Am Aschermittwoch ist eigentlich alles vorbei – nicht aber beim Staatsorchester Rheinische Philharmonie: Mit der Vorstellung seiner nächsten Chefdirigentin, der Polin Marzena Diakun, hat das Orchester mit Sitz in Koblenz ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dass die 43-Jährige die erste Frau ist, die in Koblenz diese Leitungsposition innehat, ist auch 2025 immer noch ein Thema. So lässt die erkrankte Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) durch ihren Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck ausrichten: „Dass in der mehr als 370-jährigen Geschichte des Orchesters erstmals eine Frau die Aufgabe als Chefdirigentin übernimmt, freut mich besonders. Es dokumentiert die hohe musikalische Exzellenz dirigierender Frauen, die erfreulicherweise mehr und mehr in den Konzertsälen zu erleben ist.“
Auch in Koblenz standen in den vergangenen Jahren immer wieder Frauen am Dirigentenpult des Staatsorchesters – im Theater Koblenz von 1994 bis 1998 in Person der Ersten Kapellmeisterin Marioara Trifan, gelegentlich auch bei den großen Konzerten des Musik-Instituts Koblenz, wo vor sechs Jahren die Koblenzer Geschichte für Marzena Diakun begann, am Geburtstag von Clara Schumann. Und weiter ging es mit Johannes Brahms. Denn dessen dritte Sinfonie war ein Stück, dem sich die Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Benjamin Shwartz auf dem künstlerischen Chefposten stellen mussten.
Einstimmig gewählt
An dieses Auswahlverfahren erinnert sich auch Günter Müller-Rogalla, Intendant des Orchesters, für den es bereits die zweite Dirigentensuche in Koblenz war: „Dieses Mal war es tatsächlich so, dass bei den Probedelegaten die Sache eigentlich klar war. In diesem vielleicht schwersten Anfang einer Sinfonie, den es gibt, hat sie uns so lange geärgert, bis es dann endlich so geklungen hat, wie sie sich das vorstellte – und wie wir es dann auch toll fanden.“
Das „Ärgern“ kann nur anerkennend gemeint sein, denn Müller-Rogalla fasst zusammen: „Ich glaube, Marzena Diakun ist eine Dirigentin, die viel Energie mitbringt und es schaffen wird, uns immer mehr zu inspirieren und zu motivieren.“ Der Beifall aus den Reihen des Orchesters bei der öffentlichen Vorstellung wie auch das einstimmige Votum der Findungskommission sprechen für sich.
Das Ziel: „Gemeinsam wachsen“
Marzena Diakun bedankte sich für das große Vertrauen, das ihr mit dieser einstimmigen Wahl entgegengebracht wird – und freut sich, bis zum Beginn in der übernächsten Saison genug Zeit zu haben, gemeinsam mit ihrem Intendanten Linien und Programme zu entwerfen. Wie stark sie sich dafür in Koblenz verwurzeln wird, ist noch nicht sicher, aber sie kündigt an: „Es ist wichtig, dass ich hier alle kennenlerne, nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum, die Gesellschaft, die Umgebung – um gemeinsam wachsen zu können.“
Zu erleben ist Marzena Diakun am 11. und 12. April bei Konzerten im Mainzer Staatstheater, Ende Mai bei vier Konzerten mit der Rheinischen auf Tournee – und am 6. Februar 2026 mit einem französischen Programm beim Musik-Institut Koblenz.