Dass alles auf den jeweiligen Vergleichsmaßstab ankommt – das kann man beim Betreten der zukünftigen Ausweichspielstätte des Theaters Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein in beeindruckender Weise erleben. Das strahlend weiße Sechsmastzelt ist zwar beinahe beachtliche 56 Meter lang – doch besonders groß wirkt das nicht auf der gewaltigen Fläche in Nähe der Bergstation der Seilbahn. Von außen liegt die Zirkus-Assoziation ganz nahe, man denkt an eigene Besuche in größeren und kleinen Manegen und fragt sich unwillkürlich: Kann hier wirklich ein vollwertiger Spielbetrieb eines Mehrspartentheaters stattfinden?
Es geht schnell voran
Hereinspaziert bei der Baustellenbesichtigung, die gleich die Antwort auf diese Frage gibt: Ja, das sollte zu machen sein! Denn wohl bei kaum einen Theaterbau ist der Unterschied von dem, was drinnen zu sehen ist, so groß im Vergleich zur äußeren Erscheinung. „Hier geht es wirklich rasend schnell voran“, freut sich auch der Koblenzer Theaterintendant Markus Dietze, der einmal vor und zurück im Innenraum des Theaterzelts führt. Steht man erstmal im Innern des Zeltes, dass dort so überhaupt nicht mehr nach Manege, sondern wie jeder andere Theaterbau aussieht, ist die Perspektive eine ganz andere – und man ist überrascht von den großzügigen Dimensionen. „Die Bühne hier im Zelt ist tatsächlich genauso groß wie im Großen Haus“, bestätigt Intendant Dietze.
Ganz neue Blickachsen
Wobei es natürlich auch deutliche Unterschiede gibt – etwa in den technischen Möglichkeiten. So stehen natürlich in dem Zelttheater Versenkungen nicht zur Verfügung, mit zwei fernsteuerbaren Bühnenwägen wird allerdings einiges an Kulissenbewegung auf der Bühne des Zelts möglich sein. Nicht nur in Sachen Bühnentechnik müssen alle Regieführenden in der Ausweichsaison ein bisschen umdenken – sondern auch in Sachen Blickachsen.
Die 350 Sitzplätze bietende Zuschauertribüne lässt das Publikum ansteigend zwischen „auf gleicher Augenhöhe“ bis „etwas von oben“ auf die Bühne blicken, die Sicht ist abgesehen von einigen wenigen Randplätzen der vorderen Reihen ausgesprochen und gleichmäßig sehr gut – das ist ein großer Unterschied zum historischen Theaterhaus mit anteilig mehr sichteingeschränkten Plätzen.
Brandneue Beleuchtungstechnik
Im Spielbetrieb der Ausweichsaison werden verschiedene Zeitepochen von Theaterausstattung aufeinander treffen: So kommen in den Containern rund ums Zelt beispielsweise alte Garderobenmöbel zum Einsatz, die im Großen Haus nach langem Gebrauch in der Sanierung erneuert werden – doch in der Bühnentechnik im Zelt ist schon die topmoderne Lichttechnik verbaut, die nach der Generalsanierung mit ins Große Haus ziehen werden. Die Spannung steigt also zur Eröffnung der Saison: Dann wird man erleben, wie das Orchester (seitlich von der Bühne platziert) im neuen Raum klingen und das Erlebnis Theaterzelt sich anfühlen wird. Die Zeltspielzeit startet am 15. September mit einer Operettengala, Informationen online unter www.theater-koblenz.de
Zahlen und Fakten zum Theaterzelt
Die Fläche beträgt rund 10 000 Quadratmeter bei einer Länge von 110 Meter mal 98 Meter Breite, umgeben wird das Theaterzelt dauerhaft von rund 380 Laufmeter Bauzaun.
Zelt:
6-Mast-Zelt, Länge 56 Meter x Breite 42 Meter, Masthöhe: 16 Meter, Gesamtfläche: 2100 Quadratmeter
Bühne:
190 Quadratmeter Szenenfläche plus Flächen für Orchester und Lagerung von Ausstattung (Bühnenbild, Kostüm, Technik); Beschallungsanlage, Bühnenbeleuchtung, Bühnenmaschinerie
Zuschauer:
350 Plätze plus 4 Rollstuhlplätze auf ansteigender Tribüne, Foyerbereich mit Zuschauergarderobe, Catering, kleinem Veranstaltungsbereich
Containeranlagen:
58 Container unter anderem für Büros, Garderoben, Aufenthaltsräume, Sanitäranlagen