Bäumer verlässt Staatstheater
Mit schlauem Füchslein zum gefeierten Finale
"Schlaues Füchslein" war in Mainz die letzte Oper unter der Leitung des Generalmusikdirektors Hermann Bäumer. Ein gelungener Abschied, zu dem in ihren Rollen als Harašta und Füchsin auch Tim-Lukas Reuter und Dorin Rahardja beitrugen.
Andreas Etter

Nach 14 Jahren am Staatstheater Mainz zieht es Generalmusikdirektor Hermann Bäumer nach Prag. Zum Abschied wählte er mit Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ ein Werk, das in mehrfacher Hinsicht passend wirkte – und vom Publikum gefeiert wurde.

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Für Überraschungen ist Hermann Bäumer immer gut. Der Mainzer Generalmusikdirektor, der zum Saisonende das Staatstheater nach 14 Jahren verlässt und als Musikdirektor an die Staatsoper Prag wechselt, ist ein Leser und Liebhaber von Comics. Das war zu erfahren, als der 1965 in Bielefeld geborene Dirigent im Anschluss an eine Aufführung von Leoš Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ am Staatstheater Mainz verabschiedet wurde, von Intendant Markus Müller und von Katharina Binz (Grüne): Die Landesministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration zeichnete Bäumer mit der Peter-Cornelius-Plakette des Landes aus, die seit 1951 „für langjährige und besonders hervorragende Verdienste in der Musikpflege und Musikschöpfung“ vergeben wird.

Wie passend: Für seine letzte Mainzer Produktion hatte der Comicliebhaber Bäumer Janáčeks Spätwerk ausgewählt, das seinerseits auf einer Bildergeschichte beruht. Einige Jahre vor der Uraufführung 1924 in Brünn war sie in der städtischen Tageszeitung erschienen und setzte, teils Fantasie, teils Fabel, tierische und menschliche Geschichten parallel. Es geht um einen Förster, der sich in eine andere, in der Oper gar nicht auftretende Frau verliebt hat und der eine Füchsin aus dem Wald nach Hause bringt – zum Missfallen der Försterin.

Hermann Bäumer bei seiner Verabschiedung am Staatstheater Mainz
De-Da Productions

Die Füchsin wiederum lernt einen Fuchs kennen, verliebt sich in ihn, beide haben Kinder, bis ein Wilderer die Füchsin erschießt. Als der Förster einem der Fuchsjungen begegnet, sinniert er über den Kreislauf des Lebens – kurz, essenziell, mit schlaglichthaften musikalischen Motiven, wie sie typisch sind für die Musik Janáčeks. Bäumer, der in Mainz zuvor noch keine Oper des tschechischen Komponisten geleitet hatte, bringt das mit dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz immer gestisch stark und idiomatisch treffend auf den Punkt, zumal in tschechischer Originalsprache gesungen wird.

Mit ihren zahlreichen Tier- und Menschenrollen ist „Das schlaue Füchslein“ eine typische Ensembleoper, in der etliche Partien doppelt besetzt sind: Lucie Ceralová, die Försterin, gibt zugleich die Eule, Stephan Bootz den Dachs und den Pfarrer des Dorfes, das wie der Wald in der Inszenierung von Erik Raskopf und dem Bühnenbild von Christoph Schubiger zu expressionistischer Farb- und Formensprache verfremdet erscheint. Darin sind die episodischen Geschichten stringent erzählt, gewinnen auch die Tiere immer wieder menschlichen Charakter.

Anspielung auf politische Turbulenzen

Erst recht, wenn sie wie in der Liebesszene zwischen Fuchs und Füchsin die Masken fallen lassen. Dorin Rahardja verbindet die helle, wendige Präsenz ihres Soprans ideal mit quirliger Spielfreude. Etwa wenn sie, eine Anspielung auf die politischen Turbulenzen der Entstehungszeit des Werks, die betont menschlich auftretenden Hühner zur Revolution gegen die Macht ihres Hahnes aufstachelt. Karina Repova leiht dem jungen Fuchs ihren treffend herben Mezzosopran, Alexander Spemann dem Dackel wie dem Schulmeister seinen forschen Tenor.

Dass sich Hermann Bäumer – sozusagen auf dem Weg nach Prag – mit einer tschechischen Oper von seinem Mainzer Publikum verabschieden würde, stand noch nicht fest, als er dort den Dreijahresvertrag unterschrieb. Sinfoniekonzerte, in denen er in Mainz immer wieder Raritäten entdeckte, gehören in Prag nicht zu seinen Aufgaben. Dass er vor seiner Mainzer Zeit am Theater Osnabrück ohne jede Opernerfahrung vom Posaunistenpult der Berliner Philharmoniker ins Dirigentenfach gewechselt war, daran erinnerte er sich nun in seinen Dankesworten selbst.

Karina Repova und Dorin Rahardja, hier ohne Fuchsmasken
Andreas Etter

Vor allem in seinen ersten Mainzer Jahren wirkte er mit der Koordination aus dem Orchestergraben in groß besetzten Opern nicht immer ganz vertraut. Da ist er, wie nun in den vielen rhythmischen und metrischen Kapriolen des „Füchsleins“ zu erleben, inzwischen versierter geworden. Auch in der ersten Vorstellung nach der Premiere erhielten Bäumer und sein Orchester den kräftigsten Applaus von allen.

Weitere Infos sowie Termine und Karten unter www.staatstheater-mainz.com