Ja, es war eine Bundestagswahl. Die CDU hat in ganz Deutschland desolate Verluste eingefahren, das Koblenzer Ergebnis bildet keine Ausnahme. Das seit 1949 geltende Naturgesetz, dass tiefschwarze Wahlkreise auf immer und ewig tiefschwarz zu bleiben haben, scheint nicht mehr zu gelten. Das trifft auf den Wahlkreis Koblenz zu und auf Ahrweiler/Mayen. Hier und da ist die SPD nun insgesamt stärkste Kraft. Hier und da haben die CDU-Kandidaten Mechthild Heil und Josef Oster mit ach und krach die große Blamage abgewendet, die Ersten in der CDU seit 1949 zu sein, die nicht das Direktmandat erobern.
Aber: Auch an Bundestags-, Landtags- und Europawahlen haben die örtlichen Parteiverbände und Kandidaten immer ihren Anteil. Die Koblenzer CDU befindet sich seit einigen Jahren im freien Fall: Bei der Landtagswahl im März hat sie erneut nicht das Direktmandat erobert. Bei der Kommunalwahl im Mai 2019 hat sie ihre starke Stellung im Stadtrat eingebüßt und muss nun mehr oder weniger fassungslos mitansehen, wie das Linksbündnis aus Grünen, SPD und Linken Themen und Inhalte durchsetzt. Um nur drei verlorene Wahlen aus den vergangenen zweieinhalb Jahren zu nennen. Diesmal hat Osters hauchdünner Wahlsieg von 1,7 Prozentpunkten vor seinem weitgehend unbekannten SPD-Herausforderer Thorsten Rudolph den harten Aufprall grade noch so verhindert.
Deshalb kann und darf sich die Koblenzer CDU nicht auf die bundesweiten Unions-Verluste zurückziehen. Sie muss dieses auch für sie desaströse Abschneiden gründlich und ehrlich aufarbeiten – inhaltlich und womöglich auch personell.
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