Nürburgring

Endlich rockt der Ring wieder: Hat der Handel in Adenau auch was vom Fest?

Musik, Camping, Feiern, Spaß haben, Rock am Ring: Für viele ist das Festival der absolute Jahreshöhepunkt. Schon am Mittwoch rechneten die Festivalmacher mit 25.000 Musikfans, die ihre Zelte rund um den Nürburgring aufschlugen. Mittags standen die ersten Schlange, um sich das heiß begehrte Festivalbändchen zu sichern. 85.000 Besucher werden insgesamt erwartet. Aber profitieren auch die Einzelhändler in Adenau von dem Megafestival? Die RZ hat sich umgehört.

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Direkt am Festivalgelände hat hat der Discounterriese Lidl einen mobilen Supermarkt aufgebaut unter dem Slogan „You rock – we care“ („Ihr rockt, wir kümmern uns“). Und dies am Ring zum zweiten Mal. Im Sortiment gibt's zig Deovarianten, Grillgut, frisches Obst – insgesamt 200 Artikel.

Diese Konkurrenz bekommt auch der familiär und kundenorientierte Adenauer Rewe-Markt zu spüren. Chefin Melanie Koch sagt: „Früher hatten wir grade bei Rock am Ring eine bemerkenswerte Umsatzsteigerung. Die gibt es heute leider nicht mehr.“

Rewe-Marktleiterin Melanie Koch.
Rewe-Marktleiterin Melanie Koch.
Foto: Judith Schumacher

Die Stadt und ihre Geschäftsleute lebten bislang auch von derlei Veranstaltungen, die einen beachtlichen Teil des Geschäftsjahres prägten. „Wir haben hier fünf Monate Saison und sieben Monate Winter. Das müssen wir auch mit unseren bis zu 60 Angestellten überbrücken, doch wir entlassen niemanden“, erklärt die 44-Jährige, deren Eltern den Rewe-Markt seit 1976 führten und den Melanie Koch 2011 gekauft hat.

Sie erinnert sich gut daran, wie sie einst vor Rock am Ring ihr gesamtes Sortiment festivaltauglich ergänzt hat: mit bis zu 5000 Toastbroten, 1000 Dosen Ravioli oder Grillgut und Regencapes etwa. Auch wenn sich die Zeiten geändert haben, gibt es immer noch Festivalbesucher, die dem Adenauer Rewe ihre Treue halten. Und das wegen Begebenheiten wie dieser: „Mein Vater Helmut hat mal einer Truppe, die auf unserem Parkplatz ihr warmes Bier trank, eiskaltes Bier spendiert. Seitdem kommen sie jedes Jahr, jetzt mit ihren Enkeln, tanzen in einer Polonaise durch den Laden und singen: ,Wir wolln den Helmut sehen, wir wolln den Helmut sehen‘.“

Früher, als der Laden bei Rock am Ring noch brechend voll war und die Ringbesucher bei 30 Grad eine Stunde Wartezeit vor den Kassen ertragen mussten, verteilten die Mitarbeiter Gratis-Eis und Getränke. Koch meint: „Nun ist es halt anders, aber das ist der Wettbewerb. In dieser Branche muss man damit umgehen können.“

Elektrofachhändler Ralph Brück.
Elektrofachhändler Ralph Brück.
Foto: Judith Schumacher

Auch Ralph Brück, der mit seiner Familie den EP-Elektronik-Markt am Adenauer Markt von der Familie Schäfer übernommen hat, sagt. „Nennenswerte Umsatzsteigerungen gibt es nicht. Aber ich liebe es, wenn hier Leben in die Stadt kommt. Wir profitieren alle davon“, sagt der Geschäftsinhaber. Zudem gingen Kopfhörer, Batterien oder preiswerte Einsteiger-Handys immer über die Ladentheke, wenn mal eins der Ringrocker in den Matsch gefallen sei.

Apothekerin Angela Behla-Walter.
Apothekerin Angela Behla-Walter.
Foto: Judith Schumacher

Die bessere gesundheitliche Versorgung mit dem Medical Center direkt am Festivalgelände wirkt sich auch auf das Geschäft von Apothekerin Angela Behla-Walter aus. „Früher war das ganz extrem. Unglaublich viele Fans kamen auch nachts, um sich pharmazeutische Hilfe zu holen“, sagt die Inhaberin der Adenauer Adler Apotheke.

Die meisten Kunden würden heute noch die Kraft der Sonne unterschätzen und kämen wegen Sonnenstich oder extremem Sonnenbrand. „Diesmal habe ich den Freitagnacht-Notdienst. Bislang war es immer so, dass Hilfsbedürftige von ihren Freunden begleitet wurden“, sagt sie. Auch erinnert sie sich an ein frostiges Rock am Ring. „Da kamen ganze Massen durch den Ort auf der Suche nach warmer Angora-Unterwäsche“, sagt sie lachend.

Marktleiter Andreas Noparlik vom Baumarkt Kircher.
Marktleiter Andreas Noparlik vom Baumarkt Kircher.
Foto: Judith Schumacher

Nach wie vor ein gutes Geschäft mit den Ringbesuchern macht der Adenauer Baumarkt der Familie Kircher. Derzeit verbucht er aufgrund des reißenden Absatzes von Campingutensilien eine tägliche Umsatzsteigerung von 20 Prozent, wie Marktleiter Andreas Noparlik zufrieden feststellt.

Egal Ob LED-Lampen, Isomatten, Luftmatratzen, jede Menge Gummistiefel für Matschwetter, Strohhüte und Pavillons gegen die Sonne, strapazierfähige Abdeckplanen, Kühlboxen, sogar kleine Pools, Wasserpistolen oder Stromaggregate: Noparlik und sein Team sind für die Ringrocker gewappnet. Und das offenbar für sämtliche Wetterlagen.

Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher