Wagner, Mendelssohn Bartholdy und Brahms im ersten Anrechtskonzert der neuen Saison des Musik-Instituts Koblenz
Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz: Erhabene Schönheit zum Auftakt
Dirigent des ersten Anrechtskonzerts ist Benjamin Shwartz, Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie.
Nurit Mozes

Dieser Konzertauftakt zur neuen Saison des Musik-Instituts Koblenz in der Rhein-Mosel-Halle am Freitag, 22. September, ist eine Herausforderung: Ganz leise beginnt sie, die Ouvertüre zu Richard Wagners Oper „Tannhäuser“. Die ersten Töne des Pilgerchor-Motivs dimmen das Publikum herunter von der hektischen Betriebsamkeit des Alltags - um dann nach nur kurzer Zeit zu musikalischer Grandezza zu finden.

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Dirigent des ersten Anrechtskonzerts ist Benjamin Shwartz, Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie.
Nurit Mozes

Unfassbar, wie es Wagner gelungen ist, die Essenz der Oper in einer Viertelstunde einzufangen: die hehre Welt auf der Wartburg, aber auch die ekstatischen Ausbrüche Tannhäusers im Venusberg, wenn der lodernde Jubel seines „Dir töne Lob“ vom Orchester in der Ouvertüre eingeführt wird.

So handelt es sich bei der „Tannhäuser“-Ouvertüre wirklich um eine fesselnde Einführung in die Oper in ausgesprochen kompakter Form, nur, dass im ersten Anrechtskonzert der Saison natürlich darauf nicht die Oper folgt, sondern ein Konzert für zwei Klaviere, das sich weit vom weihevollen Pathos der „Tannhäuser“-Ouvertüre entfernt, und trotzdem keinen Mangel an Tiefe bringt. Das Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester hat Felix Mendelssohn Bartholdy im Alter von 14 Jahren vollendet, und es der Überlieferung nach seiner ebenfalls musikalisch hoch begabten Schwester Fanny zum Geburtstag geschenkt.

„Kein Wunderkind“

Als die beiden das E-Dur-Konzert zum zweiten Mal aufführten, Felix Mendelssohn war mittlerweile 15 Jahre alt, befand sich unter den Zuhörern auch der berühmte Pianist Ignaz Moscheles. Sein Urteil über den Jungen fiel eindeutig aus: „Der fünfzehnjährige Felix ist einer Erscheinung, wie es keine mehr gibt. Was sind alle Wunderkinder neben ihm? Sie sind eben Wunderkinder und sonst nichts. Dieser Felix Mendelssohn ist ein reifer Künstler“.

Dieser Einschätzung möchte man sich anschließen, wenn man eine Aufführung des E-Dur Konzertes erlebt: Das Bedienen der Virtuosität ist die eine Sache, aber die Beherrschung der kompositorischen Techniken, ohne je aufgesagt zu wirken, der Wechsel von kammermusikalischem Zusammenspiel und großem Orchesterklang, schließlich die glückliche Hand beim Finden tragfähiger Melodien klingen in jedem Moment nach einem fertigen Künstler.

1823 stellten Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy erstmals Felix' Konzert für zwei Klaviere und Orchester der Öffentlichkeit vor. Beim Anrechtskonzert liegt der Solopart auch in Geschwisterhänden und zwar von Rica (links) und Mona Bard (Foto links).
Uwe Arens

Beim Anrechtskonzert zum Saisonauftakt werden die Solopartien ebenfalls von einem Geschwisterpaar übernommen: Mona Bard lebt in Berlin, ihre Schwester Rica ist mit ihrer Familie in Mainz verortet. Als ein gefragtes Klavierduo treffen sie allerdings immer wieder aufeinander, um entweder gemeinsam an einem Klavier oder, wie jetzt in Koblenz, an zwei Klavieren, zu musizieren.

Auch das Finale dieses Konzertes ist, wie schon in der „Tannhäuser“-Ouvertüre, ein erhebendes: Voll lebhafter und spritziger Energie verschmelzen die beiden Klaviere in einem virtuosen Dialog miteinander, der dann in reinem Jubelklang kulminiert und den Solistinnen nochmal die Gelegenheit gibt, ihr virtuoses Können klar zu unterstreichen.

Umfangen vom Zauber des Waldlebens

Wie man nun schon dem Lob der Zeitgenossen zu Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzert vertrauen konnte, so versprechen mehrere Stimmen zum abschließenden Werk des Konzerts nicht weniger Erfüllung, wobei es sehr spannend ist, wie viele unterschiedliche Interpretationen Johannes Brahms' dritte Sinfonie in F-Dur, op. 90, erfahren hat. Nach der Uraufführung 1883 in Wien waren sich die meisten Kollegen wie auch Kritiker einig, dass es sich um das beste Werk des Komposten handele.

Clara Schumann verglich die neue Sinfonie mit der sechsten von Ludwig van Beethoven („Pastorale“): „Wie ist man von Anfang bis zu Ende umfangen von dem geheimnisvollen Zauber des Waldlebens.“ Eine überraschende Aussage, hatte Brahms doch auf jede programmatische Aussage verzichtet. Auch Briefe oder Skizzen sind zu dieser Sinfonie kaum erhalten. Trotzdem gilt sie vielen als das persönlichste unter Brahms' Werken, über das der Komponistenkollege Antonín Dvorák sagte: „Es ist lauter Liebe und das Herz geht einem dabei auf.“ Kein Zweifel: Diese Sinfonie ist geprägt von einer subtilen Mischung aus Melancholie, Leidenschaft und erhabener Schönheit.

Erwachsen aus drei Tönen

Noch dazu ist auch diese Sinfonie ein herrliches Beispiel für das Maximum an Möglichkeiten, das Brahms immer wieder aus einem kleinen Fundus von Material entwickelte: So lässt sich die grundlegende Idee zur dritten Sinfonie auf ein Motiv aus drei Tönen zurückführen, das in der ausgeklügelten Variation immer größere Kreise zieht. Das von den Streichern vorgestellte Thema bildet den Ausgangspunkt für das gesamte Werk und zieht sich durch die verschiedenen Sätze hindurch. Brahms verwendet geschickt kontrapunktische Techniken, um das Thema in verschiedenen Instrumentengruppen zu variieren und zu transformieren, was der Sinfonie eine einheitliche Struktur verleiht.

Der finale Satz, ein Allegro, bringt die Sinfonie zu einem Abschluss – so scheint es zunächst, bis die Musik sich zauberisch zurückzieht und in überraschender Zurückhaltung endet: Die so stark kontrastierende Sinfonie klingt nach dem wiederholten Hauptthema des ersten Satzes im Pianissimo aus. Ein unerwarteter Weg zu einem Gefühl der Erhabenheit.

Zum 1. Konzert

Termin:

Freitag, 22. September, 20 Uhr, Rhein-Mosel-Halle Koblenz

Programm:
- Richard Wagner: Ouvertüre zur Oper „Tannhäuser“
- Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für zwei Klaviere E-Dur
- Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90
- Solistinnen: Mona und Rica Bard, Klavier
- Staatsorchester Rheinische Philharmonie
- Dirigent: Benjamin Shwartz

Infos zum Vorverkauf unter Telefon 0261/100 04 66 oder online