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Selters

Wo Maske und Abstand tabu sind: Pilotprojekt in Selterser Kita gestartet

Von Katrin Maue-Klaeser
Im Vordergrund sind die Ventilatoren zu sehen, die ein künstliches (ungefährliches) Aerosol verteilen. Wie effektiv die Filteranlagen die Luft reinigen, wurde im Flur der Kita Sonnenschein in Selters gemessen, wo die Anforderungen besonders hoch sind. Den Versuchaufbau sahen sich (von links) Matthias Baun, Hersteller Dema-Airtech, Kita-Leiterin Elke Pollatz, Wolfgang Schreier, SGS Institut Fresenius, Dr. Johann Christian Meier und Cordula Simmons, Else Schütz Stiftung, sowie Hanno Steindorf für die Stadt Selters als Kita-Träger an.
Im Vordergrund sind die Ventilatoren zu sehen, die ein künstliches (ungefährliches) Aerosol verteilen. Wie effektiv die Filteranlagen die Luft reinigen, wurde im Flur der Kita Sonnenschein in Selters gemessen, wo die Anforderungen besonders hoch sind. Den Versuchaufbau sahen sich (von links) Matthias Baun, Hersteller Dema-Airtech, Kita-Leiterin Elke Pollatz, Wolfgang Schreier, SGS Institut Fresenius, Dr. Johann Christian Meier und Cordula Simmons, Else Schütz Stiftung, sowie Hanno Steindorf für die Stadt Selters als Kita-Träger an. Foto: Katrin Maue-Klaeser

Zwei Ventilatoren surren im Flur der Kita Sonnenschein in Selters. Zwischen den Rotoren stößt eine kleine Düse eine Art Dampf aus, der durch die Ventilatoren verteilt wird. Drei große weiße Apparate setzt Matthias Baun in Gang, kleine Geräte mit mehreren Balken in der LED-Anzeige hat Wolfgang Schreier schon einige Zeit zuvor eingeschaltet. Ein aufwendiger Versuchsaufbau in der kommunalen Kindertagesstätte, in deren Gruppenräumen sich Kinder von einem bis sechs Jahren tummeln. Was hat es mit den Gerätschaften auf sich?

Lesezeit: 3 Minuten
Kurz gesagt, ist es ein Testlauf für ein Raumluftreinigungssystem. Denn alle Beteiligten – die Kita-Leitung, die Stadt als Träger, die Else Schütz Stiftung als Geldgeber, der Hersteller der Luftreiniger sowie der Vertreter des Analyse-Instituts – sind überzeugt, dass gerade in Kindertagesstätten, in denen anders als in der Schule oder am ...
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Wie entfernen Filteranlagen Aerosole aus der Luft?

Ein Diffusor gibt im Flur der Selterser Kita Sonnenschein ein ungefährliches künstliches Aerosol ab, Ventilatoren verteilen es im Raum. Mit der definierten Belastung, die bei solchen Messungen mindestens das Zehnfache der Ausgangs- oder Hintergrundbelastung ausmacht, wird die Reinigungsrate der Luftfiltergeräte bestimmt. In Selters wird laut Ingenieur Wolfgang Schreier sogar fast das 20-Fache des Ausgangswertes im Flur verteilt.

In dem langen, verwinkelten Gang hat Matthias Baun vom Anlagenhersteller Dema-Airtech drei große Luftreinigungsgeräte platziert, die alle auf Volllast laufen, um zu gewährleisten, dass die gesamte Raumluft sechsmal stündlich durch das Gerät filtriert wird.

Von anderen Messreihen kann er berichten, dass ein Betrieb auf halber Leistung genügt, um den Aerosolgehalt der Raumluft über Stunden beizubehalten, nachdem die Aerosolbelastung einmal durch Volllastbetrieb auf den Ausgangswert gesenkt worden ist.

