Nürburgring. Sich am Ende der Schlange vor dem Büffet anstellen. Anderen die Tür aufhalten. Sich gegenseitig per Handschlag begrüßen. Komplimente machen. Einfach nett sein. Die Gäste des Empfangs der Wirtschaft, das war im Ringwerk am Nürburgring zu beobachten, beherrschen die gängigen Anstandsregeln. Es war allerdings mehr als eine Lektion Basiswissen aus einem Benimmbuch, die ein Nachfahre des historischen Freiherrn Knigge als unterhaltsame Zugabe erteilte.
Moritz Freiherr Knigge zeigte, wie man mit Höflichkeit Menschen gewinnen und sie als Kulturtechnik einsetzen kann. Und er räumte mit Vorurteilen auf, die sich um seinen berühmten Verwandten ranken, der vor 230 Jahren mit dem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ in die Geschichte einging: „Adolph Freiherr Knigge war kein Etiketten-Papst, der den formvollendeten Handkuss beibringt.“ Was er meinte: Es gibt in jeder Gesellschaft unausgesprochene Regeln, Gesten, Rücksichten, an die man sich halten sollte. „Die Fähigkeit zur Angemessenheit und zur Gelassenheit sind die Grundtugenden der Höflichkeit“, so die These.
Den im Saal anwesenden Unternehmern gab Moritz Freiherr Knigge einen Hinweis mit auf den Weg: „Wenn die Stimmung nicht gut ist im Betrieb, dann kostet es Geld – durchschnittlich 25 Prozent des Umsatzes.“ Das untermauerte er augenzwinkernd mit Beispielen aus dem Arbeitsalltag und empfahl zum Schluss noch eine Übung, die in der Auseinandersetzung mit nervigen Menschen hilft: Knigge schätzte den erhobenen Zeigefinger an der eigenen Nase: „Wer Menschen gewinnen will, der drücke auf seine Nasenspitze. Da ist ein kleiner Schalter, mit dem können wir unseren Heiligenschein ausknipsen und unsere Aufmerksamkeit anschalten.“ bea