Wie eine Vorstellungsrunde für die Chorleitung in einer Institution wie dem Musik-Institut Koblenz aussieht, kann man sich vorstellen: Die „Prüflinge“ arbeiten mit dem Chor eine zeitlang an den selben Stücken, anschließend wird von Chorvertretern und Vorstand berichtet und beraten, bis die möglichst einmütige Entscheidung fällt.
Aber wie erlebt man das auf der anderen Seite? Lutz Brenner überlegt kurz, was er von dieser Prozedur im vergangenen Jahr erzählen kann, und findet schnell die entscheidenden Worte: „Was mir nach wenigen Sekunden klar war: Diesen Klang kenne ich doch!“ sagt der 51-Jährige und lacht. Denn er bezieht sich nicht etwa auf die Gelegenheiten, bei denen er als Zuhörer den Chor des Musikinstituts erlebt hat. „Diese Klanggestaltung, die eher dunkle Vokalgestaltung – sicher, das ist eindeutig Mathias Breitschaft.“
Mathias Breitschaft gehörte zu seinen Lehrern
Brenner, der seit 2020 als Diözesankirchenmusikdirektor für das Bistum Mainz arbeitet, hat Schulmusik, Germanistik und Kirchenmusik sowie Konzertfach Orgel und Orgelimprovisation studiert - und zu seinen Lehrern zählte in der Chorleitung Mathias Breitschaft, der die Geschicke des MI-Chores in den vergangenen zehn Jahren geleitet hat. Eine gute Basis, auf die Brenner aufbauen möchte – und auf die er mit der Übernahme des Chorleiteramts während der aktuellen Spielzeit aufsattelte.
Die neue Aufgabe in Koblenz ist für Brenner ein bisschen wie Heimkommen: Von 2004 bis 2019 wirkte er als Bezirkskantor in Bad Ems, wo er den St.-Martins-Chor leitete. Als Diözesankirchenmusikdirektor ist er für die komplette kirchenmusikalische Fortbildung im Bistum Mainz zuständig, leitet aber keinen Chor - insofern hatte er sich über den Hinweis auf das Vordirigieren in Koblenz besonders gefreut.
Beim Vordirigat stimmte die Chemie
Dieses hatte er direkt nach einer Serie von drei aufeinanderfolgenden Orgelkonzerten absolviert, ohne sich Druck zu machen - und dann ging alles überraschend gut, wie sich Brenner im Gespräch erinnert: „Das sind Momente, die man nicht gut beschreiben kann - aber man spürt einfach nach kurzer Zeit, ob die Zusammenarbeit gut funktioniert und ob die Chemie stimmt.“ Dazu habe sicherlich auch noch beigetragen, dass sein Probedirigat Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ umfasste, das ihm ganz besonders am Herzen liege.
Als klar war, dass er die Nachfolge Breitschafts antreten würde, hat sich Brenner auch noch eingehender mit der Geschichte des Musik-Instituts beschäftigt. Und da bei war er sowohl erstaunt als auch begeistert über die Wichtigkeit, die der Chor in der Geschichte des Instituts spielt, das 1808 mit dem zentralen Ziel der Pflege der (sakralen) Chormusik gegründet wurde.
Auch weltliche Programme sind geplant
Trotzdem ist es ihm für die kommenden Jahre wichtig, neben den großen kirchenmusikalischen Werken auch weltliche Werke zur Aufführung zu bringen - wie eben jetzt Haydns „Schöpfung“, die er für die dramatische Handlung ebenso schätzt wie für die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die sie dem Chor bietet. Dabei würde Brenner in den kommenden Jahren auch gern in die Chor-Gegenwart schauen, in der zahlreiche viel beachtete Werke entstehen. Überhaupt ist er positiv, was die Zukunft angeht: „Zumindest im kirchlichen Bereich, den ich überblicke, haben wir uns von der Pandemie erholt.“
Zu vielen Chören gebe es wieder mehr Zulauf. Den würde er sich natürlich auch für den Chor des Musik-Instituts wünschen, der doch mit seinem Alleinstellungsmerkmal – die Mitwirkung bei zwei großen Konzerte pro Saison mit Orchesterbegleitung in der Rhein-Mosel-Halle – über die besten Argumente verfüge.
Informationen zum Vorverkauf unter Telefon 0261/100 04 66 sowie im Internet unter www.musik-institut-koblenz.de
Zehntes Anrechtskonzert
Freitag, 9. Mai, 20 Uhr, Rhein-Mosel-Halle Koblenz
Joseph Haydn: „Die Schöpfung“
Solisten:
Britta Stallmeister, Sopran
Markus Schäfer, Tenor
Klaus Mertens, Bass
Chor des Musik-Instituts Koblenz
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Dirigent: Lutz Brenner