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Marc Aurel, der philosophische Herrscher 
Eine ungefähr um 1500 entstandene Bronzebüste des Marc Aurel ist eines von zahlreichen Exponaten in der Landesausstellung "Marc Aurel" im Stadtmuseum Simeonstift Trier. Die Schau in zwei Trierer Museen ist noch bis zum 23. November für Besucher geöffnet.
Harald Tittel. Harald Tittel/dpa

Eine chronologische Reise durch das Leben des römischen Kaisers und ein epochenüberspannender Überblick zu „guter Herrschaft“: Die rheinland-pfälzische Landesausstellung in Trier bringt in zwei Museen beides unter einen Hut.

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Der römische Kaiser Marc Aurel (121 bis 180 n. Chr.) gilt heutzutage vor allem als philosophischer Herrscher. Das Bild vom Philosophen habe mit den antiken Verhältnissen jedoch nichts zu tun, berichtet der Leiter des Rheinischen Landesmuseums Trier, Marcus Reuter. Zu seiner Zeit galt er vor allem als „guter Herrscher“. Seine philosophischen Schriften, die „Selbstbetrachtungen“ kannte niemand, sie tauchten erst Jahrhunderte später wieder auf und gelangten zu großer Berühmtheit. 

Zusammen mit dem Stadtmuseum Simeonstift Trier präsentiert das Rheinische Landesmuseum noch bis zum 23. November die rheinland-pfälzische Landesausstellung zu Marc Aurel, die mit einem Gesamtbudget von 5,3 Millionen Euro ausgestattet ist. Dabei sind rund 400 Ausstellungsstücke aus Sammlungen des Landes und von 117 Leihgebern aus ganz Europa auf 1.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu sehen. In beiden Museen mit jeweils einem eigenen Schwerpunkt.

Leben und Sterben zur Zeit Marc Aurels: Ein Sarkophagrelief aus Marmor mit Szenen aus der Kindheit eines Senatorensohnes in der Zeit um 150/160 n. Chr. ist in der Landesausstellung "Marc Aurel" im Rheinischen Landesmuseum ausgestellt.
Harald Tittel. Harald Tittel/dpa

Im Rheinischen Landesmuseum geht es unter dem Titel „Marc Aurel. Kaiser, Feldherr, Philosoph“ um einen chronologischen Überblick über sein Leben und seine Zeit. Aurel wurde laut Reuter als Sohn der römischen Oberschicht geboren, als das Römische Reich weitgehend befriedet und in einer Zeit des Wohlstands war. Zusammen mit seinem Stiefbruder Lucius Verus, den er zum gleichberechtigten Kaiser ernannte, wurde er allerdings mit Kriegen und Epidemien konfrontiert.

In die Lebenszeit Marc Aurels führen Marmorbüsten, Waffen, Reliefs und auch sogenannte Mumienporträts ein. Letztere sind Holzbilder, die Gestorbenen mit einer Darstellung von sich selbst auf ihr Gesicht gelegt werden. Auch 5.400 Soldaten sind als Miniaturfiguren dargestellt, um die römischen Armeen zu zeigen. Die Schau greift ebenso die philosophischen Aspekte von Marc Aurel auf – in eigens dafür unterscheidbar gestalteten Räumen, mit einem Blauton und ohne antike Exponate. So erfahren Besucherinnen und Besucher in einem Raum mehr über die Stoa – die bedeutende, im antiken Griechenland begründete philosophische Schule und ihre Vorstellungen von der Ethik und vom guten Leben. Marc Aurel gilt als letzter wichtiger Vertreter dieser philosophischen Strömung. Und ein weiterer solcher Raum ist gänzlich seinen „Selbstbetrachtungen“ gewidmet. 

Was ist „gute Herrschaft“?

Daran knüpft auch die Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift Trier an. Unter dem Titel „Was ist gute Herrschaft?“ beginnt sie mit einem Blick auf die Darstellungen von Marc Aurel als Herrscher zu Pferd. Ein Herrschermotiv, das später auch bei Darstellungen von Napoleon oder Karl dem Großen aufgegriffen wird, wie Museumsleiterin Viola Skiba berichtet.

Der erste lateinische Druck seiner „Selbstbetrachtungen“ erschien ihr zufolge um 1558/59. Seine Betrachtungen hätten von da an globalen Anklang gefunden. Einer seiner Anhänger war zum Beispiel der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), dessen eigene Ausgabe der „Betrachtungen“ in der Schau zu finden ist.

Mächtige Frauen waren die Ausnahme

Über die Epochen hinweg blickt das Stadtmuseum auf die Darstellung der vier Kardinaltugenden der Antike: Gerechtigkeit, Mäßigung, Stärke und Klugheit. Im Fokus stehen außerdem unterschiedliche Regierungsformen sowie ihren medialen Darstellungen und Rezeption. Dass Frauen eher nur als Darstellungen von Tugenden und im Laufe der Geschichte seltener als Herrscherinnen zu sehen sind, wird dabei ebenfalls thematisiert. Zu jeder Zeit habe es zwar auch mächtige Frauen gegeben, betont die Museumsleiterin. Sie seien aber die Ausnahme gewesen und hätten sich ständig rechtfertigen müssen. Auch Marc Aurel habe sie nicht mitgedacht, wenn er vom Volk gesprochen habe.

Die Demokratie werde vor allem über Architektur mit klaren Bezügen zur Antike dargestellt, berichtet Skiba. Den Abschluss bildet eine Wand mit den aktuellen Inszenierungen von Staats- und Regierungschefs auf aller Welt, deren Bilder ähnliche Elemente aufweisen.

Bausteine der Demokratie

Beide Ausstellungen bieten auch interaktive Elemente. Im Rheinischen Landesmuseum können Besucherinnen und Besucher beispielsweise mit blauen Bällchen bestimmen, welchen Aussagen von Marc Aurel sie zustimmen. Eine ist zum Beispiel: „Pflichten und Tugenden machen eine gute Lebensführung aus.“ An einer anderen Station ist Marc Aurel als KI-unterstütztes Foto zu sehen, wie er heutzutage abgebildet werden würde.

Im Stadtmuseum können Interessierte Machtobjekte wie Schwerter oder Gebäude ertasten oder sich über Medienstationen zu Symbolen in Machtdarstellungen informieren. Auf einem wackeligen Boden können sie aus Säulen und einem Dach versuchen, die Demokratie zu bauen. „Wir beantworten nicht die Fragen“, betont Skiba. Das Museum wolle vielmehr dazu anregen, sich damit auseinanderzusetzen, was eine gute Regierung ausmache und wie jeder Einzelne dazu beitragen könne. Das größte Exponat der Ausstellung steht übrigens in keinem Museum: Es ist das berühmte römische Stadttor Porta Nigra, das 36 Meter lang und gut 29 Meter hoch ist – und als zentraler Publikumsmagnet in der Trierer Innenstadt steht. Das berühmte Wahrzeichen der Stadt ist unter der Herrschaft Aurels als Teil einer mehr als sechs Kilometer langen Stadtmauer entstanden.

Die Landesausstellung ist dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Infos online unter www.marc-aurel-trier.de