Der einstige rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär (und spätere Koblenzer OB) Joachim Hofmann-Göttig hat ein kulturpolitisches Mantra etabliert: Koblenz, so wurde er nicht müde zu wiederholen, sei ja eigentlich die Kulturhauptstadt von Rheinland-Pfalz. Tatsächlich kann sich das umfassende Angebot angesichts von rund 115.000 Einwohnern sehen lassen – allein schon, wenn man an die großen Akteure mit jahrhundertelanger Tradition wie das das Theater, das Musik-Institut Koblenz, das Staatsorchester Rheinische Philharmonie und Einrichtungen wie das Mittelrhein-Museum oder das Ludwig Museum denkt.
Wie reich und vielfältig das Kulturangebot noch darüber hinaus ist, zeigt die Aktion, die am Freitag, 21. März, um 19 Uhr mit einem Orgelkonzert in der Basilika St. Kastor ihren Auftakt begeht: Lorenz Höß. Organist von St. Kastor und Chordirektor am Theater, eröffnet unter dem Titel „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ mit Werken von Johann Sebastian Bach das Projekt „Bach 25“. Im folgenden Aktionszeitraum erklingt eine große Bandbreite aus den rund 1080 erhaltenen Werken des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) – und das in einem Schulterschluss, den es so in der Region lange nicht gegeben hat: 14 Akteure sind dabei, ein „Who is who“ der Musik- und Kirchenmusikszene: Der Verein Alte Musik am Mittelrhein, der Bachchor Koblenz, das Barockorchester Cappella Confluentes, das Collegium Vocale, die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Karthause, der Kammerchor Koblenz, der Kirchenkreis Koblenz, der Cellist Benedict Klöckner, die städtische Musikschule, die Pfarrei Dreifaltigkeit Koblenz, die Singschule Koblenz, die Rheinische Philharmonie, Pfarrer Johannes Stein – und die Universitätsmusik Koblenz.
Fäden laufen in der Universitätsmusik zusammen
In der Universität laufen auch die Fäden von „Bach 25“ zusammen: Bei der Präsentation des Programms begrüßt Christian Jeub, seit 2016 Leiter der Universitätsmusik, die versammelte „Bach-Familie“ – und freut sich, dass das gewaltige Programm, dass den Titel „Koblenz klingt“ trägt, in Zeiten knapper Haushalte zustande gekommen ist. Zur Idee zu „Bach 25“ verweist Jeub darauf, dass sich in diesem Jahr Bachs Geburtstag zum 340. Mal und sein Todestag zum 275. Mal jähren. Doch das ist nicht entscheidend: „Uns als Musiker verbindet, dass Bach ein großer Fels in der Brandung ist, an dem wir uns schulen können und an dem wir reifen können.“ So sei die Idee, sich einmal gemeinsam Johann Sebastian Bach zu widmen, sofort auf fruchtbaren Boden gefallen.
Der Konzertreigen beginnt nun an Bachs Geburtstag, 21. März, mit dem Orgelkonzert in St. Kastor, gleich am Samstag, 22 März geht es um 16 Uhr weiter im evangelischen Dreifaltigkeitshaus Karthause unter dem Motto „Von Cello bis Orgel“, bei dem Lehrende der Musikschule Werke für Cello, Orgel, Klavier und andere Besetzungen spielen. Ebendort stellen sich am Samstag, 5. April, um 16 Uhr Schülerinnen und Schüler und Ensembles der Musikschule mit einem Bach-Programm vor.
„Evensong“ und „Musik zur Marktzeit“ mit im Boot
Schon seit der Bundesgartenschau in Koblenz 2011 gibt es die Tradition des Evensong, der jeden ersten Sonntag im Monat in ökumenischer Verantwortung stattfindet. Diese Reihe widmet sich dem Werk des Leipziger Thomaskantors mit passenden Bach-Kantaten ausgewählt: So erklingt etwa am Sonntag, 6. April, um 17 Uhr in der Basilika St. Kastor „Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott“ BWV 127. Dabei musizieren das Vokalsensemble Liebfrauen und die Cappella Confluentes unter der Leitung von Juliane Kathary.
