel Gegenliebe bei Publikum und Kritik - denn in der französischen Hauptstadt erwartete man zu dieser Zeit von Uraufführungen wenn nicht immer einen Skandal, dann doch zumindest Verstörungspotenzial. Dieses lieferte das Prokofiew-Konzert mit seinem ätherischen Beginn, einem flirrend-hochvirtuosen Scherzo und dem all das zusammenfassenden Schlusssatz nicht - mauserte sich wohl aber gerade auch deswegen rasch zum Publikumsrenner, der auch von Interpretinnen und Interpreten hoch geschätzt wird.
2022 im Anrechtskonzert gefeiert
Ganz besonders auch von der Solistin beim siebten Anrechtskonzert: Tianwa Yang hat 2022 mit Prokofiews zweitem Violinkonzert beim Musik-Institut Koblenz einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. So war in der Rezension nach dem Konzert zu lesen: „Natürlich ist die Virtuosität Tianwa Yangs beeindruckend. Doch richtig betörend wird ihr Spiel durch die beseelte Klarheit, mit der sie nicht nur in den innigen Passagen ihre Geige ,singen’ lässt, sondern selbst in den dichtesten, schnellsten Läufen noch jedem Ton seine Bedeutung gibt.“
Die abschließende zweite Sinfonie von Sergej Rachmaninows brauchte ebenso Prokofiews Konzert lang, um das Licht der Welt zu erblicken - doch das lag allein in Skrupeln des Komponisten begründet. Eine kapitale Bruchlandung mit seiner ersten Sinfonie hatte Rachmaninov 1897 in eine schöpferische Krise geführt, die ihn lange vor der Arbeit an einem Nachfolgewerk abhielt. Als er sich endlich wieder an die Arbeit machte, sollte es ganze zwei Jahre dauern, bevor er seine zweite Sinfonie der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Die Gründlichkeit hatte sich gelohnt: Das klangprächtige und in jeder Beziehung üppige, rund 60 Minuten lange Werk wurde von Publikum und Kritik einmütig gefeiert. Die erfolgreiche Uraufführung der zweiten Sinfonie 1908 markiert Rachmaninows Rückkehr auf die musikalische Bühne und etablierte ihn als einen der führenden Komponisten seiner Zeit.
Informationen zum Vorverkauf unter Telefon 0261/100 04 66 sowie im Internet unter www.musik-institut-koblenz.de
7. Anrechtskonzert
Freitag, 7. März, 20 Uhr, Rhein-Mosel-Halle Koblenz Erich Wolfgang Korngold „The Sea Hawk“ Ouvertüre
Sergej Prokofiew Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19
Sergej Rachmaninow Sinfonie Nr. 2
Solistin: Tianwa Yang, Violine
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Dirigent: Garry Walker