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Bad Kreuznach

Als die „Elektrisch“ am „Berliner Hof“ vorbeiratterte: Kreuznacher Kornmarkt in alten Ansichten [Fotogalerie]

In Richtung Norden bot der Kornmarkt mit seinem schönen Baumbestand, dem aufwendigen Bismarck-Brunnendenkmal, dem großen Geschäftskomplex der Gebrüder Rothschild, den bunten Geschäften auf der rechten Seite und dem Turm der Pauluskirche im Hintergrund ein prächtiges Bild. An dem Platz fuhr seit 1906 bis 1953 die Kreuznacher Straßenbahn, die „Elektrisch“ entlang.
In Richtung Norden bot der Kornmarkt mit seinem schönen Baumbestand, dem aufwendigen Bismarck-Brunnendenkmal, dem großen Geschäftskomplex der Gebrüder Rothschild, den bunten Geschäften auf der rechten Seite und dem Turm der Pauluskirche im Hintergrund ein prächtiges Bild. An dem Platz fuhr seit 1906 bis 1953 die Kreuznacher Straßenbahn, die „Elektrisch“ entlang. Foto: Sammlung Mohr

Der Umbau des Bad Kreuznacher Kornmarkts läuft auf Hochtouren, denn bis Ende des Jahres will man auf jeden Fall fertig sein. Bei der Neugestaltung des zentralen innerstädtischen Platzes haben sich die Stadtplaner um Bettino Hans-Gagliani viel an dem historischen Platz orientiert – so mit der Baumreihe, die neu angelegt wird und dem Originalbrunnen, der in die Mitte des Platzes rückt.

Lesezeit: 3 Minuten
Der Kreuznacher Studienrat Dr. Wolfgang Mohr, der ein riesiges Repertoire an historischen Postkarten besitzt, hat zum Umbau eine Reihe von früheren Kornmarktansichten aus seinem Fundus geholt. In früheren Zeiten bot der Kornmarkt bei den ihn umgebenden Häuserreihen ein einheitliches Bild: Während von den historischen Fassaden auf der Süd- und Ostseite einige ...
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Prächtiges Bild mit Prunkbauten: Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist Kornmarkt das Herzstück der Stadt

Bad Kreuznach. Die Arbeiten an der Neugestaltung des Kornmarkts haben jetzt begonnen. Da interessiert auch, wie Bad Kreuznachs zentraler Platz einst aussah: Einige Ansichten aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende dienen zur Veranschauung.

In Richtung Norden bot der Kornmarkt mit seinem schönen Baumbestand, dem aufwendigen Bismarck-Brunnendenkmal, dem großen Geschäftskomplex der Gebrüder Rothschild, den bunten Geschäften auf der rechten Seite und dem Turm der Pauluskirche im Hintergrund ein prächtiges Bild. An dem Platz fuhr seit 1906 bis 1953 die Kreuznacher Straßenbahn, die „Elektrisch“ entlang.

Sammlung Mohr

Auf der Westseite des Kornmarkts (links) stand 1920 an Stelle der heutigen Sparkasse der Hotelkomplex „Berliner Hof“.

Sammlung Mohr

An der Südseite des Platzes stand seit mindestens Anfang des 19. Jahrhunderts dieses dreigieblige Haus, das dadurch bekannt wurde, dass Feldmarschall Blücher hier übernachtete. Danach hieß es „Blücherhaus“. Zunächst war darin die Eisenhandlung Kempff, später das Café Kiefer untergebracht.

Sammlung Mohr

Vom Norden säumten zwei Häuser den Zugang zum Kornmarkt: rechts der Geschäftskomplex der Gebrüder Rothschild, der später abgerissen wurde, links das herrliche Fachwerkhaus mit seinem herrlichen Erker – früher bekannt unter dem Namen „Zum grünen Baum“. Das Prunkstück an der Ecke Kornmarkt/Mühlenstraße blieb von allen Kriegseinwirkungen verschont.

Sammlung Mohr

Reges Markttreiben herrschte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kreuznacher Kornmarkt (hier eine Postkarte aus dem Jahr 1903) Nur Fürst Bismarck auf dem Sockel wirkte als ruhender Pol in der Mitte des Platzes.

Sammlung Mohr

Diese handkolorierte Ansicht des Kornmarkts wurde 1913 von einem Kurgast verschickt.

Sammlung Mohr

Interessant ist, dass damals der Kornmarkt bereits rundherum mit Bäumen bepflanzt war. Auf einigen Ansichten erkennt man auch, dass der Platz und die angrenzenden Straßen gleiches Niveau hatten.

Beide Merkmale werden jetzt beim Umbau wieder verwirklicht: Zum einen sollen 18 Bäume an den Rändern des Platzes gepflanzt werden, außerdem wird der tiefer liegende Kornmarkt auf die gleiche Höhe wie die der umgebenden Straßen gebracht. Inmitten des Platzes stand einst die Bismarckstatue, die nach der Neugestaltung der Roseninsel im Zuge der Maßnahmen zum Hochwasserschutz dort einen neuen Standort bekommen hat. Dafür erhält der Kornmarkt als Mittelpunkt den Originalebrunnen.

