Mittelrhein Musik Festival
Landgren und Jazzkantine: Rap und Funk küssen den Jazz
Nils Landgrens Funk Unit spielt am 17. August in Boppard-Bad Salzig
Nikola Stankovic

Sie überschreiten die Grenzen des Jazz: die Braunschweiger Jazzkantine und Nils Landgrens Funk Unit. Zum Finale des Mittelrhein Musik Festivals zelebrieren sie in Koblenz und Boppard-Bad Salzig ihre Melange aus Rap, Soul, Funk und Jazz.

„Habt ihr Hunger? Sagt Ja ja!“ So ruft es die Jazzkantine Mitte der 90er-Jahre in die Konzerthallen, untermalt von den Bläsern der Braunschweiger Big-Band-Rap-Kombo. Es ist die Blütezeit des Crossover. Hip-Hop küsst den Jazz, Funk swingt den Jazz. Was Giganten wie Miles Davis oder Quincy Jones vorbereitet haben, schwappt in den 90er-Jahren auch nach Europa und Deutschland. Es ist die Geburtsstunde der Jazzkantine und von Nils Landgrens Funk Unit - Formationen, die ihre ganze Blüte erst auf der Bühne entfalten oder wie die Kombo des schwedischen Posaunisten ihren Durchbruch erst als Live-Kombo erleben.

Der Hunger der Jazzer nach Ausflügen in andere Musikgenres ist auch 30 Jahre später ungebrochen. Zu erleben ist dies beim Mittelrhein Musik Festival. Zu dessen Finale beschallt am Sonntag, 17. August, Mr. Redhorn Landgren den Kurpark in Boppard-Bad Salzig. Fünf Tage später, am Freitag, 22. August, lässt die Jazzkantine die Festung Ehrenbreitstein erbeben.

Die Jazzkantine aus Braunschweig spielt am 22. August auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz
Christoph Eisenmenger

Die Jazzkantine katapultierte sich Anfang der 90er-Jahre mit ihrer Melange aus Rap, Hip-Hop, Soul, Funk und Jazz in die Musikcharts. Songs wie „55555“ oder „Respekt“ wurden Ohrwürmer. Zu den Gästen der Kantine zählten Smudo, der mit den Fantastischen Vier damals gerade abhob, Til Brönner oder Götz Alsmann. Das alles war kein jazziger Klamauk, sondern wurde auch auf altehrwürdigen Jazzfestivals wie Montreux gewürdigt. Kein Wunder, denn die Kantine war beeinflusst von Jazzmatazz - dem Hip-Hop-Jazz-Projekt des Rappers Guru, an dem sich Jazzikonen wie Donald Byrd, Roy Ayers oder Branford Marsalis beteiligten. Die Rhymes der Kantine kommen bis heute von Cappuccino sowie Tachi von der Fresh Family.

Zum Landgren-Sound braucht es weniger Erklärungen. Der Schwede ist mit seinen Kombos längst zur Jazz-Institution geworden. Wie die Kantine hat auch er den Jazz popularisiert. Und er gehört zu den Jazzern, die einen auch verzücken, wenn er die Posaune zur Seite stellt und singt. Der Heißhunger auf diese Konzerte wächst.