Theater Koblenz zeigt "How to Date a Feminist"
„How to Date a Feminist“ in Koblenz: Wonderwoman liebt Robin Hood
Helden des Alltags: Journalistin Kate im Wonderwoman-Dress (Isabel Mascarenhas) und Bäcker Steve als Robin Hood (David Prosenc) Foto: A. Glebocki
A. Glebocki

Eine verunsicherte Journalistin trifft einen respektvollen Mann, steht aber eigentlich auf selbstbewusste Mistkerle: Das Stück "How to Date a Feminist" von Samantha Ellis ist seit drei Jahren auch in Deutschland ein Renner. Nun ist es erstmals am Theater Koblenz zu sehen - mit einer entscheidenden Änderung.

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Den chauvinistischen Redaktionsleiter, der seine Hände nicht bei sich behalten kann, hat sie hinter sich gelassen. Doch während ihr Ex-Macker Ross auf einer Kostümparty im Superman-Outfit schon an der nächsten Frau herumknabbert, weiß die Londoner Journalistin Kate nicht so recht, was sie will. Als ersten Akt der Emanzipation hat sie sich nicht mehr als Supermans Anhängsel Lois Lane kostümiert, sondern selbstbewusst als feministische Heldin Wonderwoman. Und jetzt?

Da läuft ihr der schlaffe Steve über den Weg, angezogen als strumpfhosiger Robin Hood. Er ist, so stellt sich schnell heraus, ein Feminist – ein respektvoller, umsichtiger, fairnessliebender Mann, den man als Frau eigentlich mögen sollte. Bloß, dass Kate vor allem Mistkerle begehrt, die sich unbedarft nehmen, was sie wollen: Jobs, Redeanteile, Körper.

Wie kann ich wissen, was ich wollen darf?

Bei einem ersten intensiven Zwiegespräch mit Steve an einer Fish-and-Chips-Bude mokiert sich Kate deshalb: „Wie erkenne ich den Unterschied zwischen den Dingen, die ich will, aber eigentlich nicht will, den Dingen, die ich will, aber eigentlich nicht wollen sollte, und den Dingen, die ich will und auch wollen darf?“

Es ist gewiss kein Zufall, dass in Samantha Ellis' Komödie „How to Date a Feminist“ andauernd die Kostüme gewechselt werden: Schließlich geht es um Rollenverständnisse und das Anprobieren verschiedener Hüllen. Darf eine fortschrittliche Frau sich in Machos verlieben? Ist ein Mann noch Feminist, wenn er eine Frau sitzen lässt? Und was hat das alles mit unserer Erziehung zu tun, mit Vätern „vom alten Schlag“ und gestandenen Feministinnen, die nette Jungs großzuziehen versuchen?

Viele Kostümwechsel, heitere Dialoge: eine Klamotte im Doppelsinn

Entsprechend zieht sich auch bei der Koblenzer Premiere auf der Probebühne 2 am Wochenende Titelheld Steve zigmal um: David Prosenc wechselt behände von grünen Leggins in Schottenrock, Schlüpfer oder Bräutigamsanzug – passend, könnte man dieses Stück doch auch eine Klamotte nennen. Eine überaus beliebte noch dazu. Seit der britischen Uraufführung 2016 greifen auch deutschsprachige Theater gerne zu, das Stück stand schon in Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Ludwigsburg oder Köln auf dem Programm.

Es wurde dabei meist so gespielt, wie die Autorin es angelegt hat: für zwei Darsteller, die jeweils etliche Rollen übernehmen. So spielt die weibliche Schauspielerin in der Regel Kate, aber auch Steves Vulven malende Hippiemutter Morag und seine solide Ex Carina, der männliche Schauspieler übernimmt Steve, aber auch dessen späteren Schwiegervater Joe und den derben Ross.

Die Übersetzung bleibt hinter dem Original zurück

Dass Jan Käfer für seine Koblenzer Inszenierung auf ein (allemal toll interagierendes) sechsköpfiges Ensemble setzt, reduziert die psychologische Komplexität doch erheblich – die ödipale Deutung ist noch immer möglich, rückt aber ein wenig in die Ferne. Die deutsche Fassung, übersetzt von Silke Pfeiffer, muss zudem etwas ungelenk bleiben im Vergleich zum pfiffigen Originaltext.

Dennoch macht diese flotte Geschlechtergeschichte dem Koblenzer Publikum bei der Premiere hörbar Spaß. Während Kate, die wie Carrie Bradshaw aus „Sex and the City“ nach dem Richtigen sucht, und Steve sich heiter annähern und distanzieren, kann man füglich seine eigenen Vorstellungen über den Feminismus und das Patriarchat auf links drehen. Um die vom Stücktitel gestellte Frage zu beantworten, kann man mit Blick auf Steves Beziehungsleben feststellen: Es geht darum, einen Menschen zu lieben, und nicht nur ein Konzept.

Finn Holitzka