Die Winterausstellung der Galerie Handwerk zeigt breites Spektrum an Werken aus der Branche
So bunt kann (Kunst-)Handwerk sein: Galerie Handwerk eröffnet Winterausstellung in Koblenz
Nur einer von vielen Hinguckern in der Winterausstellung der Galerie Handwerk: aus Steinzeug gefertigte Nasenbären in Begleitung eines Ferkels
Stefan Schalles

Dass die Winterausstellung der Galerie Handwerk keine gewöhnliche ist, wird bereits beim Betreten der Präsentationsräume sichtbar. Widmen sich andere Werkschauen meist einem bestimmten Künstler oder Sujet, findet sich hier die breite Palette aus Kunst, Handwerk und der Kombination aus beidem. Unter den rund 100 Ausstellern sind dabei in diesem Jahr auch zahlreiche neue – und ein Trend ist ebenfalls erkennbar.

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Nur einer von vielen Hinguckern in der Winterausstellung der Galerie Handwerk: aus Steinzeug gefertigte Nasenbären in Begleitung eines Ferkels
Stefan Schalles

In einem großen, lichtdurchfluteten Raum stehen bunt verzierte Steinzeug-Nasenbären nur wenige Schritte entfernt von einer Holzschmuckkollektion aus alten Schiffsplanken, daneben nachhaltig produzierte Babykleidung vom Schneider aus der Region. Bei der Winterausstellung, die derzeit in der Koblenzer Galerie Handwerk zu sehen ist, gibt es wahrlich nicht viel, was es nicht gibt: von Arbeiten aus Keramik, Glas, Holz und Metall über solche aus Seide und Leder bis hin zu edlen Metallen und Edelsteinen – mal als Unikat gefertigt, mal in Kleinserien produziert. „Bei uns“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, Ralf Hellrich, „finden Sie eigentlich alle Handwerke, die heute in großer Verbreitung gar nicht mehr vertreten sind, und genau die wollen wir dem Verbraucher wieder näherbringen.“

„Jünger und moderner“, ergänzt die mit der Ausstellungskonzeption befasste Sonja Dauns, zeige sich die Schau dabei im Vergleich zum Vorjahr – und sei damit einen weiteren Schritt herangerückt an das Ziel, die Verbindung von Kunst und Handwerk nicht nur stärker herauszustellen, sondern mit dieser Vorgabe auch alle Altersklassen anzusprechen.

Gehrockwesten aus Krawatten

Ein hierzu passender Trend, der sich laut Dauns in der Winterausstellung zunehmend stärker abzeichnet, ist das Thema Upcycling, Produkte also, die aus (vermeintlichen) Abfallstoffen hergestellt werden. In der Galerie Handwerk präsentiert sich diese Bewegung etwa mit nachhaltigen Kleidungsstücken – Gehrockwesten beispielsweise, die aus alten Krawatten geschneidert wurden –, aber auch in erwähnter Schmuckkollektion auf Schiffbasis oder naturgegerbten Handtaschen, deren Leder, wie Hellrich betont, als besonders robust und unempfindlich gelte.

Dass Upcycling gerade auch im klassischen (Kunst-)Handwerk vermehrte Anwendung findet? Für den Hauptgeschäftsführer keine große Überraschung, schließlich gehe man mit dem benötigten Material in der Branche seit jeher sorgsam um. Hinzu komme, dass die Nachfrage nach solchen wiederverwerteten Produkten auch unter den Besuchern der Galerie Handwerk merklich steige.

Prominent vertreten in der Winterausstellung ist auch die Glaskunst.
Stefan Schalles

Wobei die Schau mit ihren meist regionalen Ausstellern noch weitaus mehr zu bieten hat als Upcycling: Kerzen aus Lavastein etwa, Schneidebretter mit Schachbrettmuster oder glasgeblasene Weihnachtsengel, die wie alle Exponate der Ausstellung auch zum Verkauf angeboten werden. In einer Ecke des Raumes präsentiert eine Tischlerei indes kleine Schemel neben Bänken und liebevoll gezimmerten Vogelhäusern, unweit davon stehen mit Gesichtern verzierte (Blumen-)Kübel in lockerer Anordnung.

„Wir haben“, erklärt Sonja Dauns, „die gezeigten Arbeiten bewusst nicht nach Ausstellern sortiert, sondern bunt gemischt, damit man quasi auf dem gesamten Rundgang alles findet.“ Ein „bisschen frauenlastig“, so Hellrich, sei die Werkschau zwar – nicht nur wegen des breiten Schmuckangebots aus den Edelsteinschmieden im Land –, „doch auch Männer dürften hier fündig werden“, etwa bei einer Auswahl an Manschettenknöpfen.

Süße Neuerung

Eine (weitere) Besonderheit hält die Winterausstellung in diesem Jahr dann ebenfalls noch bereit: Unter den 20 Künstlern und Handwerkern nämlich, die ihre Werke 2022 erstmals in der Rizzastraße zeigen, finden sich auch Konditoren und Schokoladensommeliers. Franka Rössel beispielsweise von der Koblenzer Manufaktur Cahua, die in der Galerie Handwerk Schokolade unterschiedlichster Geschmacksrichtungen präsentiert. „Sie ist regelmäßig in Costa Rica“, erklärt Dauns, „besucht dort Plantagen und bezieht von diesen nachhaltig produzierte Kakaobohnen, für deren Verkauf die Mitarbeiter fair entlohnt werden.“

Eine süße Neuerung also, die die Werkschau schließlich abrundet. Und es dürfte nicht die letzte bleiben, denn: Das Interesse an der Winterausstellung, bemerkt Dauns, sei auch in diesem Jahr weiter steigend – von Kunsthandwerker- ebenso wie von Besucherseite.

Die Ausstellung in der Galerie Handwerk der Handwerkskammer Koblenz, Rizzastraße 24–26, ist vom heutigen Donnerstag, 17. November, an bis zum 22. Dezember zu sehen – montags bis samstags von 11 bis 17 Uhr.