Die Einheimischen betrachten den Kornmarkt als „Herzstück Kreuznachs“. Das war er allerdings nicht immer. Jahrhunderte hindurch war der Eiermarkt der Mittelpunkt des städtischen und wirtschaftlichen Geschehens sowohl in der Alt- als auch der Neustadt. Der Salzmarkt, der Fischmarkt und der Töpfermarkt befanden sich in unmittelbarer Nähe zum Eiermarkt und ergänzten ihn. So verwundert es nicht, dass an ihm das wichtigste Gebäude des städtischen Gemeinwesens, das Rathaus, errichtet wurde. Der dreigeschossige Bau, der mit seinem reizvollen Treppengiebel und seinem mit gotischen Maßwerk verzierten Balkon im ersten Stock ein Prunkstück am Eiermarkt darstellte, war vermutlich schon im 14. Jahrhundert erstellt worden. Durch einen Brand im Jahre 1849 verlor Kreuznach dieses bedeutende Haus.

Reges Markttreiben herrschte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kreuznacher Kornmarkt (hier eine Postkarte aus dem Jahr 1903) Nur Fürst Bismarck auf dem Sockel wirkte als ruhender Pol in der Mitte des Platzes.
Reges Markttreiben herrschte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kreuznacher Kornmarkt (hier eine Postkarte aus dem Jahr 1903) Nur Fürst Bismarck auf dem Sockel wirkte als ruhender Pol in der Mitte des Platzes.
Foto: Sammlung Mohr
Schon viel früher als dieses Amtsgebäude erstand am Eiermarkt die älteste Kirche Kreuznachs. 1266 ließ Graf Johannes der Lahme von Sponheim-Kreuznach die St. Nikolauskirche errichten. Eine weitere bedeutende Bereicherung erhielt der Eiermarkt 1903 mit dem von Robert Cauer dem Jüngeren geschaffenen Monument „Michel Mort“. Nachdem mehrere Jahrhunderte lang Wochenmärkte, Handelsmessen, Veranstaltungen und Zusammenkünfte auf dem Eiermarkt abgehalten worden waren, wurde es seit Ende des 19. Jahrhunderts allmählich ruhiger auf ihm – der Kornmarkt begann ihn zu ersetzen. Bereits um 1500 erklärten die Herrschenden den einzigen Marktplatz in der Altstadt zum ausschließenden Frucht- und Brotmarkt. Trotz dieses Privilegs führte der Kornmarkt noch lange Zeit ein bescheidenes Dasein.

Interessanter wurde der Kornmarkt, als Feldmarschall Blücher in der Neujahrsnacht 1813/14 in dem Gebäude mit den drei Zwerchgiebeln – dem späteren Café Kiefer – übernachtete, nachdem er bei der Verfolgung der französischen Armee mit seinem Heer den Rhein bei Kaub überquert hatte. Mit dem folgenden Aufblühen des Heilbades auf dem Badewörth gewann der Kornmarkt weiter an Bedeutung: Geschäfte und ein Hotel, der „Berliner Hof“ an Stelle der heutigen Sparkasse, siedelt sich an dem auflebenden Kornmarkt an. Welche Bedeutung der altstädtische Marktplatz inzwischen erlangt hatte, zeigte sich auch an der Tatsache, dass er nach der Ernennung des Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger der Stadt Kreuznach im Jahre 1895 den Namen dieses Staatsmannes erhielt. Um die Huldigung Bismarcks zu unterstreichen, wurde zwei Jahre später auf dem Marktplatz das von Hugo Cauer geschaffene Bismarck-Denkmal aufgestellt.

Inzwischen hat sich der Kornmarkt zu einem bedeutenden Zentralplatz mit zwei wichtigen Wochenmarkttagen und mit etlichen Geschäften sowie rege besuchten Gaststätten am Marktrande entwickelt. Nach seiner Fertigstellung wird auch der neue Kornmarkt sicher ein beliebter Treffpunkt für die Bürger werden: Schatten spendende Bäume, etliche Sitzgelegenheiten, Wassersprudler und eine neuartige Beleuchtung werden dazu beitragen. Dr. Wolfgang Mohr

Häuser mit Fassaden ihrer Zeit

Bad Kreuznach. Rund um den Kornmarkt befinden sich auch heute noch eine Reihe von Häusern, bei denen sich ein Blick in die Denkmaltopografie für die Stadt Bad Kreuznach lohnt. Im Wesentlichen sind dies:

Mannheimer Straße 77: Das dreigeschossige Haus an der Ecke zur Mühlenstraße wurde um 1600 mit massivem Erdgeschoss und Obergeschossen in Zierfachwerk errichtet. Blickfang ist der zweigeschossige, fünfseitige Eckerker.

Mannheimer Straße 91 (früher Vingo): Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, 1903 errichtet, mit großzügiger und aufwendig gestalteter Putzfassade mit Sandsteingliederungen in einem Mischstil aus Formen der Renaissance und der Spätgotik. Die Erdgeschosszone war von Anfang an als Schaufensterzone konzipiert. Den oberen Abschluss bildet ein Mezzaningeschoss mit Rundbogenfenstern, das in der Mitte in einen kielbogenförmigen Zwerchgiebel übergeht. Die anspruchsvolle, zeittypische Fassade ist ein Teil der als Platzwand des Kornmarkts fungierenden Häuserzeile und somit von städtebaulicher Bedeutung.

Kornmarkt 6: Das gründerzeitliche, dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus – ein gelb verklinkertes Gebäude mit Sandsteingliederungen in Neurenaissanceformen – an der Ecke zur Kirchstraße wurde ab 1894 erbaut. Es ist weitgehend im Original erhalten.

Kornmarkt 7: Hotel- und Gasthaus.Das zweigeschossige Gebäude auf L-förmigem Grundriss ist Teil der südlichen Platzwand und entstand in seiner jetzigen Ausdehnung in der Barockzeit, vermutlich aus drei Vorgängerbauten. Es ist das einzige Haus am Kornmarkt, das seine nach der Zerstörung von 1689 entstandene spätbarocke Fassade erhalten hat.

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