

Wildschweine haben im Garten der Krautkrämers offenbar in der Nacht auf Dienstag nach Futter gesucht. Die Familie lebt in Boppard-Buchenau und ihr Garten sowie die Gärten ihrer Nachbarn auf der Straßenseite grenzen direkt an ein kleines Waldstück, das sich vom stillgelegten Freibad bis hoch in die Wohnsiedlung zieht. Die Schwarzkittel sind dort schon seit Jahren ein Problem.


„Vor 15 Jahren waren sie das erste Mal bei uns im Garten. Danach haben wir einen Zaun gezogen“, sagt Eva Krautkrämer. Über viele Jahre hielt der Holzzaun die Wildschweine aus dem Garten fern. Nun haben sie aber wieder einen Weg gefunden, unter den Zaun ein Loch gewühlt und das unterste Brett zerbrochen. So gelangten die Tiere wahrscheinlich nachts in den Garten und konnten sich austoben.
Der Garten der Familie Krautkrämer war nicht das einzige Ziel der Schwarzkittel in jüngster Zeit. Die Wildschweine gruben auch die Wiese am Freibad um, die Wiese um den kleinen Bolzplatz in Buchenau gleicht einer Ackerfläche. Rund um den Kindergarten waren die Wildschweine offenbar auch unterwegs.
Neuen Rollrasen zerstört
Eva Krautkrämer kennt alleine vier Nachbarn, bei denen die Schwarzkittel in jüngster Zeit auf den Grundstücken zugange waren. „Ich habe gerade erfahren, dass in der direkten Nachbarschaft ein neu verlegter Rollrasen durch Wildschweine komplett zerstört wurde“, sagt sie. Auf den Schäden werden die Grundstücksbesitzer wohl oder übel sitzen bleiben. Denn fallen die Tiere in einen Garten ein, geht der Besitzer leer aus. Beschädigen die Tiere landwirtschaftliche Flächen, sieht es anders aus. Hier muss der Jagdpächter normalerweise den Schaden bezahlen.
„Sobald es dunkel wird, hören wir die Wildschweine draußen in dem Waldstück. Es knackst und grunzt“, sagt Eva Krautkrämer. Von ihrer Straße aus im Zeisigweg führt ein kleiner Fußweg am Waldrand entlang hinunter zum Bolzplatz und das ist der kürzeste Weg zur nächsten Bushaltestelle. „Unseren Kindern haben wir verboten, dort langzugehen“, sagt Eva Krautkrämer. Zu gefährlich ist der Weg, den Wegesrand haben die Wildschweine bereits aufgewühlt. „Wir haben auch schon Wildschweine auf dem Fußweg gesehen“, berichtet ihr Mann. Ein Stück weiter ist ein Kinderspielplatz. „Irgendwann sind sie auch dort“, befürchtet Eva Krautkrämer. „Meiner Meinung nach sind die Jäger verantwortlich und ich erwarte, dass sie sich kümmern“, sagt die 42-Jährige.
Aber die Wildschweine innerhalb des Wohngebiets zu schießen, ist nicht erlaubt. „Es gibt massive Schwarzwildbestände“, bestätigt der zuständige Revierförster Ralf Kerber. Im Prinzip sei der komplette Waldrand von Buchenau betroffen. Eine Treib- oder Drückjagd wäre in Richtung Simmerner Straße prinzipiell möglich, sagt der Revierförster, aber das könne nur in Abstimmung mit Jagdpächtern, Polizei und Stadtverwaltung geschehen. „Wenn die Gefahr und die Schäden zu groß werden, müssen wir uns einschalten“, sagt der Revierförster.
Auch der für Buchenau zuständige Jagdpächter Horst Schwartmanns weiß um das Problem, hat sich vor Kurzem selbst schon betroffene Gärten angesehen. Schwartmanns kommt aus Köln, der Rentner ist aber oft in seinem Jagdrevier unterwegs. Da ein Jäger allein der Entwicklung nicht mehr Herr werden kann, hat er sich schon Unterstützung von weiteren Jägern geholt, um die Schwarzkittelpopulation zu reduzieren. „Wir tun alles, was wir können“, bekräftigt er. „Allein in diesem Monat haben wir schon 17 bis 18 Wildschweine geschossen“, sagt er. Das seien außergewöhnlich viele.
Hochintelligente Tiere
Doch die Schweine sind keine dummen Säue. „Das sind hochintelligente Tiere“, sagt Schwartmanns. Und die ziehen sich auf das Waldstück innerhalb der Wohnbebauung zurück, wo nicht geschossen werden darf. Was erschwerend hinzukommt: „Wildschweine sind eigentlich tagaktiv, sie haben ihre Aktivität aber komplett auf die Nacht verlagert“, sagt der Jagdpächter. Es könne aber nur gejagt werden, wenn genügend Mondlicht vorhanden ist. „Da bleiben am Ende im Jahr nur noch drei bis vier Nächte übrig“, sagt der Jagdpächter. Nachtsichtgeräte sind zwar erlaubt, aber nicht als Zielvorrichtung auf dem Jagdgewehr. Künstliche Lichtquellen wie Taschenlampen auch seit Kurzem, aber nicht in einer Verbindung mit einer Schusswaffe. Schwartmanns, für den die Jagd ein Hobby ist, kann die Grundstücksbesitzer verstehen, ihnen aber auch nur dazu raten, ihre Gärten vernünftig einzuzäunen, um sich vor den Schwarzkitteln zu schützen. Bei größeren Grundstücken können die Kosten dafür aber schnell vierstellig werden.
„Wildschweine sind sehr gefährlich“, sagt er. „Es passiert immer wieder, dass Jäger von Wildschweinen angefallen, schwer verletzt oder sogar getötet werden“, sagt er. Auch der für das Gebiet zuständige Jagdaufseher Philipp Mallmann aus Bad Salzig weiß um das Problem. Eine Lösung, um zumindest das Randgebiet um den Kindergarten, Kinderspielplatz und Bolzplatz vor den Wildschweinen zu sichern, könnte ein Wildzaun sein, der die Wildschweine von dort fernhält. In diese Richtung gibt es wohl bereits Überlegungen.