Plus
Kreis Birkenfeld

Grünes Licht fürs neue ÖPNV-Konzept im Kreis Birkenfeld: Ab Herbst 2022 wird alles besser

Von Stefan Conradt

Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für ein neues ÖPNV-Konzept im Nationalparklandkreis gegeben: Bei zwei Enthaltungen aus Reihen der LUB wurde der Verwaltung der Auftrag erteilt, das Konzept auf den Weg zu bringen. Das Ziel ist ehrgeizig: Zum Betriebsstart am 1. August 2022 sollen in jedem Ort im Landkreis mindestens im Zwei-Stunden-Takt im groben Zeitraum von 5 bis 23 Uhr und an sieben Tagen die Woche Busse verkehren.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Verbindungen sollen eng mit dem Schienenverkehr vernetzt und an den sogenannten Taktknoten in Idar-Oberstein, Birkenfeld, an den Bahnhöfen Türkismühle, Neubrücke, Heimbach und Kirn, aber auch in Herrstein und Rhaunen so abgestimmt werden, dass es beim Umsteigen keine langen Wartezeiten gibt. Die Streckenleistung pro Jahr wächst von rund 2,2 Millionen ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Ministeriumssprecher warnt: Am Anfang braucht man viel Geduld

Birkenfeld. Das neue ÖPNV-Konzept wurde im Kreistag ausführlich diskutiert und dabei durch alle Fraktionen hindurch begrüßt. Lediglich die LUB enthielt sich ihrer Stimme, weil nicht alle ihre Wünsche im Konzept umgesetzt seien. Zudem hatte die Liste eine Einzelabstimmung über die drei Beschlussvorschläge (Konzept an sich, Variante Nationalparklinie, Andienung Campingplatz Harfenmühle) beantragt, die aber mehrheitlich abgeschmettert wurde.

Auf die Frage aus dem Plenum, mit welcher Auslastung man rechne, warnte Ministeriumssprecher Michael Puschel vor allzu hohen Erwartungen zum Start: „Wir brauchen am Anfang viel Geduld.“ Die Menschen seien über Jahrzehnte „vom Bus entwöhnt worden“, um sie zurückzugewinnen, brauche es lange, ehe die Nachfrage anziehe. Erfahrungen in anderen Regionen mit der Umstellung von reinem Schülerverkehr zum angebotsorientierten ÖPNV zeigten aber: „Das kommt. Und dann senkt jeder zusätzliche Fahrgast das Defizit.“

Selbst bei einer solch revolutionären Verbesserung im ÖPNV werde es immer Orte und Personengruppen geben, die weniger von der Umstellung profitieren als andere, warnte Hans Jürgen Noss (SPD) vor zu viel Kritik am vorliegenden Konzept: „Das liegt in der Natur der Sache.“ So ist, was von Volkmar Pees moniert wurde, keine direkte Verbindung von Leitzweiler nach Heimbach geplant, obwohl nur wenige Kilometer zwischen den beiden Orten liegen. Auch Nachbarn wie Sonnenberg-Winnenberg und Oberbrombach oder Hintertiefenbach und Fischbach sind nicht direkt verbunden.

Dass lediglich eine Rufbuslinie zwischen Kusel und Baumholder verkehren soll, wurde von Stefan Worst (SPD) kritisiert. Der konzipierte Linienplan sei nicht in Stein gemeißelt, betonte Raphael Meinhart vom Planungsbüro IGDB, Korrekturen seien möglich. So wurde bereits nachgebessert und der Campingplatz Harfenmühle an die Rufbuslinie 879 angebunden. Nicht gelungen ist das (bisher) fürs Kupferbergwerk Fischbach. Derzeit laufen Gespräche mit dem Landesbetrieb Mobilität, um die Haltestelle im Bereich der Campingplätze Sensweiler Mühle zu retten. Die sollten beim Ausbau der B 422 in diesem Bereich offenbar wegfallen – das wäre kontraproduktiv, so die klare Meinung im Kreistag.

Kirsten Beetz (CDU) kommentierte: „Jetzt hab ich endlich mal das Gefühl, dass wir an die Welt angeschlossen werden...“ Auch Uwe Weber (SPD) freut sich auf 2022: „Die Menschen im Dorf werden endlich mitgenommen.“ Für Thomas Petry (Grüne) bedeutet das Konzept auch „aktiven Klimaschutz“. Für die Linke forderte Rainer Böß die Senkung der Fahrpreise sowie Sozialtarife, seine Kollegin Tanja Krauth gar „kostenlosen ÖPNV“. Bruno Zimmer (SPD) bezeichnete die Pläne als „Quantensprung“. Bernhard Alscher (Freie Liste) mahnte die Kosten für Bahn- und Busfahrten in die Metropolen Mainz und Saarbrücken an: „Da ist unsere Region klar benachteiligt.“ Ministeriumssprecher Puschel betonte, dass zum Start mehrheitlich moderne Niederflurbusse zum Einsatz kommen sollen. Stefan Conradt

KOMMENTAR: In vielerlei Hinsicht ein ganz wichtiger Schritt

Ja, das neue ÖPNV-Konzept kostet Geld. Geld, das der Landkreis Birkenfeld eigentlich gar nicht hat. Aber es wird in diesem Fall für etwas wirklich Sinnvolles ausgegeben: Jedes Auto, das ab Herbst 2022 nicht mehr angelassen oder – noch besser – nicht mehr angeschafft werden muss, weil Arbeitnehmer bequem mit dem Bus zur Arbeit und wieder zurück kommen, kommt nicht nur den Geldbeuteln der Bürger, sondern auch der Umwelt zugute.

Und wenn sich erst mal rumgesprochen hat, dass der Wanderer bequem mit dem ÖPNV zur Rangertour am Erbeskopf oder zur Traumschleife in Kirschweiler gelangt, der junge Biker zum Bikepark Idarkopf, Mama zur Shoppingtour mit Freundinnen nach Idar-Oberstein oder Trier und Papa zum Feierabendbierchen nach Idar und wieder heim, ohne Angst um den Führerschein haben zu müssen – dann werde sich die Busse auch nach und nach füllen, und das jährliche Defizit in der Kreiskasse wird kleiner werden. Gleiche Lebensverhältnisse für alle: Hier wird diese grundsätzliche Verfassungsforderung endlich einmal in die Tat umgesetzt.
Meistgelesene Artikel