Museumsdirektor Oliver Kornhoff erzählt, es habe im Vorfeld Klagen gegeben, dieser „Japangarten“ sei gar nicht japanisch. Seine Reaktion: „Gewiss, das stimmt.“
Von Japan inspiriert
Denn genau wie die in der Ausstellung vertretenen westlichen Künstler im 19. Jahrhundert sich von ihrer Begeisterung für die japanische Kunst nicht zur bloßen Nachahmung derselben hatten bewegen lassen, „genauso wenig kopieren wir hier einfach einen japanischen Garten“. Vielmehr gehe es der Ausstellung wie auch dem Gartenbauer darum, die von japanischen Stilen ausgehende Inspiration und Wirkung auf hiesiges Kunstschaffen zu verdeutlichen.
So ist denn die kleine Gartenlandschaft aus rheinischen Felsbrocken und heimischen Pflanzen zwar ebenso von Gestaltungsprinzipien aus Japan inspiriert wie etwa Claude Monets Gemälde „Die japanische Brücke“. Gleichwohl behalten beide Arbeiten und viele andere jetzt im Arp Museum präsentierte Werke ihren eigenständigen Charakter mit nicht urjapanischer Herkunft – mögen, was die hochkarätigen Exponate in der Kunstklammer Rau demonstrieren, die Einflüsse aus Fernost ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch eine noch so bedeutende Triebfeder für die Entwicklung des Impressionismus gewesen sein.
Damals öffnete sich die über Jahrhunderte weithin verschlossene japanische Kunst und Kultur für westliche Betrachter. Und wie schon ein Zeitalter zuvor sich der großer Orientboom durch die europäischen Künste und Salons gewälzt hatte, so wurde Europa und vornweg die bildende Kunst nun vom Japanfieber befallen. Monet war einer der Ersten, der begeistert japanische Farbholzschnitte sammelte, der sich von der Formsprache, der teils intensiven Farbgebung, von den hohen Landschaftshorizonten und gewagten Bildschnitten der Japaner fürs eigene Tun anregen ließ.
Dank auch der Kooperation des Arp Museums mit dem Impressionismus-Museum im französischen Örtchen Giverny, wo Monet von 1883 bis zu seinem Tod 1926 gelebt und gearbeitet hatte, zeugen in der Ausstellung unter anderem mehrere Fotos von der Durchdringung des Monet‘schen Domizils mit Japanischem. Kollegen wie Signac, Seurat, van Gogh oder Caillebotte waren vom Japanfieber infiziert. Sie sind nun mit eigenen, japanisch beeinflussten Werken in der Ausstellung präsent, hängen dort – spannende Vergleiche ermöglichend – neben Arbeiten japanischer Altmeister ihrer Zeit.
Einflüsse bis in die Gegenwart
Genau besehen, dauern die Einflüsse der Kultur Japans von jenen Fieberjahren bis in die Gegenwart an. Das macht die zweite Abteilung dieser Ausstellung im Arp Museum deutlich, die sich mit Wesen und Entwicklung vor allem der zeitgenössischen Popkultur befasst – dazu gehören allen voran Manga-Comics, die in der Tradition japanischer Holzschnitte stehen, und Anime, japanische Zeichentrickfilme. Diese bisweilen, eher unzutreffend, „japanische Comics“ genannten, gezeichneten beziehungsweise animierten Bildgeschichten unterscheiden sich inhaltlich und ästhetisch erheblich von den Disney-geprägten Comics des Westens. Sichtbar wird das sogleich an einem riesigen, an den Manga-Stil angelehnten farbigen Bild, das eine Zeichnerin namens Pummelpanda eigens für diese Ausstellung kreiert hat. Es ziert auf 26 Metern mit einer Story über den Kampf gegen ein im Arp Museum Kunstwerke fressendes Monster den Übergang von der historischen zur jüngsten Japanfieber-Epoche.
Mangas und Animes haben auch hierzulande mittlerweile einen großen Freundeskreis. Und selbst das Cosplay, das Spiel vor allem junger Leute mit und in Kostümen von Manga-Figuren, ist nicht mehr auf Hallen, Plätze, Straßen japanischer Städte beschränkt. Weshalb, zur Freude der hiesigen Manga-Fans, die Ausstellung nicht nur viel sachlich Erhellendes über Genres und Macharten in der Manga-Welt bietet. Es werden obendrein auch allerhand Kostüme vorgehalten, mit denen Cosplay-Willige im Arp Museum eine andere Identität annehmen können.
Die Ausstellung ist bis zum 20. Januar zu sehen. Weitere Informationen im Internet unter www.arpmuseum.org