Moderator Ken Jebsen gilt heute als Verschwörer - Der Podcast "Cui Bono" fragt, wie das passierte
Ken Jebsen: „Cui Bono“ zeigt, wie Berlins Radiostar abdriftete
Ken Jebsen
picture alliance/dpa

Er war der Hoffnungsträger des deutschen Radios, mittlerweile ist er Verschwörungserzähler: Ken Jebsens Karriere vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Kaninchenbau der Wahnvorstellungen wird im Podcast "Cui Bono - WTF happened to Ken Jebsen" hörenswert nacherzählt.

Er war schnell, schlagfertig und schamlos: Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen galt in den 1990er-Jahren als Ausnahmetalent der Medienbranche. Neben kleineren Experimenten beim Fernsehen avancierte er vor allem mit seiner vierstündigen Radiosendung „KenFM“ im RBB zu einer Stimme der Jugendkultur. Doch mittlerweile ist Jebsen vor allem als Multiplikator gefährlicher Verschwörungserzählungen bekannt: Die Anschläge vom 11. September 2001 seien vom Weißen Haus begünstigt, Bill Gates kontrolliere die deutsche Regierung, so einen Quatsch eben. Der Berliner Verfassungsschutz stuft „KenFM“ – inzwischen ein YouTube-Kanal – als Verdachtsfall ein.

Eine neue Hörserie fragt deshalb, was bloß mit dem Moderator passiert ist: „Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen“ ist so etwas wie der Podcast der Stunde. In einer Zeit, in der auch in der Region intensiv um Verschwörungserzählungen des Sängers Xavier Naidoo diskutiert wird, der auf der Loreley auftreten will, kann man von der sechsteiligen Serie einiges über den Weg vermeintlich seriöser Figuren hinab in den Kaninchenbau der Wahnvorstellungen lernen.

“Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen" ist hochklassig produziert

Schließlich war Ken Jebsen, 1966 in Krefeld geboren, lange ein Aushängeschild des RBB. Für seine Sendungen beanspruchte er Narrenfreiheit und kam damit ob des Erfolges durch. Allerdings knirschte es im Sender, so stellt es der Podcast dar, weil Jebsen nach immer mehr Aufmerksamkeit trachtete – auch mit grotesken Meinungen wie „Nichtwählen ist bei der Bundestagswahl die einzig demokratische Option“. Zu Fall kam Jebsen hingegen erst 2011 nach Antisemitismusvorwürfen. Fortan sucht er sich sein Publikum auf eigenen Kanälen und auf „Querfront“-Demonstrationen im Zuge der Krimkrise. Die Großmannssucht hatte gesiegt, so lässt sich eine Erkenntnis des Podcasts zusammenfassen.

Wie „Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen“ (auf Deutsch etwa: „Was zur Hölle ist mit Ken Jebsen passiert?“) das erzählt, ist hochklassig: Ohne Vorverurteilung, dafür mit jeder Menge Gesprächspartnern aus Jebsens Umfeld oder Experten wie Internetkenner Sascha Lobo. Beteiligt ist neben NDR und RBB auch die Podcastfirma Studio Bummens, die auch für Klaas Heufer-Umlauf, Toni Kroos oder Linda Zervakis produziert. Moderator Khesrau Behroz spricht mit angenehm unaufgeregter Stimme, obgleich er auch persönlich in das Thema investiert ist: Seine Mutter ließ sich in der Corona-Pandemie von Impfmythen blenden, wie er im Januar in einem Text für die „Zeit“ offenlegte. hol

Bislang sind drei Folgen von „Cui Bono“ erschienen. Abrufbar sind sie hier.