In diesem Wahlkampf war nichts wie sonst: Es führten nicht die Politiker die Regie, sondern die Natur. Sie griff hart dirigierend ein. Mit der Konsequenz, dass es im Wahlkreis 198 quasi einen zweigeteilten Wahlkampf gegeben hat, den an der Ahr und den anderswo.
Die Parteien haben gut daran getan, nach der Katastrophe im Ahrtal auf all ihre üblichen Instrumente zu verzichten: auf Plakate und Flyer. Auch ein Haustürwahlkampf wäre wenig sinnvoll gewesen. An Ständen taten sich die Akteure schwer, denn in der Not erscheint die Politik weit weg zu sein. Besonders erfreulich: Alle Seiten verzichteten auf Angriffe auf die politischen Rivalen.
Wahlkampf fühlte sich klamm, ja belastend an, wie Mechthild Heil immer wieder betonte. Die Christdemokratin und Titelverteidigerin brachte sich indes fernab des Scheinwerferlichts vorbildlich an der Ahr ein, ohne viel Aufhebens zu machen. Sieht man sich das Wahlergebnis an, muss man jedoch feststellen, dass die CDU, die seit 1949 das Mandat immer gewonnen hat, offenbar ein ernsthaftes Problem hat: Sie befindet sich im Sinkflug. Mechthild Heil hat binnen acht Jahren mehr als 21 Prozentpunkte (!) an Zustimmung eingebüßt, ihre Partei liegt im ehemals schwärzesten Wahlkreis bei den Zweitstimmen sogar knapp hinter der SPD. Ein Alarmsignal. Da ist viel Vertrauensarbeit beim Bürger vonnöten. Heils Herausforderer Christoph Schmitt flogen viele Sympathien zu. Der Jungpolitiker war bienenfleißig, sowohl am Wahlstand als auch helfend an Ort und Stelle. Das gute Wahlkreisergebnis gibt ihm viel Rückenwind in der Partei – vielleicht für neue Aufgaben?
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