Werke von Camille Saint-Saëns, Peter Cornelius und Felix Mendelssohn Bartholdy im fünften Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz
Anrechtskonzert in Koblenz: Besinnliche Momente mit einem ganz anderen Weihnachtsoratorium
Alexander Niehues, künstlerischer Leiter und Dirigent des Düsseldorfer Bachvereins, leitete das fünfte Koblenzer Anrechtskonzert.
Lucas R. Müller. Bachverein

Werke von Camille Saint-Saëns, Peter Cornelius und Felix Mendelssohn Bartholdy wurden beim fünften Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz präsentiert.

Lesezeit 3 Minuten

Klassische Sakralmusik rund um Weihnachten, zumal mit Orchester- und Chorbeteiligung, lässt sich hierzulande statistisch gesehen mit zwei Worten zusammenfassen. „Jauchzet, frohlocket“. So hebt das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach an – mit Pauken und Trompeten und sechs umfangreichen Kantaten, die oft portioniert dargeboten werden.

Aber auch andere Werke zur Geburt Jesu haben ihren Reiz – etwa das jetzt beim fünften Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz präsentierte, 1856 uraufgeführte „Oratorio de Noël“des gerade mal 23 Jahre alten Komponisten Camille Saint-Saëns. Geschrieben hatte er es für die Messe an einer Pariser Kirche am ersten Weihnachtstag – versehen mit der berühmten Bemerkung „Im Stil Johann Sebastian Bachs“.

Eine kompakte Angelegenheit

Das wiederum ist für ein deutsches Publikum zunächst überraschend: Nicht nur, weil dieses französische Weihnachtsoratorium mit rund 40 Minuten Spieldauer kompakt ausfällt, sondern auch, weil es einen ganz anderen Aufbau hat. Statt Evangelisten-Erzählungen des Tenorsolisten aus dem Neuen Testament erklingen hier diverse Psalm- und Evangelientexte in lateinischer Sprache nebeneinander, die bei Bach mitunter sehr dramatische Funktion des Tenor-Evangelisten entfällt komplett.

Und doch ist die Begegnung mit diesem romantischen, in der Instrumentierung für Orgel, Streicher, Harfe, Solisten und Chor intimen Werk reizvoll. Denn bei aller klanglichen Verschiedenheit hat der Komponist einen roten Faden durch das Werk gesponnen, der an Bach gemahnt: Das Grundmotiv des Vorspiels, das an das sanfte Wiegenmotiv in der zweiten Kantate des Bach'schen Weihnachtsoratoriums erinnert, gibt den Rahmen, in dem viele Überraschungen verborgen sind. So ist etwa in den Solistenensembles so manches harmonische Fortschreiten eingebaut, das nicht ganz leicht zu bewerkstelligen ist und mitunter gefährdet klingen kann. Nicht so im Anrechtskonzert in der Rhein-Mosel-Halle, in dem eine sehr runde Aufführung des „Oratorio de Noël“ zu erleben war – und das trotz widriger Umstände.

Diese betrafen einmal die allgemeine Krankheitswelle, die zwei neue Solisten ins Spiel brachte – aber auch den Ausfall von Prof. Mathias Breitschaft, des musikalischen Leiters des Chores des Musik-Instituts. Für ihn hatte Alexander Niehues die Leitung übernommen, der mit dem Konzert einen großen Erfolg feiern konnte. Der Chor präsentierte sich gut vorbereitet, präzise zu den vokalen Höhepunkten versammelt – und im völligen Einklang mit der sicheren Leitung des Gastdirigenten, der auch mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie und den Gesangssolisten tadellos harmonierte.

Dabei kam der Sopranistin Chloë Morgan vom Staatstheater Nürnberg eine besondere Rolle zu: Mit ihren glasklaren, brillant platzierten Höhen und einer effektvollen Gestaltung ihrer Gesangslinie setzte sie gleich mehrere Höhepunkte im „Oratorio de Noël“. Noch kurzfristiger als sie sprang der junge chinesische Tenor Peiyao Han ein, der an der Mainzer Musikhochschule studiert – und mit seiner feinen und höhensicheren lyrischen Tenorstimme eine beachtliche Leistung lieferte. Die Mezzosopranistin Regina Paetzer verfügt auch über die tiefen Lagen der Altpartie, die sie leidenschaftlich auslotete – verstärkt wurden die beiden Solistinnen durch Ute Kimmel aus dem Chor, die das Frauenterzett versiert und souverän komplettierte.

Außergewöhnlich und ausgewogen

Die große Stunde des Baritons Hans Christoph Begemann schlug in der zweiten Programmhälfte des Abends – in den Sechs Weihnachtsliedern des Mainzer Komponisten Peter Cornelius (1824-1874). Dessen Opern wie „Der Barbier von Bagdad“ oder „Der Cid“ sind heute nahezu vergessen – sein Zyklus von Weihnachtsliedern für Solostimme, Orchester und Chor kann auch heute noch beeindrucken. Jedenfalls dann, wenn in ihnen Hans Christoph Begemann, einer der großen Liedinterpreten unserer Zeit, den umfangreichen Text zum Mitbuchstabieren durchhörbar und fein ausgedeutet singt. Daneben hält die Liederfolge auch einige Überraschungen bereit, besonders im dritten Lied, „Die Könige“, in dem der Solistentext von den drei Königen aus dem Morgenland mit dem Chorlied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ verwoben wird.

Pauken und Trompeten gab es dann auch noch. Wenn nicht von Bach, dann doch von Felix Mendelssohn Bartholdy in seiner Weihnachtskantate „Vom Himmel hoch“ – dem brillanten Finale eines außergewöhnlichen und ausgewogenen Konzertes zum Jahresende.