Die Regisseurin Sarah Klöfer inszeniert das Shakespeare-Stück für die intime Freiluftspielstätte auf der Feste Franz
Ein "Sommernachtstraum" mit Zielmarke: "knackig"
Alles, was sie brauchen, ist: Liebe. Unter freiem Himmel auf der Feste Franz spielt das Ensemble des neuen „Sommernachtstraums“. Foto: Matthias Baus
Matthias Baus

Koblenz. Freilufttheater unter Ausnahmebedingungen: Auf der Feste Kaiser Franz feiert Shakespeares "Sommernachtstraum" in der Inszenierung der komödienerfahrenen Regisseurin Sarah Klöfel Premiere.

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Letzte Szene an diesem Probentag, beide Pucks feilen an synchronen Bewegungen. Beide Pucks? Ganz richtig: Die Figur von Oberons Hofnarren ist in diesem „Sommernachtstraum“ zweigeteilt. Warum? Darauf hat die junge Regisseurin ganz praktische Antworten – allesamt nicht zwingend, aber sympathisch: weil man sich zu zweit viel besser freuen kann – was diese besondere Spielmacherfigur nun eben tut. Oder weil es doch viel schöner sei, aufeinander zu reagieren als ganz allein zu monologisieren.

Wer Sarah Klöfers vorherige Arbeiten für das Theater Koblenz gesehen hat, weiß mit Sicherheit, dass sie solche Interpretationen nicht aus der hohlen Hand generiert: Mit ihrer temporeichen und hochexakten Inszenierung von Michael Frayns „Der nackte Wahnsinn“ und mit der ebenso technisch virtuosen wie geschickt eingedampften Fassung von Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ hat sie ihre Fantasie ebenso unter Beweis gestellt wie ein Gespür fürs Machbare.

Und fantasievoll ist sie für ihren nächsten Koblenzer Shakespeare, der am heutigen Samstagabend Premiere feiert, auf jeden Fall vorgegangen. Denn mag auf der einen Seite der Puck verdoppelt und damit etwas hinzugefügt worden sein, so wurde auf der anderen kräftig gerafft, gestrafft, gekürzt: Bei eineinhalb Stunden Spielzeit soll der Abend landen – ganz schön knackig für eine überreich ausgeschmückte Vorlage, die die Handlung von drei Tagen und Nächten beschreibt. Und genau das war die Absicht: „Ja, ich mag es auch gern knackig im Theater“, bestätigt Klöfer – und Besucher ihrer Inszenierungen werden das gern bestätigen können.

Was sie an dem umfassenden Personal bei Shakespeare nicht interessiert hat, sind die Standesunterschiede zwischen Handwerkern und Herrschenden. Was aber alle Kürzungen überlebt hat, darauf mag das Bühnenbild von Sandra Linde die Antwort liefern, das unübersehbar auf dem Vorplatz der Feste Franz gelb leuchtend steht: „LOVE“, die „Liebe“ also. Die großen Metallbuchstaben knallen optisch heraus aus dem historischen, ziemlich verwitterten Ensemble der Festungsanlage mit ihren alten Mauern, dem mit einem Adler verzierten Tor und den Einbuchtungen des Walls. Ist das Bespielen dieses Freiluftraumes die große Herausforderung bei dieser Produktion?

Das würde Sarah Klöfer anders formulieren: „Die große Herausforderung ist eher, diese ganzen Sachen nicht nutzen zu können. Sei es wegen des Denkmalschutzes oder wegen Baufälligkeit – das ist eine Sache, die mir am Anfang zu Denken gegeben hat.“ Einige Umstände auf der Feste Franz kann sie ohnehin nicht kontrollieren – etwa die reiche Kommentierung durch eifrige Vögel, die sich immer wieder bemerkbar machen. Ihnen steht akustisch bei dieser Produktion ein markanter Anteil von Bühnenmusik entgegen, die Fridtjof Bundel zum Großteil im „Mash up“-Verfahren aus bekannten Titeln zusammengestellt hat. Sie sollen Situationen durch die Emotionen, die Zuschauer mit ihnen verbinden, intensiv unterstützen, wünscht sich der Musiker, der im „Sommernachtstraum“ auch als Darsteller gefragt ist – genauer: als einer der beiden Pucks. Eine Herausforderung, da er sich im Probenprozess immer wieder für beide Seiten verantwortlich fühlt, als Darsteller die Wirksamkeit der Musik deutlich vor Augen und Ohren hat – und sich dabei seiner Rolle im Ensemble doch mit voller Aufmerksamkeit widmen will.

Wo bleibt der Uhu?

Am meisten hat Sarah Klöfel am „Sommernachtstraum“ der Einsatz von Magie und Zauberei gefallen – wie dieser in ihrer Deutung des Stücks umgesetzt hat, die als Freiluftproduktion durch alle möglichen Umstände in ihren technischen Möglichkeiten eingeschränkt ist, bleibt bis zur Premiere heute Abend ein Geheimnis. Und auch, ob sich ein kleiner Wunsch der Regisseurin erfüllt: Herzlich eingeladen zur Premiere ist der Uhu, der die ersten Proben noch mit seinem Ruf begleitet hatte, dann aber konsequent fernblieb. Claus Ambrosius

Termine und Tickets unter Tel. 0261/129 28 40 sowie unter www.theater-koblenz.de