Die Erinnerung an Schlechtes ist nicht einfach, das weiß jeder Mensch von sich selbst. Es wird niemanden geben, der nicht schon kleinere oder größere Fehler gemacht hat, niemand ist frei von Schuld.
Das Verschweigen, stumpfes Ignorieren oder Leugnen von problematischen Geschehnissen kann jedoch niemals dazu führen, dass es zu einer Aufarbeitung oder zur Vermeidung ähnlicher Vorgänge in der Zukunft kommen kann. Erinnerung ist erst die Basis für Künftiges.
Die Geschehnisse der Zeit des Nationalsozialismus vom Quälen benachbarter Menschen bis hin zur gezielten massenhaften Ermordung sind nicht zu ändern. Nur wenn sie be- und aufgearbeitet werden, lässt sich überhaupt damit umgehen. Es muss traurig oder nachdenklich machen, daran zu denken, was mit den 16 Menschen geschehen ist, denen in Boppard Stolpersteine gewidmet sind. Auch wenn der Dieb der Stolpersteine vermutlich nicht diese Absicht verfolgte, löst er mit seiner Tat vielleicht genau den Impuls aus, dass die Erinnerung im Herzen der Stadt tiefer verankert wird.
Es wird viel darüber geredet, ob Stolpersteine der richtige Weg einer solchen Gedenkarbeit sind. Nicht immer steht bei diesen Diskussionen aber ein ehrlicher Wille zur Aufarbeitung belasteter Geschichte im Hintergrund, oft dient die Debatte als Vehikel des Verhinderns. Der Diebstahl in Boppard, sofern er gezielt als Aktion gegen die Steine der Erinnerung vorgenommen wurde, zeigt einmal mehr, wie viel Arbeit zu tun ist.
Die Geschichte des Nationalsozialismus ist häufig nur lückenhaft, mitunter überhaupt nicht aufgearbeitet worden. Aus den verschiedensten Gründen. Aber der Diebstahl in Boppard unterstreicht: verschweigen, ignorieren oder leugnen hilft nicht.