Plus
Bad Breisig

Die B 9 in Bad Breisig: Lebensader und Fluch zugleich [mit Video]

Von Thomas Brost
Lebensader und Fluch zugleich: Die Bundesstraße 9 durchschneidet Bad Breisig auf ganzer Länge. Sie bringt die Menschen in die Stadt oder hinaus in die Welt, aber sie bringt auch Lärm, Schmutz, Abgase und Gefahren mitten in den Ort – ein kaum zu lösendes Konfliktfeld. 
Lebensader und Fluch zugleich: Die Bundesstraße 9 durchschneidet Bad Breisig auf ganzer Länge. Sie bringt die Menschen in die Stadt oder hinaus in die Welt, aber sie bringt auch Lärm, Schmutz, Abgase und Gefahren mitten in den Ort – ein kaum zu lösendes Konfliktfeld.  Foto: Thomas Brost

Der Verkehr wird immer mehr. Doch was kann man tun? Einfach lässt sich das Problem nicht lösen, da Bahn, Rhein und die teils enge Tallage natürliche Grenzen setzen. Ein unlösbarer Konflikt? Die RZ fragt nach.

Lesezeit: 4 Minuten
Muss man das tägliche Lärm-Bombardement in der Quellenstadt Bad Breisig als „alternativlos“ hinnehmen? Im Schnitt 22.000 Fahrzeuge passieren die Kernstadt auf einer Länge von zwei Kilometern, darunter sind Kolonnen von Lastwagen, insgesamt mehr als 1200 Brummis (Stand 2015) täglich. Was bei Dunkelheit durch Bad Breisig donnert, verursacht bestenfalls Albträume – ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Das Leben an der B 9 ist ungemütlich geworden

Bad Breisig. Wer als Fußgänger in Bad Breisig die B9 überqueren möchte, wartet lange, bis der Verkehrsstrom abreißt. Nur wenn die Autofahrer anhalten, um die Fußgänger passieren zu lassen, haben sie eine Chance. Die Anwohner sind davon genervt.

Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Foto: Sofia Grillo

„Es wird immer schlimmer“, sagt Günther Lessenich, der in der Biergasse an der B 9 wohnt. „Es werden immer mehr Laster und die werden immer größer.“ Viele der Lkw, die auf die B 9 ausweichen, dürfen sie gar nicht nutzen. Aus Richtung Koblenz kommend steht ein Verbotsschild für Lkw über 7,5 Tonnen – mit der Ausnahme „Anlieger frei“. Die klare Zuordnung – ob Anlieger oder nicht – gestaltet sich jedoch schwierig.

Der Lärm stört Lessenich am meisten: Man könne ja nicht mal das eigene Wort hören. Lessenich ist in der Straße geboren und groß geworden. „Früher waren hier mehr Touristen und weniger Laster.“ Seiner Meinung nach verdiene die Stadt den Titel „Bad“ nicht mehr. „Die B 9 und die Bahnschienen zerteilen Bad Breisig und machen die Stadt ungemütlich“, sagt Lessenich.

Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Foto: Sofia Grillo

Matthias Schlobis hat in der Biergasse ein Antiquitätengeschäft. Er wohnt wie Günther Lessenich in der Seitenstraße der B 9 und kann über die Situation auf der Bundesstraße in Bad Breisig nur noch den Kopf schütteln. Hinzu käme, dass immer mehr Autofahrer die Biergasse unbefugt befahren würden.

Die Einfahrt zur Biergasse von der B 9 aus ist mit einem „Durchfahrt verboten“-Schild gekennzeichnet. Darunter steht „Anlieger frei“. „Daran hält sich keiner“, bemerkt Schlobis. „Die Leute fahren durch die Gasse, obwohl sie keine Anlieger sind.“ Der Geräuschpegel ist im Laden von Schlobis sofort wahrzunehmen: Nicht nur der Verkehr auf der B 9 bringt ein stetiges Rauschen in den Ladenraum, im Minutentakt fahren Autos laut dröhnend durch die Gasse. Seinem Geschäft bringe der rege Verkehr herzlich wenig. Die Leute würden ja nur vorbeifahren und nicht anhalten, sagt Schlobis. Er und Lessenich würden sich wünschen, dass die Politik endlich eingreifen würde. „Eine Umgehungsstraße wäre eine Möglichkeit“, sagen die beiden Männer.

Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Günther Lessenich (Bild links) und Matthias Schlobis (Bild rechts) kennen das Leben an der B 9 in Bad Breisig auch noch aus früheren Jahren, als die Belastung durch den Verkehr noch erträglicher als heute war.
Foto: Sofia Grillo

Entlang der B 9 und in den Seitenstraßen haben sich viele Geschäfte und Gastronomen angesiedelt. Die Dienstleister sind sich uneins über die Vor- und Nachteile der B 9. Eine Angestellte der Landhaus Konditorei sagt, dass die große Straße mit den vielen Durchreisenden dem Geschäft nicht viel bringe. „Die vorbeifahrenden Autos halten eher an den Supermärkten und nehmen dort die Backwarenabteilung in Anspruch. In unsere Bäckerei kommen mehr Stammkunden.“ Die Floristin Nadine Schmitz von Floristik Nolden ist selbst genervt vom Lärm der zahlreichen Fahrzeuge, die täglich am Geschäft vorbeisausen. Doch der Verkehr sei auch gut für den Laden, lenkt sie ein. „Ab und zu halten Leute, um noch schnell einen Blumenstrauß zu kaufen – oft sind es Männer.“

Die B 9 ist für Bad Breisig also Fluch und Segen zugleich. Wie berichtet sucht die Stadt bereits nach Lösungsansätzen: Die Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch schlägt etwa Kreisel, Tempo-30-Zonen, eine Abbiegespur am Rand für Anwohner, mobile Blitzer, stationäre Blitzer oder sogenannte Tempo-Smileys vor. Diese Messanlagen, die den Fahrern mit einem Smiley-Symbol anzeigen, ob sie „legal“ unterwegs sind, hat die Stadt bereits bestellt. Sie sollen Ende des Jahres aufgestellt werden.

Von unserer Mitarbeiterin Sofia Grillo
B 9: Verkehrsader und Fluch zugleich
Meistgelesene Artikel