Carl Carlton spielte bereits mit Größen wie Joe Cocker und Robert Palmer - Mit den Songdogs tritt er nun im Café Hahn auf
Carl Carlton: Ein Selbstzweifler ohne Grund
Spielt mit den ganz Großen des Musikgeschäfts und fürchtete dennoch lange Zeit, nicht gut genug zu sein: Carl Carlton. Foto: dpa
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Koblenz. Joe Cocker, Eric Burdon, Peter Maffay und Udo Lindenberg sind nur einige der Musikergrößen, mit denen der friesische Gitarrist, Songwriter und Produzent Carl Carlton bereits gearbeitet hat. Trotz seines Erfolgs plagten den 64-Jährigen dabei lange Zeit Selbstzweifel. „Ich habe immer gedacht, ich bin nicht gut“, sagte Carlton – mit bürgerlichem Namen Karl Walter Ahlerich Buskohl – einmal. Bis der Weltbürger mit den Songdogs seine erste eigene Band gründete, vergingen Jahrzehnte. 2008 löste sich die Gruppe vorerst auf – und fand 2019 wieder zusammen. Am Dienstag, 15. Oktober, sind Carlton und seine Liedhunde nun um 20 Uhr im Koblenzer Café Hahn zu Gast.

Den Zeitpunkt, um eine Band zu gründen, glaubte Carlton 1999 bereits überschritten. „Ich war in meiner Karriere eigentlich immer allein unterwegs, zunächst in den Niederlanden, später dann in den USA. Auf solchen Reisen ist es unheimlich schwer, eine feste Gruppe von Musikern um sich zu versammeln“, sagt der Friese im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch dann kam Carltons langjähriger Mentor und Freund Robert Palmer und forderte ihn auf: „Carl, du hast eine ganz integre Art, Songs zu schreiben, was du brauchst, ist eine authentische Band. Das ist deine Pflicht als Künstler, oder willst du nur ein Popstar sein?“

Singende Hunde von Weltruhm

Carlton, nun bei seiner Ehre gepackt, lud daraufhin Musiker ein, die er verehrte und mit denen er teilweise schon zusammengearbeitet hatte: den amerikanischen Gitarristen Moses Mo, den Bassisten Jerry „Wyzard“ Seay von den Funkrockern Mother’s Finest sowie den Hamburger Keyboarder Pascal Kravetz und Schlagzeuger Bertram Engel, beides Mitstreiter aus den Bands von Udo Lindenberg und Peter Maffay. „Plötzlich hatte ich eine Band“, blickt Carlton auf die Geburtsstunde der Songdogs zurück, die verstärkt durch Gastmusiker wie Schlagzeuger Levon Helm oder den Rolling-Stones-Keyboarder Ian McLagan von 2000 bis 2008 insgesamt drei Platten herausbrachten.

„Diese ganze Songdogs-Periode war rückblickend ein Traum, um Musik zu leben, mit seinen Idolen zusammenzuspielen und mit ihnen eine Familie zu bilden“, sagt Carlton. Rentabel war das Projekt allerdings nie. „Am Ende blieb kein Geld über“, gesteht der Friese. Allein die Kosten für die Gastmusiker fraßen jeglichen Ertrag durch Tourneen und Albenverkäufe vollständig auf.

2008 war daher vorerst Schluss mit den Songdogs. „Ich musste einfach mal eine Pause machen und mir ein neues Konzept überlegen, damit man nicht immer mit Schulden nach Hause geht“, erzählt Carlton. Er habe sich damals „ein bisschen müde gefühlt“. Der Friese widmete sich daraufhin Soloprojekten, schrieb 2011 unter anderem mit dem amerikanischen Musiker Larry Campbell „Toast to Freedom“, einen Song zum 50. Geburtstag von Amnesty International. Carlton verdiente in dieser Zeit wieder Geld als Studio- und Livemusiker, die eigenen Projekte liefen gut, wie er sagt, bis zum Tod von Levon Helm 2012. „Ich bin damals in eine richtige Depression verfallen, alles schien sinnlos“, blickt der Friese zurück. Das Soloalbum „Lights out in Wonderland“ (2014) sei schließlich seine Therapie gewesen, nach der es „wieder aufwärts ging“.

Dabei war Helm nicht der erste enge Weggefährte, dessen Verlust Carlton zu verkraften hatte. Bereits 2003 starb Robert Palmer, den er einst als seinen „großen Bruder“ bezeichnete. „Mich hat Roberts Tod damals schwer getroffen, weil es sich für mich angefühlt hat, als sei ein Teil meiner Familie gestorben“, sagt Carlton. Palmer, der den Gitarristen gern sein „tool with a soul“ („Werkzeug mit einer Seele“) nannte, war indes nicht nur ein Freund, sondern auch der Künstler, der den Friesen am nachhaltigsten prägte. „Ich hab von Robert eigentlich alles gelernt, von Timing über Musikstruktur bis hin zum Kleidungsstil.“

Darüber hinaus nahm Palmer ihm auch seine Zweifel an dem eigenen Können. „Ich hatte immer die Befürchtung, dass Robert irgendwann merkt, der Typ ist zwar nett, aber musikalisch eigentlich gar nicht so gut“, sagt Carlton. „Ich kam von einem kleinen Bauernhof in Friesland ohne Schulung und Vorkenntnisse in die Musikwelt. Ich war ein totaler Autodidakt.“

Carlton, nicht Clapton

Während der gemeinsamen Arbeit an dem für den Grammy nominierten Album „Drive“, das 2003, in Palmers Todesjahr, erschien, ereignete sich dann ein für Carlton einschneidendes Erlebnis: „Ich hatte beim Einspielen des Songs ,Stella‘ große Schwierigkeiten bei dem Gitarrenpart. Vorn im Kontrollraum des Studios saß Eric Clapton, und ich war tierisch nervös.“ Er sei wütend geworden und habe Palmer gesagt, er solle Clapton den Part spielen lassen, der brauche dafür noch keine zwei Minuten. „Robert sagte dann zu mir: ,Ich will aber Carl Carlton für diese Nummer, weil ich weiß, dass dein Gefühl für das Stück besser ist als seins, also nimm dir alle Zeit der Welt.‘“ Diese Lektion, sagt Carlton, habe ihm letztlich seine Selbstzweifel genommen.

Heute ist der Gitarrist Mitglied der Peter-Maffay-Band, tourt zudem regelmäßig mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen – und probt fleißig mit den Songdogs. Die Wiederbelebung der Band ist dabei ebenso wie deren Gründung vor 20 Jahren äußeren Einflüssen zu verdanken. „Eines Tages meldete sich unser ehemaliger Schlagzeuger Bertram Engel bei mir und meinte, er habe Lust, noch einmal richtig Musik zu machen wie früher.“ Carlton fühlte das Gleiche, rief die restlichen Songdogs an „und schon war die Band wieder in Originalbesetzung vereint“.

Von der aktuellen Tour dürfen die Fans derweil „einen guten Querschnitt der drei Songdogs-Alben erwarten“, wie Carlton erklärt. „Wir versuchen einfach, musikalisch-menschlich zu sein“, sagt der Friese, und wer ihn einmal kennengelernt hat, dürfte kaum daran zweifeln, dass genau das gelingt.

Karten für das Konzert gibt's unter www.cafehahn.de

Von unserem Redakteur Stefan Schalles