Auftakt Puppentheater tritt mit "Oskar und die Dame in Rosa" erstmals in der Citykirche auf
Premiere: Ein Leben in Zeitraffer
Myriam Rossbach in einer Probenszene mit Oskar Foto: Katharina Dielenhein
Katharina Dielen

Koblenz. Der zehnjährige Oskar ist unheilbar an Leukämie erkrankt und weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Diese Erkenntnis verdrängen seine Eltern, nur selten besuchen sie ihn im Krankenhaus. So wird eine ehrenamtliche Helferin, die Dame in Rosa, Oskars wichtigste Vertraute. Sie ermuntert Oskar, in „Briefen an den lieben Gott” seine Glaubenszweifel und seine Ängste zu thematisieren.

In einer Mischung aus Berichten, Erzählungen, Briefen, Monologen und Dialogen ist dem französische Schriftsteller Éric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) ein Werk gelungen, das mal grimmig, mal lakonisch, aber stets mit Charme und Leichtigkeit die „letzten Dinge” behandelt. Und wegen ihrer Intensität hat die 2002 entstandene Erzählung schnell auch das Medium Buch hinter sich gelassen, wurde verfilmt, als Oper in Musik gesetzt – und als Figurentheater auf die Bühne gebracht.

Auch in Koblenz nimmt sich jetzt die Sparte Puppentheater Oskar und seiner Dame in Rosa an. Dabei ist es Regisseur Frank Alexander Engel ganz wichtig, den Fokus des inhaltsschweren Stücks nicht auf den unausweichlichen Tod des kranken Kindes zu lenken: „Das Stück ist vor allem eine Geschichte des Lebens“, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn im Bewusstsein, nicht mehr viel Zeit zu haben, durchlebt Oskar auf Anraten der Dame in Rosa jeden einzelnen Tag so, als würde er zehn Jahre durchleben.

Und so durchschreitet der Junge Pubertät, Erwachsenenzeit und Alter in Zeitraffer – spielerisch eine gewaltige wie großartige Herausforderung für die beiden Puppenspieler Myriam Rossbach und Arne van Dorsten, die mit ihren Stabpuppen für ein kleines Publikum in einem ganz besonderen Raum auftreten werden: Das Puppentheater erobert mit der Citykirche einen ganz neuen Raum für sich. Ein Wagnis, das in der Probenzeit sowohl für die Gastgeber als auch für die „Oskar“-Produktion täglich zu neuen Erkenntnissen und Herausforderungen geführt hat: „Es ist auch eine ganz andere Sache, in einer Kirche zu sprechen“, berichtet Regisseur Engel. Das betrifft technische Aspekte – „man muss die Stimme anheben, aber auch mit dem Hall aufpassen, damit es in tieferen Lagen nicht zu grummelig wird“ –, aber auch etwaige Hemmungen: „Darf man in der Kirche einfach so Kraftausdrücke aus dem Stück aussprechen?“ cla

Empfohlen wird das Stück für Zuschauer ab zwölf Jahren. Die Premiere am Freitagabend ist ausverkauft, weitere Termine und Eintrittskarten an der Theaterkasse und unter Tel. 0261/129 28 40.