Von den 21.941 Wahlberechtigten in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit ihren acht Stadtteilen haben am Sonntag 3591 Bürger ihre Stimmen in den beiden provisorischen Wahlzelten auf dem Mosesparkplatz in Bad Neuenahr und dem Aldi-Parkplatz in Ahrweiler abgegeben. Durch die direkte Urnenwahl ist die Wahlbeteiligung in der Kreisstadt, die nach der Briefwahl bei 56 Prozent lag, auf 70,6 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: An der Bundestagswahl 2017 beteiligten sich 79,3 Prozent der Wähler.
Das hat man fast noch nie gesehen: Vor den beiden Wahlzelten bildeten sich lange Warteschlagen. Teilweise bis zu 30 Minuten mussten die Bürger unter Beachtung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen mit Maske und Abstand warten, ehe sie im Zelt registriert wurden und abstimmen konnten.
„Überwiegend geduldsam“ hätten die Wähler das Anstehen hingenommen, bewertet Wahlleiter Ottmar Fuhrmann die besondere Situation mit der „Wahl unter Planen“. Kritik an der Wartezeit und womöglich fehlender weiterer Personalkapazitäten sei nur vereinzelt aufgekommen. „Wenn wir dann den Ablauf einer Wahl erklärt haben, dann gab es Verständnis.“ Bereits zwei Wochen nach der Flutkatastrophe Mitte Juli hätten die Wahlämter gemäß Wahlgesetz die Wahllokale festlegen müssen. „Da fehlte mir die Fantasie, dass wir überhaupt an der Ahr wählen können“, gesteht Fuhrmann angesichts der Flutschäden an den 24 Schulen, Turnhallen und Altenheimen, in denen sonst gewählt wird. Mit der Bundes- und Landeswahlleitung kam die Idee, zwei Wochen vor dem Wahltag mobile Wahlbüros für die Briefwahl als „Wahlbusse“ durch die Ortschaften zu schicken.
Da damals bereits und mit der Versendung der Wahlbenachrichtigungen fristgemäß die Orte für die Urnenwahllokale angegeben werden mussten, habe man die beiden Parkplätze und die Zelte als sichere, machbare und barrierefreie Lösung angeboten. „Wie hätten bestimmt in der vergangenen Woche doch noch geeignete Räume finden können – doch das Wahlgesetz lässt einen Ortswechsel nicht zu.“
Ein weiterer Faktor war das knappe Personal, das entsprechend frühzeitig vor dem Wahltag zu berufen, zu schulen und zu „verpflichten“ war, wie es der Wahlablauf vorsieht. Unter anderem gab es Unterstützung der Verwaltungsfachhochschule Mayen und der Stadt Koblenz. Zelte und Einrichtung wurden vom DRK und dem THW gestellt.
Aus der Sicht von Ottmar Fuhrmann ist die Wahl gut gelaufen. Er und alle Beteiligten freuen sich über die „sehr hohe Wahlbeteiligung angesichts der Situation an der Ahr“. Das führte dazu, dass in einem der Wahlzelte der Abstimmungsvorgang erst um 18.47 Uhr abgeschlossen werden konnte, weil erst dann die Schlange derer, die bis 18 Uhr wählen wollten, abgearbeitet war. Danach wurde vor Ort und öffentlich ausgezählt.
Gut gelaufen ist nach Einschätzung von Armin Seiwert ebenso am Sonntag die Wahl im einzigen Urnenwahllokal der Verbandsgemeinde Altenahr im Hotel am Roßberg nahe Kalenborn. 69,7 Prozent der Wähler hatten bereits per Briefwahl abgestimmt. Weitere 618 Personen kamen zum Urnengang ins Hotel als Ausweichquartier der Verwaltung. Die Wahlbeteiligung kletterte damit auf 73,7 Prozent (2017: 82,2 Prozent).