Koblenz erwacht aus dem Schlaf
Die Öffnungen kommen nach dem Geschmack der Museumsbetreiber spät, schon im Januar hatte es einen entsprechenden Vorstoß gegeben. Andererseits kommt der Tag der offenen Tür auch genau pünktlich: Der Sonntag (16.) steht im Zeichen des Internationalen Museumstages. Im Ludwig Museum ist dann der Eintritt (nach vorheriger Anmeldung) frei. Zu sehen ist die kinderfreundliche Ausstellung „Mauslandung in Koblenz – Die Fliegerei-Abenteuer von Torben Kuhlmann“. Und welche Ironie nach dem monatelangen Dornröschenschlaf der Museen: die düstere Schau zu Hyperrealist Gottfried Helnwein mit dem Titel „Schlaf der Vernunft“.
So wie in Koblenz freuen sich auch Museumsmitarbeiter und Kunstfreunde anderenorts über die zurückgewonnene Kulturchance. Doch der internationale Museumstag schreibt sich dieses Jahr auch mit Rotstift. Die Corona-Pandemie hat den mehr als 6600 Museen in Deutschland ein tiefes Loch in die Finanzen gerissen. „Egal, ob ein Museum kommunal, staatlich oder über das Land finanziert wird – Einnahmeausfälle haben wir alle über lange Zeit gehabt“, sagt Christina Haak, Vizepräsidentin des deutschen Museumsbundes. Der tatsächliche Verlust kann bundesweit zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht nicht benannt werden. Immerhin: Trotz fortdauernder Pandemie sind zum Internationalen Museumstag deutschlandweit gut 1500 Aktionen in den Einrichtungen geplant, die schon wieder öffnen dürfen. „Das sind immerhin knapp über 600“, sagte Haak, die stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin ist. Ziel des Museumstages ist es, auf die thematische Vielfalt der Museen hinzuweisen.
Licht am Ende des Tunnels gibt es zum Museumstag auch in der Region: Das Arp Museum in Remagen, in dem Besucher durch einen langen Tunnel zur Ausstellung wandern, zeigt nicht nur Skulpturen der Künstlerin Stella Hamberg, sondern lädt Besucher auch ein, mit der Kunsthistorikerin Judith Loosen ins Gespräch zu kommen. Diese Kunst-Ambulanz wird kostenfrei angeboten.
Ambulanz und Quiz in Remagen
„Auch alle, die schon immer eine Frage zu Hans Arp mit sich herumtragen, können vorbeikommen und sie Frau Loosen stellen“, sagt eine Sprecherin des Arp Museums – möglich ist das von 14 bis 17 Uhr. Wer es nicht nach Remagen schafft, kann auf dem Instagram-Kanal des Arp Museums am Sonntag immerhin ein Kunstquiz zum Museumstag spielen.
Auch das Museum Boppard in der Kurfürstlichen Burg ist ab Sonntag wieder geöffnet. Zu sehen ist dann etwa die Ausstellung zur Fotoreportage „Five Days Ancient Silk Road“ des Fotografen Herbert Piel, der auf der chinesischen Seidenstraße reiste und emotionale Schwarz-Weiß-Bilder mitbrachte.
So scheint die Museumslandschaft langsam aufzuatmen. Doch es macht sich auch Unruhe bemerkbar: „Uns treibt schon um, dass die Kultur dann als Erstes finanziell belastet wird, wenn es darum geht, die Corona-Maßnahmen in der Zukunft zu bezahlen“, sagt Christina Haak. vom Deutschen Museumsbund. Sie befürchtet, dass im Zuge der Pandemie die Finanzierung von Museen etwa der Rettung der Wirtschaft entgegengestellt wird. „Das ist eine kritische Debatte. Ich hoffe, dass sie so nicht kommen wird.“ Das Potenzial für Einsparungen sei ohnehin gering, betont Haak. „Ein Schritt wäre ja zu sagen, wir verkaufen die Sammlungen. Da ist aber in Deutschland in der Regel – Gott sei Dank – eine rote Linie.“ Ausschließen, dass Museen tatsächlich dichtmachen müssen, kann sie nicht.
Eine Erhöhung der Ticketpreise ist laut Haak dagegen keine gute Idee. „Automatisch mehr Geld nimmt man damit nämlich nicht ein“, betonte sie. So seien Touristen im Urlaub natürlich spendabler, „die Stadtbevölkerung reagiert wiederum sehr empfindlich auf Preiserhöhungen“. hol/dpa
Weitere Informationen zum Internationalen Museumstag gibt es auf www.museumstag.de