Festungsproduktion des Theaters Koblenz hat am Samstag Premiere - "Pagliacci" von Ruggero Leoncavallo im zweiten Teil des Abends
Freilufttheater auf der Koblenzer Festung: Auf „Carmina Burana“ folgt noch ein Opernknaller
Die vereinten Stimmen von Chor und Extrachor des Theaters Koblenz erklingen von Samstag an im Doppelabend „Carmina Burana/Pagliacci“ auf der Festung Ehrenbreitstein. Foto: Matthias Baus für das Theater Koblenz
Matthias Baus für das Theater Ko

Koblenz. Große Musik im Doppelpack: Für die Produktion im retirierten Graben der Festung Ehrenbreitstein schnürt das Theater Koblenz von Samstag an Carl Orffs  "Carmina burana" und Ruggero Leoncavallos Oper "Pagliacci" zusammen.

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. Es gibt Konzertveranstalter, die keinerlei Problem damit haben, einen Abend ausschließlich mit der gut einstündigen Komposition „Carmina Burana“ von Carl Orff aus dem Jahr 1936 zu bestreiten. Denn sie wissen: Das Publikum kommt ohnehin. Der Eröffnungschor „O Fortuna“ ist dermaßen durch Film- und Werbemusiken durchgenudelt worden, dass er wohl zu den bekanntesten Werken des Repertoirekanons überhaupt zählt – und Orffs „Szenische Kantate“ zu einem der meistgespielten Konzertwerke.

Szenische Einrichtung mit allerhand Schauwerten

Wobei das mit dem „szenisch“ fast niemals so ganz umgesetzt wird – auch nicht, so viel verrät der Koblenzer Theaterintendant Markus Dietze vorab, bei der Festungsproduktion, die am Samstag, 6. Juli, Premiere feiern und bis zum 13. Juli insgesamt nur fünf Mal zu sehen sein wird. „Ich sage immer, ich habe die ,Carmina Burana' aninszeniert, und rede eher nicht von einer Regie, sondern einer szenischen Einrichtung“, erklärt Dietze. Doch die mit Kostümen und im Bühnenbild – für allerhand Schauwerte sei also neben dem musikalischen Spektakel gesorgt.

Ein vollumfängliche Inszenierung mit allem Drum und Dran liefert hingegen die Regisseurin Inga Schulte im zweiten Teil des Abends ab: Dann steht ein Meisterwerk des italienischen Opernverismo auf dem Programm, „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo aus dem Jahr. 1892. Es geht um eine umherziehende Komödiantentruppe, der Leiter Canio überaus eifersüchtig auf die zahlreichen Verehrer seiner Gattin Nedda ist. Aus einem Geflecht aus Missgunst und Rache entspinnt sich einer der dramatischsten Höhepunkte der italienischen Oper überhaupt: ein Doppelmord auf der Bühne während der Aufführung der Komödiantentruppe.

„Pagliacci“ war seit der Uraufführung ein gewaltiger Welterfolg auf den Opernbühnen – und auch in Deutschland unter dem Titel „Der Bajazzo“ ein Garant für ausverkaufte Häuser. Die große Szene des Canio, in der er die Untreue seiner Frau erkannt hat und sich trotzdem für den Auftritt als Clown bereit machen muss, gehört zu den größten Hits der Oper mit dem Titel „Vesti la giubba“ (deutsche Fassung: „Hüll dich in Tand nur“), ein echtes Wunschkonzertbonbon für Operntenöre.

Ungewöhnliche Kombination

Allerdings kam ein „Bajazzo“ selten allein: Da es die Oper mit ihren zwei Akten und Prolog auf nur auf etwas mehr als eine Stunde Spielzeit bringt, musste ein weiteres Werk dazugesellt werden, um das Publikum zufriedenzustellen. Als Kombinationspartner bewährt sich seit seiner Uraufführung 1890 der Opern-Einakter „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni – diese Darreichungsform hat die beiden inhaltlich völlig unterschiedlichen Opern fast zu einem siamesischen Zwillingspaar zusammengeschweißt.

Aber nur fast: Von Samstag an kann „Pagliacci“ sich allein als Oper beweisen. Und das Stück bekommt durch die Platzierung in der zweiten Hälfte des Abends einen Vorteil, auf den Markus Dietze dezidiert hinweist: „Wir haben ja in den vielen Jahren unserer Festungsproduktionen immer damit zu kämpfen, dass der erste Teil quasi bei vollem Sonnenlicht stattfindet.“ Was für viele Opern eine gewisse Schwierigkeit darstellt, weil der Einsatz von Bühnentechnik wie etwa von Licht extrem erschwert oder unmöglich gemacht wird. „,Carmina Burana' bei voller Sonne ist überhaupt kein Problem“, sagt Dietze – und freut sich, das „Pagliacci“ so ganz in den Genuss größerer inszenatorischer Gestaltungsmöglichkeiten kommen kann.

So muss nur noch das Wetter mitspielen – aber sogar an der Klimafront sieht es im Moment recht gut aus. Glaubt man den Vorhersagen, wird es jedenfalls nicht schlechter werden als in der Zeit der Endproben des Theaters auf der Festung – das lässt hoffen für den Erfolg der Produktion des Theaters mitsamt Chor und Extrachor, Gesangssolisten und dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie zum Finale der ausgehenden Spielzeit, bevor das Theater Koblenz in der kommenden Saison, wenn das Große Haus in der Innenstadt saniert wird, in die Ausweichspielstätte Theaterzelt auf der Festung Ehrenbreitstein umzieht.

Informationen, Tickets und Termine gibt es online unter www.theater-koblenz.de