Westerwaldkreis

Von Obdach bis Spenden: Hilfsbereitschaft in Wäller Gemeinden reißt nicht ab

Auch aus den Verbandsgemeinden Hachenburg (Foto) und Bad Marienberg hat sich ein großer Hilfskonvoi Richtung Hochwassergebiet an der Ahr in Bewegung gesetzt.
Auch aus den Verbandsgemeinden Hachenburg (Foto) und Bad Marienberg hat sich ein großer Hilfskonvoi Richtung Hochwassergebiet an der Ahr in Bewegung gesetzt. Foto: VG Hachenburg

Die erschütternden Bilder verwüsteter Dörfer und verzweifelter Menschen nach der Flutkatastrophe haben in den Ortschaften und Verbandsgemeinden im Kreis große Betroffenheit sowie eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst und sorgen für immer mehr Helfer und Hilfsaktionen.

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„Egal ob die Freiwilligen Feuerwehren, die Rescuegroup Westerwald, die Ortsvereine des DRK und der DLRG sowie viele private Initiativen setzen sich beispielhaft für die in große Not geratenen Mitmenschen ein. Dabei muss ausdrücklich betont werden, dass dies ehrenamtlich [...] geschieht. Die Schilderungen der ehrenamtlichen Helfer, die vor Ort waren, machen fassungslos. Es herrscht einfach nur Sprachlosigkeit. Wir können es nicht begreifen. Die ganze Situation stellt für alle Betroffenen eine große physische und psychische Belastung dar“, teilt Andreas Heidrich, Bürgermeister der VG Bad Marienberg, in einer Presseinformation mit.

Ein ähnliches Bild in der VG Hachenburg. „Eine Einsatztruppe der Feuerwehr wurde am 17. Juli von der Stadt Bad Neuenahr zur Hilfeleistung angefordert, und so ging es gemeinsam mit Mitarbeitern der Bauhöfe von Verbandsgemeinde und Stadt sowie der Eigenbetriebe, Fahrzeugen und technischen Geräten an die Einsatzstelle“, heißt es in einer Mitteilung der VG-Verwaltung.

Aufgabe der Helfer sei das Auspumpen von Kellern gewesen, doch habe dies die Feuerwehrleute vor große Herausforderungen gestellt, da die Straßen durch Schutt und Geröll versperrt waren. So musste zunächst der Radlader des Bauhofes zum Einsatz kommen, damit die betroffenen Häuser überhaupt erreichbar waren. Aber auch das Auspumpen selbst konnte nicht wie üblich vorgenommen werden, da die Wassermassen große Mengen Erde mit in die Häuser gespült haben.

„Verstopfte Tauchpumpen waren die Folge. Teilweise waren zudem Heizöltanks ausgelaufen, was die Arbeiten zusätzlich erschwerte“, so der weitere Bericht der VG Hachenburg. Ohne Frischwasser und Strom seien alle sonst „normalen“ Hilfeleistungen zur Herausforderung geworden.

Appell: Betroffenen in der Katastrophenregion werden in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren weiterhin Unterstützung und Solidarität benötigen

Durch den hohen Grundwasserspiegel sei ständig neues Wasser in die Keller eingedrungen. Zeitweise wurde eines der mitgeführten Fahrzeuge genutzt, um Trinkwasser an die Bevölkerung zu verteilen, um die elementaren Bedürfnisse der Menschen sicherzustellen. Erst am Sonntagabend sei die angeforderte Leistung erbracht gewesen, sodass die Feuerwehrleute ihre Heimreise antreten konnten.

Die VG Hachenburg weist darauf hin, dass die betroffene Region dennoch über einen langen Zeitraum Hilfe benötigen wird, die die Westerwälder Kommune gerne leisten möchte. So werde sie sich beispielsweise mit dem in Müschenbach stationierten Mehrzweckfahrzeug, das bereits in Bad Neuenahr mit seinem Hochwassercontainer gute Dienste geleistet habe, nebst wechselnder Besetzung beteiligen.

Aus der VG Bad Marienberg und aus der VG Hachenburg haben sich neben den tatkräftigen Helfern im Krisengebiet ebenso, wie vielerorts, bereits zahlreiche Menschen mit Sach- oder Geldspenden an dieser großen Rettungsaktion beteiligt. Die Welle der Hilfsbereitschaft sei einfach unbeschreiblich und sehr beeindruckend, so der Bad Marienberger Bürgermeister Heidrich.

Er und auch die Verwaltungsspitze aus Hachenburg danken allen Beteiligten, wo und wie auch immer sie im Einsatz waren beziehungsweise sind. Das Mitgefühl gilt den Betroffenen in der Katastrophenregion, die angesichts des Ausmaßes der Zerstörung in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren weiterhin Unterstützung und Solidarität benötigten, so der Appell aus den Westerwälder Rathäusern.

Altenpfleger gesucht

Wie können wir den Menschen in den Katastrophengebieten gezielt helfen? Diese Frage bewegt auch im unteren Westerwald viele Menschen. Hilfe wird auch weiterhin dringend benötigt: So sucht beispielsweise das Hotel Silicium von Peter und Christina Heinz in Höhr-Grenzhausen aktuell stundenweise Unterstützung bei der Versorgung älterer Menschen aus Ahrweiler, vorzugsweise Fachkräfte in der Altenpflege. Wer helfen möchte, kann sich unter Telefon 0175/433 77 31 melden.

Die Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach hat ebenfalls einen neuen Aufruf gestartet: Nach der erfolgreichen Hilfsaktion am Wochenende in der Stadthalle der Töpferstadt werden nun diese Hilfsgüter dringend gebraucht: Wasserschläuche und Verbinder, Kabeltrommeln, Stromkabel, Dampfstrahler, Hochdruckreiniger, Handschuhe, Gummistiefel, Arbeitskleidung, Eimer, Schaufeln, Schubkarren, Powerbanks, Handyladekabel, Solarleuchten, Taschenlampen, Gaskocher, Getränke, Tiernahrung und Zubehör, Hygieneartikel und Notstromaggregate.

Die Verantwortlichen bitten, sich wegen der Anlieferung mit dem Büro der Stadthalle unter Telefon 02623/988 00 abzustimmen. Haushaltsgegenstände oder Kleidung sollen derzeit nicht mehr abgegeben werden.