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Christian Kunst zur Kritik an der Corona-Politik: Ignorieren und Weg testen sind keine Lösungen

In der Corona-Krise haben es Politik, Wissenschaft und Bürger mit zwei Paradoxien zu tun. Die erste besteht darin, dass wir alle gerade dazu beitragen können und müssen, dass etwas Schlimmes gar nicht erst eintritt: überlastete Intensivstationen, deutlich mehr Corona-Tote, nicht mehr nachverfolgbare Infektionsketten und letztlich auch eine Wiederkehr der Einschränkungen des Frühjahrs. Doch indem das Schlimmste verhindert wird, wie dies schon im Frühjahr in Deutschland gelang, gerät diese Politik der Prävention in Misskredit. „Ist doch alles nicht so schlimm!“ oder „Alles nur eine Grippe!“, heißt es. Nun reicht schon ein Blick nach Frankreich, um diese Kritiker Lügen zu strafen. Doch es bleibt das Paradoxon, dass sich der Erfolg der deutschen Corona-Politik daran bemisst, dass etwas nicht geschieht. Hätten wir jetzt französische Verhältnisse, würde der Politik wohl vorgeworfen werden, sie habe zu spät gehandelt. Bizarr.

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Das zweite Paradoxon verschärft diese Situation noch. Denn Politik und Bürger müssen aufgrund von Zahlen handeln, die zumeist die Realität der vergangenen zwei bis drei Wochen widerspiegeln, um daraus eine Strategie für eine ungewisse Zukunft zu entwickeln – und das in einer Gegenwart, die noch wenig bedrohlich erscheint. Doch niemand ...