Velma Kelly (Charlotte Irene Thompson, Mitte) in Hochform: Die Koblenzer Version des Musicals „Chicago“ findet einen ganz individuellen und überzeugenden Weg. Foto: Matthias Baus für das Theater Koblenz Matthias Baus für das Theater Ko
Koblenz. „Gott schütze Amerika!“: Bei diesem frommen Spruch bleibt am Ende wohl doch so einigen im Zuschauerraum das Lachen im Halse stecken. Und das ist gut so. Schließlich sind die amerikanischen Verhältnisse, die das Musical „Chicago“ schwarzhumorig aufs Korn nimmt, von unserer europäischen Realität gar nicht so weit entfernt. Ein Stück, in dem zwei Mörderinnen mithilfe eines cleveren Anwalts zu Stars aufsteigen, bei denen die Frage nach Schuld oder Unschuld dank kluger Selbstinszenierung bald zweitrangig wird.
Naheliegende Seitenhiebe auf Fake News und alternative Fakten spart die Inszenierung von Markus Dietze dennoch bewusst aus und entführt das Publikum stattdessen in die Roaring Twenties. Eine Steilvorlage, die Bühnen- und Kostümbildner Christian Binz nur zu gern aufgreift und bei den Damen des Ensembles nicht mit Strass und Fransen spart.