20 Jahre RheinVokal
Scarlatti und Händel zum Jubiläumsauftakt
Die Rheinische Kantorei und Concerto Köln unter der Gesamtleitung von Edzard Burchards eröffneten das Festival RheinVokal in der Abteikirche Maria Laach.
Michael Rathmann

Mit der Rheinischen Kantorei und Concerto Köln startete RheinVokal in der Abteikirche Maria Laach stark in seine Jubiläumssaison: Vor 20 Jahren ging das Festival erstmals über die Bühne.

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2005 ging RheinVokal in der Koblenzer Basilika St. Kastor an den Start – 20 Jahre später fällt der Startschuss zur Jubiläumssaison 20 Autominuten entfernt in der Abteikirche Maria Laach. Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck  dankte dem Publikum in der beinahe ausverkauften Basilika für seine unermüdliche Treue – und erinnerte daran, dass RheinVokal bislang mehr als 250 hochkarätige Konzerte ins erweiterte Welterbegebiet rund ums Obere Mittelrheintal gebracht hat.

Keine Selbstverständlichkeit, wenn man an die Entstehungszeit des gemeinsam vom Land Rheinland-Pfalz in Gestalt der Landesstiftung Villa Musica, dem Südwestrundfunk und dem Verein der Veranstaltergemeinden getragenen Festivals zurückdenkt. Denn: RheinVokal hatte bei seinem Start beileibe nicht nur Freunde.

Ein ganz eigenes Festivalprofil

Misstöne waren vor mehr als 20 Jahren aus den Reihen regionaler Kulturveranstalter ebenso zu hören wie aus der Bürgerschaft: Das Kulturministerium hatte sich 2003 mit seiner Ankündigung einer Orchesterstrukturreform herbe Kritik zugezogen – und jedes neue auf Musik bezogene Engagement des Landes stand unter Verdacht, auf Kosten anderer Bereiche zu gehen.

Durch kraftvolle Bürgerproteste wurde die angekündigte Reform zum Reförmchen, und RheinVokal konnte 2005 in einigermaßen ruhiger See ablegen. Rasch bildete sich das Profil des Festivals heraus, das bis heute Bestand hat. Sein Erfolg liegt in der Präsentation des durchgängig ambitionierten Programms in meist außergewöhnlichen Spielstätten.

Großartige Spielstätten zum Festival vereint

Da fanden oder finden sich – um nur einige zu nennen – Burg Namedy in Andernach, der historische Marmorsaal des Kursaalgebäudes in Bad Ems, die Sayner Hütte, die Villa Sachsen in Bingen, Schloss Montabaur, die Abtei Rommersdorf und Schloss Engers bei Neuwied, die Liebfrauenkirche in Oberwesel und so weiter und so fort. Großartige Orte, zu einem Festival verbunden, an denen auch sonst Konzerte stattfinden – wenn auch nicht unbedingt mit dem Fokus auf der menschlichen Stimme, der bis heute ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal von RheinVokal geblieben ist.

Ein Festival der ganz großen Stars ist RheinVokal dabei nur hin und wieder gewesen – weit öfter ein Treffpunkt hochkarätiger Spezialistinnen und Spezialisten. Dank der SWR-Beteiligung ist das über Aberdutzende Mitschnitte vielhundertfach weltweit ausgestrahlt worden, und auch die jährliche Beteiligung des SWR-Vokalensembles ist ein regelmäßiger Höhepunkt im Kulturleben der Region.

Ein Fest der Barockmusik

Viele internationale Gäste treten auf – aber auch, wie jetzt zum Auftakt der Jubiläumssaison, Spitzenensembles, die keine lange Anfahrt haben. Das brillante Instrumentalensemble Concerto Köln begleitete die Rheinische Kantorei in zwei anspruchsvollen Stücken: Mit der 1720 in Rom uraufgeführten Cäcilienmesse von Alessandro Scarlatti und dem ebendort 1707 erstmals zu erlebenden Dixit Dominus von Georg Friedrich Händel gelang ein barockes Musikfest, das vom Publikum in der Abteikirche eifrigen Applaus erhielt.

Der mit der Gesamtleitung betraute Dirigent Edzard Burchards ist seit 2024 künstlerischer Leiter der Rheinischen  Kantorei, die mit sehr großer Transparenz und elegant-schlanker Stimmführung gemeinsam mit den auch chorisch mitwirkenden Solosängerinnen und -sängern die beiden ganz unterschiedlichen Werke bewältigte. In der prächtigen Scarlatti-Messe schien es anfangs noch, als hätte sich der Dirigent in der rascheren Tempowahl für den Rundfunkmitschnitt und gegen das Publikum im halligen Kirchenschiff entschieden – doch schon bald erzielte Burchards einen flexibel-kraftvollen, die Akustik geschickt nutzenden Gesamtklang.

Händel wird zum Höhepunkt

Allen glitzernden Koloraturen Scarlattis zum Trotz wurde dabei die noch souveräner vorgetragene Psalmvertonung Händels zum Glanzstück des Abends: Auf diesen Mitschnitt des SWR darf man schon jetzt gespannt sein, und die Messlatte liegt nun hoch für Händels „Messias“, der gegen Ende des Festivals am 16. August ebenfalls in Maria Laach  erklingen wird.

Infos zu den 17 weiteren RheinVokal-Konzerten unter www.rheinvokal.de