Im Kulturzentrum, das die Regenbogengruppe um Doris Schaefer, Arno Alderath und Barbara Pietjou geschaffen hatte, fand das Jugendtheater seine Heimstatt. Damit gehört es zu einem der vielen bereichernden Momente der Kultur, die von der Kufa ihren Ausgang nahmen. Etwa der Kinderzirkus Bambini, aus dem die Jugendkunstwerkstatt hervorging. Oder ein Tanztheaterfestival, das zum Ausgangspunkt für den „Festivalstern Jugendtheater“ des rheinland-pfälzischen Kultursommers wurde. Oder das Kulturbüro Rheinland-Pfalz, das heute von Lahnstein aus unter anderem zahlreiche Jugendliche im freiwilligen sozialen Jahr betreut. Oder: Es ging von der Kufa als einem der ersten soziokulturellen Zentren im Bundesland der Zündfunke aus für ähnliche Einrichtungen andernorts; so standen Kufa-Leute den Trierern zur Seite beim Aufbau der dortigen Tufa, der Tuchfabrik.
1996 machte sich Endzeitstimmung breit in der Kufa. Kürzung des städtischen Zuschusses, zugespitzte Finanzkrise, Sanierungsstau im Gebäude, Differenzen innerhalb der ersten Betreibergeneration: Rund 16 Jahre nach ihrer Gründung stand die Kufa vor dem Aus. Und: Das Jugendtheater drohte sein Domizil zu verlieren. Um das zu vermeiden, fädelten Dieter Servatius und Ulrich Hoppenheit von der Sparkasse Koblenz als einem der Hauptsponsoren des Jugendtheaters einen Coup ein: Sie einigten sich mit den drei bisherigen Gesellschaftern Schaefer, Pietjou und Alderath auf die Übernahme der Kufa-GmbH durch eine Gruppe aus Koblenzer Bürgern.
Servatius und Hoppenheit überzeugten rund 20 Lehrer, Juristen, Geschäftsleute, mit je 5000 Mark Einlage als Neugesellschafter mitzumachen. Nun mit kundigem Rat von Finanzfachmann, Steuerberater, Anwalt ausgestattet sowie mit Unterstützung von Handwerk, Handel und auch wieder der Kulturpolitik, hieß es in der Kufa: Neustart. Generalsanierung von Kneipenfoyer und Theater wurden gestemmt, die Probensituation fürs Jugendtheater optimiert, die Vermietung der Obergeschosse intensiviert, neue Veranstaltungsprogramme aufgelegt ... Denn die Kufa musste sich auch rechnen, die je 70.000 Euro Zuschuss von Stadt und Land reichen bei Weitem nicht. Mieten, Eintritts- und Bewirtungseinnahmen waren und sind weiter unverzichtbar.
Der Übergang 1996 verlief im Spannungsgeflecht zwischen altem und neuem Hausherrn sowie Kulturpolitik durchaus nicht konfliktfrei. Er bedeutete zwar die Rettung der Kufa, wurde indes von der freien Szene misstrauisch beäugt. Denn dort empfand man die neue Lösung zugleich als Kulturbruch: Was als Ausdruck alternativer Kulturbewegung begonnen hatte, nahmen nun etablierte bürgerliche Kräfte in die Hand. Das Ende einer Ära? Das Scheitern einer Utopie?
22 Jahre später muss man die Sache so sehen: Ohne den Mut und den Pioniergeist der Kufa-Gründer hätte es dieses Kulturzentrum nie gegeben; ohne das Engagement des nachherigen Gesellschafterkreises um Dieter Servatius würde es die Kufa längst nicht mehr geben. Insofern übernimmt die jetzt neue Generation von Gesellschaftern ein wichtiges Erbe, das auf Basis der Verbindung zweier Traditionslinien fortentwickelt werden kann: hier das Jugendtheater, da die unkonventionelle Experimentierfreude der Alternativkultur.