Dem Bürger bleibt vieles unklar
Sie ist die Sternstunde eines jeden Rates, die Haushaltssitzung. Die gewählten Vertreter der Kommune nehmen ihr Recht wahr, zu bestimmen, wofür die Gemeinde Geld ausgibt. Häufig misst der Bürger seine Repräsentanten an dem, was auf die Beine gestellt wird, aber auch an dem, was unterlassen wird.
Natürlich nehmen auch für den Bürgermeister die Etatberatungen einen hohen Stellenwert ein. Schließlich hat er den Haushaltsplan eingebracht. Daher lassen es sich die Verwaltungschefs nicht nehmen, in ausführlichen Haushaltsreden „ihren“ Haushalt über den grünen Klee zu loben. Das tut jeder Bürgermeister – nun ja, fast jeder. Walter Bersch tut es nicht. Er hält keine Haushaltsrede. Das tut er nie. Überhaupt: Bersch hat kein einziges Wort über den Haushalt gesagt. Auch die Fraktionsvorsitzenden haben wenig zum Inhalt des Haushaltsplanes gesagt. Schade.
Vielleicht hätte es den ein oder anderen Zuhörer interessiert, wofür Boppard wieviel Geld ausgibt. Vielleicht hätten die anwesenden Bürger auch gerne gewusst, wieviele und welche Steuereinnahmen die Stadt hat und warum Boppard einen so hohen Kredit aufnimmt. Immerhin hat der Bürger dank Georg Vetter erfahren, dass in keinem der vergangenen Jahre die Stadt auch nur annähernd so viel investiert hat, wie im jeweiligen Haushaltsplan geschrieben steht. Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit, die beiden wichtigsten Grundsätze der Fiskalpolitik, sehen aus der Perspektive des Bürgers anders aus.