Die Reinigungsgeräte sind alle nach demselben Prinzip aufgebaut: Die Luft wird an der Rückseite angesaugt und gelangt dann über einen Vorfilter, der grobe Verunreinigungen wie Haare und Fusseln abscheidet, auf einen sogenannten Hepa-Filter. „Diese Hochleistungsfilter gibt es schon seit Jahrzehnten, sie sind erprobt und bewährt“, sagt Baun.

Sie sollen 99 Prozent der Aerosole aus der Raumluft filtern. Ein Aktivkohlefilter schließt sich an – dieser kann auch Geruchsbelästigungen mindern. Außerdem wird im gesamten Filtersystem ein Hochspannungsfeld erzeugt: Diese Plasmatechnologie sorgt Baun zufolge dafür, dass kleine Partikel verklumpen und abgeschieden werden. Die gereinigte Luft tritt vorn wieder aus. kat

Else Schütz Stiftung hilft oft im Verborgenen

Die Else Schütz Stiftung ist in den vergangenen Monaten schon mehrfach als großzügiger Finanzgeber in der Region aufgetreten – blieb dabei aber absichtlich von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt.

Gegründet aufgrund der testamentarischen Verfügung der Stifterin Else Schütz von deren Sohn Thomas Schütz, versteht sich die Stiftung in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft als reine Förderstiftung, betont Geschäftsführer Dr. Johann Christian Meier. Es gehe bislang nicht um die eigene Konzeptionierung und Umsetzung von Projekten.

Dabei suchen und wählen er und Projektkoordinatorin Cordula Simmons die Projekte selbst aus. „Wir haben derzeit überhaupt nicht das Personal, um Bewerbungen oder Anfragen zu bearbeiten“, erläutert Meier. Die Stiftungszwecke wurden im Sinne der Gemeinnützigkeit als Grundidee der Stifterin von deren Söhnen festgelegt. Förderziele sind das öffentliche Gesundheitswesen, die Jugend- und Altenhilfe, Erziehung, Volks- und Berufsbildung, Wohlfahrtswesen, Tierschutz und Sport.

Gefördert werden, so Meier, ausschließlich steuerbegünstigte Körperschaften wie Vereine und Bildungsinstitute, die einen oder mehrere der sechs benannten Förderzwecke verfolgen. Beispiel für ein Vorhaben, welches mehreren Zwecken dient, ist das bislang größte Projekt der Stiftung: Sie baut in Neuwied die neue Zooschule und steht dabei als alleiniger Finanzier hinter dem Bauprojekt zugunsten von Tierschutz, Bildung und Barrierefreiheit.

Regionaler Schwerpunkt der geförderten Projekte, und diese Festlegung hat die Stifterin selbst getroffen, soll das nordöstliche Rheinland-Pfalz sein, die rechtrheinischen Landkreise sowie Koblenz und Umgebung. „Es handelt sich also im weiteren Sinne um die Umgebung ihres Lebensmittelpunktes Selters“, erklärt Meier. Binnen eines Jahres müssen jeweils Projekte aller Stiftungszwecke gefördert werden. „Es gibt in der Region genügend Potenzial dafür“, betont der Geschäftsführer.

Ein weiteres Kriterium sei, dass es keine Aufgabe der öffentlichen Hand ist, die übernommen wird. Wichtig sei dabei, dass das Jahresbudget, das eine siebenstellige Höhe erreicht, nicht „im Gießkannenverfahren“ verteilt und nicht auf Jahre hinaus festgelegt werde. Für maximal drei Jahre binde sich die Stiftung an ein Projekt, „wir wollen Anstöße geben, die andere aufgreifen und fortführen“, sagt Meier.

Nachhaltigkeit ohne den Bedarf dauerhafter Zuwendung seitens der Stiftung sei das Ziel. So hat die Stiftung etwa für mehrere Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege, darunter das Montabaurer Brüderkrankenhaus, sogenannte Tovertafeln angeschafft und unter anderem dem ASB-Kreisverband Westerwald Drohnen übergeben, die zunächst der Kitzrettung, dauerhaft aber auch der Vermisstensuche dienen. kat

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