Musik-Institut Koblenz
Lutz Brenner: Ein Chorleiter mit Liebe zum Detail
Mit Spannung war das erste Konzert unter der Leitung von Lutz Brenner, dem neuen Chorleiter des Musik-Institut-Koblenz, erwartet worden,.
Arek Glebocki

Der Diözesankirchenmusikdirektor des Bistums Mainz stellt sich als neuer Dirigent des Chores des Musik-Instituts Koblenz mit Haydns „Schöpfung“ vor - und mit einer sehr kultivierten Interpretation. 

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Lutz Brenner ist in der Region kein Unbekannter: Lange Jahre war der heute 51-Jährige mit großem Erfolg Bezirkskantor in Bad Ems, bevor er 2020 als Diözesankirchenmusikdirektor des Bistums Mainz berufen wurde. So war die Nachricht, dass er am Musik-Institut die Leitung des Chores übernehmen sollte, auch eine, die mehr auf einen nahtlosen Übergang als auf Umbrüche hindeutete. Noch dazu, weil Brenner zu seinen Lehrmeistern eben auch Mathias Breitschaft zählt, den ehemaligen Mainzer Domkapellmeister und Professor für Chorleitung, der den traditionsreichen Koblenzer Chor 2013 übernommen und auf ein beachtliches Niveau geführt hat.

Im Fokus der Aufmerksamkeit: Das erste Chorkonzert des Musik-Instituts Koblenz unter der Leitung von Lutz Brenner war ein in Hinsicht auf die Leistung des Chores vielversprechendes.
Arek Glebocki

Nun konnte sich sein einstiger Schüler als sein Nachfolger vorstellen – und tat dies zum Abschluss der Saison im zehnten Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz mit einem bemerkenswerten Debüt. Was kann ein Chorleiter in einem ersten Konzert zeigen, wenn er ein in gutem Zustand befindliches Ensemble übernimmt? Auf diese Kernfrage hatte Lutz Brenner eine gute, teils auch verblüffende Antwort bereit: Er kann bestehende Qualitäten fortführen, aber tatsächlich auch durch einen Fokus Profil zeigen, der sich nicht aus Extremen in Tempo, Lautstärke oder starken Effekten ergibt, sondern aus dem völligen Gegenteil.

Und damit ist nicht etwa ein Mittelmaß oder Kompromiss gemeint, sondern: eine hoch erfreuliche Kultiviertheit, mit der der Chor des Musik-Instituts bei seiner Interpretation von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ gefiel. Ein Werk aus der Chormusik-Hitparade, aus guten Gründen vielgeliebt und vielgespielt. Keine große Herausforderung für den derzeit sehr gut besetzten Chor des Musik-Instituts, sollte man meinen, denn viele seiner Mitglieder haben die „Schöpfung“ schon ein- oder mehrmals mitgesungen.

Detailreiche Interpretation

Aber weit gefehlt: Abgesehen davon, dass es gerade bei bestens bekannten Stücken eben auch genau darum geht, die Spannung oben zu halten wie bei einer kompletten Neueinstudierung, hat sich der Chor in diesem Konzert mit einer detailreichen Interpretation hervorgetan, die man als ebenso erfreuliches wie zukunftsweisendes Zeichen für das Wirken von Lutz Brenner von diesem Konzert mitnimmt.

Oder, um es etwas konkreter zu benennen: Der neue Dirigent weiß um alle Klippen und Verführungen, die das Stück für den Chor bereithält, er kennt die Momente, in denen die hohen Männer- und Frauenstimmen in Bedrängnis kommen und zum Forcieren verleitet sein können. Davon gibt es in den großen Schlusschören der drei Teile des Oratoriums einige – und die erklingen im zehnten Anrechtskonzert so diszipliniert, dass es eine Freude ist. Kein Fugeneinsatz wird herausgestemmt, die Höhenausflüge werden nicht mit Attacke, sondern mit federleichten Aufschwüngen und vornehmer Zurückhaltung in potenziell schwierigen Lagen gemeistert. Und das zeichnet die Chorleistung über den ganzen Abend aus – ein großer Pluspunkt in diesem Konzert.

Chor und Orchester harmonieren

Die Rheinische Philharmonie folgt aufmerksam dem Dirigat Brenners und zeigt an diesem Abend eine Interpretation dieses Werks der klassischen Epoche, die schon sehr deutlich auf die Frühromantik und darüber hinaus blickt und große Emphase und kernige Affekte auch schon gleich zu Beginn zulässt. Der ganze Klangzauber der „Schöpfung“ wird vom Orchester in zahlreichen schönen (Bläser-)Soli zelebriert – und bei den großen Chorsätzen greifen Rheinische Philharmonie und der Chor wie eine gut geölte Maschinerie ineinander.

Mit all dem punktet das zehnte Anrechtskonzert, und doch ist es insgesamt kein vollends gelungenes. Das Solistentrio des Abends, das in vielen Rezitativen, Arien und Duetten die Schöpfungsgeschichte zu erzählen und dafür einiges an Kondition und stimmlicher Wendigkeit mitzubringen hat, kämpft mit Problemen. So treten die verdienten, langjährig dem Publikum vertrauten Sänger Klaus Mertens (Bass) und Markus Schäfer (Tenor) wie auf vokalen Zehenspitzen an. Vor allem Mertens gelingt es dabei im Verlauf des Abends zunehmend, alle Lagen seiner Partie zu erreichen. Gegen Ende des Werkes hat sich auch Sopranistin Britta Stallmeister im Rezitativ und im Duett von Adam und Eva stimmlich etwas gefangen, nachdem es sie zuvor nicht nur in Läufen und Koloraturen aus der Kurve getragen hatte. Doch das sind nur Momentaufnahmen: Was bleibt, ist der vielversprechende Start des neuen Chorleiters.

Infos zur neuen Saison unter www.musik-institut-koblenz.de