Auch die beliebte „Musik zur Marktzeit“ stellt sich ganz auf die „Hauptsache Bach“ ein: Bis zum 2. August sind dort immer samstags um 12.30 Uhr in der Liebfrauenkirche eine halbe Stunde Musik und lyrisch-geistliche Texte zu erleben, am 22. März geht es lost mit Motetten zur Fastenzeit. Am 10. April laden der Pfarrer Johannes Stein und der Kirchenmusiker Lennart Fausmann zum Vortrag „Johann Sebastian Bach – Leben und Werk“ um 19 Uhr ins Café Atempause der Christuskirche ein, der mit zahlreichen Musikbeispielen versehen sein wird.
Große Konzert-Höhepunkte
Nach all diesen ersten Angeboten, bei denen – wie bei vielen Veranstaltungen des Festivals – Spenden willkommen sind, aber kein Eintritt erhoben wird, stehen dann eine Reihe von Konzerthöhepunkten auf dem Programm. Am Palmsonntag, 13. April, erklingt um 17 Uhr in der Basilika St. Kastor unter der Leitung von Christian Jeub die „Johannes-Passion“ BWV 245, bei der neben dem Universitätschor Koblenz und der cappella accademia Sänger der umliegenden Theater – unter anderem die Sopranistin Dorin Rahardja (Staatstheater Mainz) und Sebastian Haake (Theater Koblenz) auftreten werden (Tickets bei Ticket Regional).
Am Samstag, 3. Mai, geht es um 19 Uhr im Dreifaltigkeitshaus auf der Karthause weiter mit Orchesterwerken: Unter Leitung von Kantor Lennart Faustmann am Cembalo erklingen das Brandenburgische Konzert Nr. 5 BWV 1050, die Orchestersuite h-Moll BWV 1067 sowie das berühmte Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 mit dem Barockorchester Cappella Confluentes.
Ein Gipfel: die h-Moll-Messe
Und nach einem weiteren Orgelabend, diesmal am 9. Mai in der Herz-Jesu Kirche um 19 Uhr mit Organist Joachim Aßmann und Werken unter dem Titel „Lebensstationen Bachs“, kommt es an einem zentralen Abend des „Bach 25“-Projekts zum Wiedersehen mit dem Dirigenten Jörn Hinnerk Andresen: Er leitete bis 2008 den Chor des Theaters Koblenz, bevor er in gleicher Position zuerst ans Gärtnerplatztheater in München und später an die Dresdner Semperoper wechselte. Seit 2019 ist er Professor für Chordirigieren am Salzburger Mozarteum – in Koblenz wird er für „Bach 25“ ein Werk präsentieren, dass hier zuletzt – und das ebenfalls unter seiner Leitung – aufgeführt wurde: die „Missa in h-Moll“ BWV 232. Fraglos ein Gipfel der Kirchenmusik, den in Koblenz zu erklimmen der Kammerchor Koblenz, das Vokalensemble Cantus Floridus und die Cappella Confluentes antreten (Tickets ab April bei Ticket Regional),
Und so folgen über Monate weitere Konzerte und Vorträge – und dabei auch, das ist den Veranstaltern sehr wichtig, Angebote, die sich vom üblichen Konzertleben abheben wollen. So ist zum Beispiel am 8. Juni um 11 Uhr im Görreshaus das Familienkonzert „Krach mit Bach“ zu erleben, bei dem nicht nur Musik von Bach und Händel erklingt, sondern auch beide Komponisten in Gestalt zweier Schauspieler aufeinandertreffen und darum streiten, wer wohl der bessere Komponist gewesen sei. Und ein zweites Mal wird Bach sprichwörtlich vom Sockel geholt am Sonntag, 22. Juni, um 13.30 Uhr in der Palottikirche in Vallendar: Thomas Gabriel hat die Musik geschrieben für das Musical „Bach forever“ für Bass-Solo, Kinder- und Jugendchor und Instrumente. Das Stück erzählt davon, dass der altehrwürdige Komponist vom Denkmalsockel steigt und sich von einer Gruppe Jugendlicher in die Geheimnisse ihrer Lieblingsmusik von Pop bis Rap einweisen lässt – im Gegensatz erzählt er musikalisch aus seiner schon etwas länger zurückliegenden Jugend.
Die ausführliche Programmbroschüre liegt in Koblenzer Kirchen aus und ist online herunterzuladen unter www.ku-rz.de/bach25