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Limburg

Märtyrer der Nächstenliebe: Stadt benennt Straßen nach mutigen Pallottinern

Von Dieter Fluck
Auf dem früheren Pallottinergelände wächst ein neues Stadtquartier in die Höhe. Zwei Straßen erinnern an Klosterbrüder, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.  Foto: Dieter Fluck
Auf dem früheren Pallottinergelände wächst ein neues Stadtquartier in die Höhe. Zwei Straßen erinnern an Klosterbrüder, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Foto: Dieter Fluck

Auf dem ehemaligen Pallottiner-Areal „In den Klostergärten“ zwischen der Frankfurter und der Wiesbadener Straße sowie dem Eduard-Horn-Park wird seit mehreren Monaten fleißig gebaut. Auf dem 35.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen Bürohäuser, ein Ärztehaus und ein Rewe-Markt, über 50 Wohneinheiten, daneben 21 Einfamilienhäuser, ein Wohnheim der Lebenshilfe, Tiefgaragenplätze und anderes mehr.

Lesezeit: 3 Minuten
Klaus Rohletter, Vorstandsvorsitzender der Limburger Albert Weil AG, entwickelt mit der Noll Baugesellschaft mbH, einer 100-prozentigen Tochterfirma, das Gelände in den Klostergärten des Missionshauses zu einem völlig neuen Stadtquartier. Da ist es nur folgerichtig, dass dort entstehende neue Straßen die Namen bedeutender Männer des Klosters tragen sollen, befand der für ...
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Ordensbruder half Fremdarbeitern

In dem Buch „Zeugen für Christus“ – im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben von Helmut Moll – wird Bruder Johannes-Leodegar Kremer beschrieben, der am 30. April 1893 in Mannheim das Licht der Welt erblickte und am 6. November 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet wurde. Nach dem Besuch des Gymnasiums, das er mit der Mittleren Reife verließ, und einer Kaufmannslehre trat er ins elterliche Geschäft ein. Er war musisch begabt, hatte das Konservatorium in Mannheim besucht, lernte Klavier und Violine, schrieb Gedichte.

Bruder Johannes Kremer wurde in Brandenburg hingerichtet.
Bruder Johannes Kremer wurde in Brandenburg hingerichtet.
Foto: Pallottinerarchi

Krank und gebrochen kehrte er aus dem Ersten Weltkrieg zurück, lernte während eines Erholungsaufenthalts am Kaiserstuhl Zeitschriften der Pallottiner kennen und fühlte sich von der Arbeit der dort tätigen Brüder angesprochen. Anstatt nach dem Willen seines Vaters das elterliche Geschäft zu übernehmen, trat er 1921 den Limburger Pallottinern bei und fand eine Beschäftigung in der Betreuung der Abonnenten. Er wurde zum Mittler zwischen den Freunden der Pallottiner und den Missionaren in Übersee. Als es durch die Gestapo darum ging, auch den Limburger Pallottinern Devisenvergehen zu unterstellen, lernte Bruder Kremer bereits 1936 Methoden kennen, mit denen die kirchenfeindliche Gestapo Verhöre durchführte. Im August 1941 wurde der damals 47-Jährige zur Flughafenfirma Junkers nach Kassel dienstverpflichtet. Er arbeitete dort auf dem Lohnbüro. Dank seiner Französischkenntnisse aus dem Ersten Weltkrieg setzte sich der Ordensbruder für belgische Fremdarbeiter ein. Er lernte Italienisch, um sich den italienischen Arbeitern widmen zu können. Kremers Verhalten stieß auf Misstrauen bei den regimetreuen und kirchenfeindlichen Mitarbeitern. Er wurde denunziert, bespitzelt, angezeigt. Vermutlich waren es zwei Bemerkungen, die am 30. Juni 1944 zu Kremers Verhaftung führten, der entwürdigende Verhöre folgten. Er hatte bezweifelt, dass die Alliierten Rom bombardiert hätten. Ebenso hatte er Zweifel am Fortbestand der Regierung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geäußert.

Am 4. Oktober 1944 sprach der Präsident des Volksgerichtshofes in Berlin, Dr. Roland Freisler, Kremers Todesurteil wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung. Am 6. November desselben Jahres wurde Bruder Johannes Kremer im Zuchthaus Brandenburg-Görden enthauptet. Im selben Monat erfolgte die Beisetzung der Urne auf dem Friedhof der Limburger Pallottiner. In Kassel erinnert seit zwei Jahren ein Stolperstein an den tapferen Gottesmann, nach dem ein Sitzungszimmer im Missionshaus benannt ist. Künftig gibt es im Neubaugebiet die Bruder-Kremer-Straße.

Seinen Tod hatte er als Opfer für Jesus Christus und seine Kirche angenommen. So schrieb er am 25. Oktober 1944 in einem Brief an seine Schwester Betty mutig und gläubig: „So beschließe ich mein Leben wie mein Namenspatron“, und am 6. November an den Limburger Pallottinerpater Stock unter anderem: „Am heutigen Tage gebe ich mein Leben in die Hände meines Schöpfers zurück …“

Dieter Fluck

Westerwälder Pater Richard Henkes wird seliggesprochen