Berlin

Bock auf Bundestag: Im neuen Parlament gibt es insgesamt 282 neue Abgeordnete

Von Josefine Kaukemüller,
Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehört Emilia Fester (Grüne).
Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehört Emilia Fester (Grüne). Foto: dpa

Der Bundestag, das Zentrum der deutschen Demokratie – und plötzlich sind sie mittendrin: insgesamt 282 neue Parlamentarier, die in ihre ersten Tage als Bundestagsabgeordnete starten. Neben ersten Fraktionssitzungen gibt es viele praktische Fragen zu klären: Wie leite ich ein Abgeordnetenbüro? Wer sind die anderen Neuen? Und wo bekomme ich eigentlich meinen Bundestagsausweis her?

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Emilia Fester vergleicht diese Woche mit der Anfangszeit in der Uni. Sie ist mit erst 23 Jahren die jüngste Abgeordnete und mischt jetzt für die Grünen in der Bundespolitik mit. „Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen an wie eine Ersti-Woche, nur mit weniger Alkohol“, sagt Fester. „Man bekommt ein Semesterticket, man bekommt einen Ausweis, nur das Ganze dann eben auf Bundestag gepolt.“ Dieses Ankommen sei sehr spannend – und die Motivation groß, erzählt die junge Frau, die eine von 67 neu gewählten Grünen-Bundestagsabgeordneten ist.

Die Fraktionen laden ihre neuen Abgeordneten zu Einführungsveranstaltungen ein. Dort werden Infohefte und Namensschilder verteilt, aber auch grundsätzliche Fragen geklärt, etwa die nach dem WLAN-Passwort – oder der nächstgelegenen Toilette. Ein Sprecher des Bundestages verweist generell auf ein breites Informationsangebot zu vielen Themen wie zu Dienstreisen oder zur Beschäftigung von Mitarbeitern. Neben dem Abgeordnetenausweis bekommen die Parlamentarier etwa auch eine Freifahrtberechtigung für die Deutsche Bahn. Auch ein Laptop, mehrere Telefonnummern für das neue Büro und die E-Mail-Adresse würden zeitnah eingerichtet.

Für die bessere Organisation bekommen die Abgeordneten zudem einen Stundenplan mit Infoveranstaltungen, erzählt Nyke Slawik (Grüne). Das Programm reiche von der Ausgabe der neuen technischen Geräte über Soziale-Netzwerke-Einführungen bis hin zu Infos zur Frage, wie man denn nun eigentlich ein Büro führe. „Es ist eine große Ehre, jetzt in der Herzkammer der Demokratie anwesend sein zu dürfen“, sagt Slawik. Sie ist neben Tessa Ganserer (Grüne) eine von zwei Transfrauen, die ins Parlament einziehen. „Gerade bin ich ein bisschen überfordert mit den ganzen Infos, muss ich aber auch ganz ehrlich zugeben.“

Die vielen Fragen, die Neuankömmling Adis Ahmetovic (SPD) hat, stellt er seinen Mentoren, die in der vorigen Legislaturperiode bereits Bundestagsabgeordnete waren. „Ich kann beispielsweise nicht einschätzen, wie ich meine Zeit am besten einteile. Wie viel Zeit stecke ich in die parlamentarische Arbeit, und wie viel Präsenz sollte ich im Wahlkreis zeigen?“ Fragen, die auch entscheidend für den Wiedereinzug ins Parlament in vier Jahren sind.

Wichtig ist auch, mit wem man in der Fraktion zusammenarbeitet. In der ersten Fraktionssitzung „haben wir uns alle vorstellen können, 104 neue Bundestagsabgeordnete der SPD. Das hat lange gedauert, aber das war auch schön“, sagt der neu gewählte SPD-Abgeordnete Hakan Demir. Und sonst so? „Es gibt auf jeden Fall schon mal den Willen, einmal Fußball zu spielen miteinander, das haben viele gesagt.“ Auch online zeigen sich viele Neulinge begeistert. „Holy shit. #erstertweetausdembundestag“, twitterte SPD-Abgeordnete Sanae Abdi. Ihr Fraktionskollege Sebastian Roloff schrieb: „Ich sag's, wie's ist: Hab mega Bock.“

Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehören : Emilia Fester (Grüne), die Transfrauen Nyke Slawik und Tessa Ganserer (beide Grüne), Hakan Demir und Adis Ahmetovic (beide SPD).

imago images/Future Image

Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehören : Emilia Fester (Grüne), die Transfrauen Nyke Slawik und Tessa Ganserer (beide Grüne), Hakan Demir und Adis Ahmetovic (beide SPD).

dpa

Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehört Emilia Fester (Grüne).

dpa

Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehören : Emilia Fester (Grüne), die Transfrauen Nyke Slawik und Tessa Ganserer (beide Grüne), Hakan Demir und Adis Ahmetovic (beide SPD).

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Der neue Bundestag wird bunter und jünger: Das Durchschnittsalter sinkt von bislang 49,4 auf jetzt 47,5 Jahre. Zu den jungen Parlamentsneulingen gehören : Emilia Fester (Grüne), die Transfrauen Nyke Slawik und Tessa Ganserer (beide Grüne), Hakan Demir und Adis Ahmetovic (beide SPD).

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Frauen sind besonders in den Fraktionen von AfD, FDP und in der Union in der Minderheit

Die Vorsitzende der Frauen Union der CDU, Annette Widmann-Mauz, hadert mit dem geringen Frauenanteil in der neuen CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Mit einem Frauenanteil von 23,5 Prozent in der Unionsfraktion können wir nicht zufrieden sein“, sagte Widmann-Mauz (CDU). Entgegen aller Absichtserklärungen konnte der Frauenanteil in der Unionsfraktion, der 2017 auf rund 21 Prozent gesunken war, nur wenig erhöht werden. Widmann-Mauz forderte grundlegende Änderungen. „Die strukturellen Fragen in der CDU sind weiterhin ungeklärt. Das steht nach wie vor auf der Agenda“, sagte sie.

Dem am Sonntag gewählten Bundestag gehören 480 Männer und 255 Frauen an. Der Frauenanteil insgesamt liegt bei knapp 35 Prozent und damit etwas höher als in der abgelaufenen Wahlperiode (2017: 31,4 Prozent), aber niedriger als in der Legislaturperiode davor (2013: 37,3 Prozent).

Die Fraktion der Grünen hat im neuen Deutschen Bundestag den höchsten Frauenanteil. In ihrer Fraktion sind 58,5 Prozent der Abgeordneten weiblich. Auch bei der Linken sind es mehr als die Hälfte (53,8 Prozent). Die SPD kommt auf 41,7 Prozent Frauen. Die wenigsten weiblichen Abgeordneten gibt es mit einem Anteil von 13,3 Prozent in der Fraktion der AfD. Bei der FDP (23,9 Prozent) und der Union (23,5 Prozent) ist der Frauenanteil ungefähr gleich groß.

Laut „Spiegel“ kommt mit 414 Abgeordneten der Großteil des Parlaments aus Berufen der Unternehmensführung und -organisation. Aus dem Bereich Recht und Verwaltung kommen 104 Abgeordnete. 52 Abgeordnete kommen aus sprach-, literatur-, geistes-, gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufen. Handwerksberufe wie Mechatroniker, Energie- und Elektroberufe sowie Berufe aus Tourismus, Hotels und Gaststätten sind dagegen kaum vertreten.