Wir reisen vielfach um die Welt, um kulturelle Highlights für uns zu entdecken. Nichts dagegen, nur sollten wir dabei nicht jene Schätze übersehen und vergessen, die ein paar Stunden, maximal eine Tagesfahrt entfernt zu finden sind. So wie die neun imposanten Kirchenbauten entlang des Rheins, von Konstanz bis Köln, die Barbara Schock-Werner in ihrem gerade erschienenen Buch „Die schönsten Kathedralen am Rhein“ vorstellt. Eine ebenso handliche wie hervorragende Einladung zur Entdeckungsreise historischer Meisterwerke aus der Zeit vom 7. bis zum 19. Jahrhundert. Ein Trip zu großer Architektur und der nicht minder großartigen Kunst von Steinmetzen, Holzschneidern und Malern.
Die Tour entlang des Rheins startet in Konstanz, einst das größte Bistum nördlich der Alpen mit seinem Münster „Unserer Lieben Frau“, führt über Basel, Freiburg und Straßburg nach Speyer zur Domkirche „Sankt Maria und Sankt Stephan“. Schon im vierten Jahrhundert gab es hier einen Bischof. Der ab dem Jahr 1025 errichtete Dom sollte die größte Kirche ihrer Zeit werden, war kaiserliche Familiengrabstätte und gilt als ein Meisterwerk der Romanik. Worms, Oppenheim und Mainz sind weitere Stationen.

Der aus leuchtend rotem Sandstein errichtete Mainzer Dom wurde Ende des 10. Jahrhunderts erbaut, brannte jedoch am Vortag seiner Weihe ab, musste neu errichtet werden. Nur 200 Jahre später ersetzte man diesen alten wiederum durch einen neuen Dom. Endpunkt der informativen Reise ist die „Hohe Domkirche Sankt Petrus“, der Kölner Dom, dessen Bau um 1248 begann und erst nach 632 Jahren 1880 vollendet war.
Hier wirkte die Autorin, Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, von 1999 bis 2012 als erste Kölner Dombaumeisterin, ist heute Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins in Köln. Als ausgewiesene Expertin weiß sie den Lesern in ihrem Kathedralen-Führer Geschichte, Bedeutung und architektonische Höhepunkte der Kirchenbauten ebenso näher zu bringen wie den Detailreichtum etwa der angegliederten Kapellen, der Fassaden, Säulen, Kreuzgänge, Fenster, Chorgestühle und vielem mehr.

Faszinierende Darstellungen von Christus, der Apostel und Heiligen, aber auch fantastische, mystische, manchmal auch obskure Motive von Tieren, Pflanzen, Menschen und Drachen, die Einblick geben in die mittelalterliche Bild- und Gedankenwelt. Gerade diese Kleinode sind es, die durch die eindrucksvollen Bilder des Architekturfotografen Florian Monheim lebendig werden. Ohne seine insgesamt 211 Aufnahmen wäre dieser Kunst- und Reiseführer nur das halbe Vergnügen.
In kurzen Kapiteln stellt Barbara Schock-Werner jede der Kirchen vor, übersichtlich und gut zu lesen für den Kenner wie für Interessierte und Touristen, die sich hier bei knapp bemessener Zeit einen guten Überblick verschaffen können. Vorangestellt wird jeweils ein Grundriss der Gebäude, Ziffern darin weisen die Stellen aus, die die Autorin im Folgenden näher beschreibt.
Buch macht Lust auf einen Ausflug
Die Sprache ist weitgehend verständlich, die Texte sind bei aller Kürze spannender Stoff, Fachbegriffe werden nur dort verwandt, wo es nötig ist. Was dem Laien noch helfen würde, etwa in der Einleitung, wäre eine knappe Erläuterung der architektonischen Stile Romanik, Gotik, Barock und ihrer Charakteristika.
Das Buch macht Lust darauf, einen Ausflug zu den Kirchenbauten zu unternehmen. Beim Besuch und Rundgang durch die Kirchen schließlich kann man diesen kompakten Führer im Format 13.5 mal 20,5 Zentimeter stets griffbereit bei sich haben. Und für internationale Gäste gibt es ihn mit dem Titel „The Rhine’s Most Stunning Cathedrals“ auch auf Englisch.
Barbara Schock-Werner/Florian Monheim: „Die schönsten Kathedralen am Rhein“, Greven-Verlag, 208 Seiten, 22 Euro
Eine kurze Begriffserklärung
Der Begriff „Dom“ leitet sich vom lateinischen „domus“ (Haus) ab und bezeichnet das Haus Gottes, in dem die Gläubigen eines Bistums zusammenkommen. „Kathedrale“ geht zurück auf das lateinische „cathedra“ und bezeichnet den Bischofsthron, der neben dem Hochaltar steht. Die Bezeichnung „Münster“ entstammt dem lateinischen „monasterium“ und bezeichnet in vielen Städten die großen Pfarrkirchen.