Unweit des bekannten Euro-Zeichens gibt es das Englische Theater in Frankfurt – ein Kleinod, das seit eh und je im Galileo-Turm untergebracht ist. Und auf einmal droht das Aus – wegen eines auslaufenden Mietvertrags. Im April 2023 soll das Englische Theater Frankfurt (ETF) den Galileo-Turm verlassen – mit einer ungewissen Zukunft.
Und da gibt es das Kloster, in das Deloris van Cartier gesteckt wird, um sich vor Gangstern zu verstecken, da sie dummerweise Zeugin eines Mords geworden ist. Dieses Kloster kämpft ebenfalls um seine Existenz und soll an Heuschrecken verkauft werden – die Schwestern sollen ihr Zuhause verlieren und in andere Klöster sowie in Altenheime aufgeteilt werden. Im Musical „Sister Act“ wird diese Geschichte erzählt.
Onlinepetition gestartet
Ist es Zufall, dass „Sister Act“ bis zum 2. April 2023 im ETF gezeigt wird? Und dass im selben Monat über das Schicksal des Englischen Theaters entschieden werden soll? Und wenn die funky Schwestern es mit ihrer mitreißenden Musik geschafft haben, das Kloster zu retten – könnten sie es dann nicht auch schaffen, die Zukunft des Englischen Theaters sicherzustellen?
Wer das Theater besucht, der sieht derzeit überall Aushänge, die auf eine Onlinepetition verweisen. Mit dem Hashtag #TheETFMustStay (zu deutsch: Das ETF muss bleiben) drücken die Freunde des Theaters ihre Solidarität aus, und mit ihrer Unterschrift bei der Onlinepetition tragen sie dazu bei, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. „Wir appellieren an die Politiker und Bürger in Frankfurt und Hessen sowie Freunde, Unterstützer und Kollegen, sich mit all ihren Kräften für den Erhalt des ETF im Galileo einzusetzen“, heißt es in der Petition.
Doppelte Rettung im April?
Das Theater fordert, den Mietvertrag fortzusetzen, entweder als Untermieter der Commerzbank – die lange Jahre Eigentümerin des Galileo-Turms war und nun selbst Mieterin ist – oder als direkter Mieter von CapitaLand, dem neuen Eigentümer. Fast 3000 Menschen haben bislang auf change.org unterschrieben.
Die „Sister Act“-Schwestern helfen also jetzt schon auf ihre ganz typische Art: Denn mit ihrer Musik locken sie viele Fans ins Englische Theater und sorgen für ausverkaufte Ränge – und damit werden viele Menschen mit der aktuellen Situation des Theaters konfrontiert und können, wenn sie das möchten, direkt per QR-Code ihre Unterschrift geben. Es wäre schon ein klein wenig verrückt, wenn im April eine doppelte Rettung verkündet werden könnte: die des Klosters auf der Bühne und die des Theaters im echten Leben.
Kammerspielartige Inszenierung
Dass „Sister Act“ nicht nur auf den großen Musicalbühnen mit viel technischem Aufwand funktioniert, sondern auch in einer geradezu kammerspielartigen Umgebung, das zeigt sich derzeit in Frankfurt. Das Publikum sitzt hautnah am Geschehen, die kleine Liveband gibt Vollgas – und dank einer nicht nur hervorragenden, sondern vor allen Dingen sehr sympathischen Cast springt der Funke sofort über.
Kalisha Amaris gibt eine wahrhaft göttliche Deloris, die im Kloster zu Schwester Mary Clarence wird und den Laden gründlich auf den Kopf stellt. Wundervoll gibt Biancha Szynal die Entwicklung der erst scheuen und dann starken Mary Robert wieder, Margaret Preece ist eine resolute und doch verständnisvolle Mutter Oberin, und Kimberly Ensor sorgt als immer gut gelaunte und rundliche Schwester Mary Patrick für viele Lacher.
Mitreißende Ohrwurmlieder
Alfie Parker gibt derweil den verliebten und oft gemobbten Polizisten Sweaty-Eddie, und – nicht zu vergessen – die Gangstercrew um Oberschurke Curtis (Jonathan Andre) stiehlt die Herzen der Zuschauer. Dazu kommen die mitreißenden Ohrwurmlieder von Musicalgott Alan Menken sowie die bissigen Texte von Glenn Slater – und fertig ist ein Musicalfeuerwerk, das natürlich am Ende jeden von den Sitzen reißt.
Weitere Infos und Karten gibt's hier.