Neuwied

GTRVN-Talkrunde mit Annika Lausch

Foto: GTRVN

Der erste Vereinsabend des Gymnasial-Turn-Ruderverein Neuwied (GTRVN) in diesem Jahr stand unter einem ganz besonderen Motto.

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In der Veranstaltungsreihe „Was machst Du so?“ berichten ehemalige Aktive des GTRVN über ihren beruflichen oder sportlichen Werdegang, um den jüngeren Vereinsmitgliedern Denkanstöße für ihre Zukunftsgestaltung zu vermitteln und den älteren Mitgliedern interessante Einblicke in die Entwicklung und das Lebensmodell Ehemaliger zu geben.

Annika Lausch, die mit elf Jahren im GTRVN das Rudern erlernte und als Jugendliche eine steile Karriere im Rennruderbereich hinlegte, berichtete kürzlich über ihre Erfahrungen im Leistungssport und mit welchen Hindernissen sie zu kämpfen hatte, um da zu stehen, wo sie jetzt ist.

Annika Lausch fuhr ihre ersten Erfolge im Alter von 13 Jahren bei den Südwestdeutschen Meisterschaften ein. Mit 17 Jahren war sie Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft und durfte 2003 als Schlagfrau des Juniorinnenachters zur Ruder-WM nach Athen fliegen. Aufgrund einer Salmonellenvergiftung konnte der Achter nicht an den Start gehen und musste die Rückreise nach Deutschland antreten. Trotz dieser herben Enttäuschung trainierte Annika Lausch weiter. Im Erwachsenen-Bereich fuhr sie im Alter von 18 Jahren gleich zweifach den Titel der Deutschen Meisterin ein. Das nächste Ziel war die Weltmeisterschaft (WM) in Spanien 2004. Doch wieder war das Pech Annikas Begleiter und ihr Rennen musste wegen eines Infekts der Sportlerinnen abgesagt werden. Als eine der deutschen Spitzenruderinnen kämpfte sie auch nach dieser widrigen Erfahrung weiter, um einen internationalen Erfolg zu erzielen. Im U23-Bereich trainierte sie im Vierer und steuerte die nächste Ruder-WM an. Annika und ihre Mannschaft waren in Bestform, so dass alle Zeichen auf Sieg standen. Dann traf der Trainer kurz vor dem Rennen die Entscheidung, eine Neubesetzung in der Mannschaft vorzunehmen. Dies führte dazu, dass Annikas Boot nur im B-Finale an den Start gehen konnte, also maximal um den siebten Platz fahren konnte. Auch wenn Annika Lausch an diesem Tag nach ihren eigenen Worten „das beste Rennen ihres Lebens“ fuhr und ihr Boot vier Sekunden schneller als das Weltmeister-Boot war, so war es „nur“ ein siebten Platz. Auch wenn man ihre Mannschaft als „Weltmeister der Herzen“ bezeichnete, war das Ziel eines internationalen Titels, trotz Bestleistung, nicht erreicht worden.

Nach dieser dritten großen Enttäuschung entschied sich Annika Lausch, aus dem Leistungssport auszusteigen. Da sich ihr bisheriges Leben nur um den Sport gedreht hatte, war das Ende ihrer sportlichen Karriere sowohl körperlich als auch mental eine große Herausforderung. Schonungslos berichtete sie ihren Zuhörern von den Problemen, die diese Neuorientierung mit sich brachte. Sie brauchte sieben Jahre, um ihrem Leben die Wendung zu geben, die sie zufrieden stellte. Sie absolvierte ein Studium der Sozialen Arbeit, erwarb eine Zusatzqualifikation als Erlebnispädagogin und arbeitet heute in der Jugendhilfe. Der Sport spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in Annika Lauschs Leben. Die heute 34-jährige erläuterte, dass sie über den gemeinsamen Sport einen besonderen Zugang zu den jungen Menschen habe, die sie beruflich betreut. Insbesondere ihre Erfahrungen aus dem Leistungssport und aus der schwierigen Phase der Umorientierung kann sie bei der Arbeit mit Jugendlichen hervorragend einbringen. Auch wenn ihr bisheriges Leben nicht so geradlinig verlaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hatte, so ist Annika Lausch heute ein glücklicher Mensch. Sie ermutigte den Rudernachwuchs und alle anderen Zuhörer, sich im Leben nicht auf eine einzige Sache zu fixieren, sondern flexibel und locker zu sein und eine annehmende Haltung einzunehmen.

Annika Lausch erntete großen Applaus aus der GTRVN-Runde und wurde mit zahlreichen Fragen konfrontiert, die sie gerne und mit großer Ehrlichkeit beantwortete. Sie erklärte, der Einladung gerne gefolgt zu sein und sich darauf zu freuen, auch in Zukunft wieder einmal nach Neuwied zu kommen.