Der Mainzer Sinan Köylü singt als Sinu in beiden seiner Herkunftssprachen
Sinu: So wie einst Herbert Grönemeyer
Der Mainzer Popsänger Sinan Köylü, bekannt als Sinu Foto: Sinu
Sinu

Türkische Texte kennt man in der Popmusik oft nur von Rap oder Bauchtanz-Liedern. Der Mainzer Sinan Köylü will das mit seiner Band Sinu ändern.

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So kennen die meisten noch türkischsprachige Popmusik: Eine tanzbare orientalistische Melodie, versetzt mit zwei genüsslich schmatzenden Kussgeräuschen – mit diesem Klang gelang dem Sänger Tarkan aus Alzey in Rheinland-Pfalz 1997 ein Welterfolg. „Das war auf jeden Fall ein Überhit“, sagt der Musiker Sinan Köylü mehr als 20 Jahre später, „aber ich möchte es anders machen.“

Köylü, Sänger und Gitarrist aus Mainz, ist als Sinu schon lange einer der bekanntesten Szenemusiker in der Region. Mittlerweile ist Sinu auch zum Bandnamen geworden – mit dem Schlagzeuger und Backgroundsänger Tim Zeimet arbeitet Köylü stetig an neuem Material. Das Besondere: Die nächste Single „Real“ erscheint sowohl in einer deutschen als auch einer türkischen Version. „Ich möchte mit diesem Klischee brechen, dass man bei Türkisch immer nur an Bauchtanz denken muss“, sagt Köylü im Gespräch mit unserer Zeitung, „ich will der Sprache einen größeren Kontext ermöglichen.“

Sinu zeigt den sanften Zauber des Türkischen

Und wer Sinu zuhört, merkt schnell, wie die türkische Sprache hier auf einem luftigen Klangbett einen sanften Zauber entfalten kann. In der deutschen Version von „Real“ heißt es „Bitte kneif' mich in den Arm, denn ich weiß nicht, ist das real?“. Im Türkischen dagegen: „Lütfen sars beni ah saril, bilmiyorum bin ich real“. Das Ganze erklingt modern und als wohltuend zarter Kontrast zum Popklischee, das Türkisch hauptsächlich im aggressiven Straßenrap verortet.

Das findet auch Köylü: „Die Leute haben oft eine Genreerwartung, wenn sie eine bestimmte Sprache hören, weil viel migrantische Kunst aus dem Kontext der Arbeiterklasse kommt. Ich bin ein Musiker, der das Türkische benutzt, aber es hat nichts mit dem Kampf um Reichtum und dem ganzen Hip-Hop-Kontext zu tun.“ Dabei betont Köylü ausdrücklich den positiven Einfluss, den Rapper wie Haftbefehl auf die Sprachvielfalt haben: „Vorher hat doch kein Deutscher auch nur ein türkisches Wort benutzt. Das ändert sich gerade.“ Weil Köylü das Publikum als offener wahrnimmt, möchte er künftig öfter in beiden seiner Herkunftssprachen singen.

Einen prominenten Fan dürfte er dadurch wohl gewinnen: Herbert Grönemeyer, oft als lyrischer Fixpunkt im deutschen Pop gesehen, veröffentlichte schon 2018 gemeinsam mit BRKN den Song „Doppelherz/Iki Gönlüm“ – auf Deutsch und Türkisch.

Beide Versionen von „Real“ von Sinu werden am morgigen Freitag auf YouTube veröffentlicht.